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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher
Autoren: Anthony Mark
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Hand.«
    »Das freut mich«, sagte die junge Hexe. »Denn ich weiß, wie es ist, eine Hand zu verlieren.«
    Die flachshaarige Frau verschwand. Nun stand ein hoch gewachsener Mann da; der strenge Ausdruck seines Ehrfurcht gebietendes Gesichts wurde aber durch Freundlichkeit und Weisheit abgemildert. Ihm fehlte die linke Hand. Er hielt die rechte Hand hoch, und auf der Handfläche leuchtete ein silbernes Symbol: drei sich kreuzende Linien.
    »Die Rune der Runen«, murmelte Travis. »Also das seid Ihr. Ihr seid Olrig Kunde-Dieb. Ihr seid ein Alter Gott.«
    »Mehr als das«, meldete sich Meister Larad zu Wort und hinkte heran. »Ihr seid derjenige, der diese Welt erschuf. Ihr seid der Weltenschmied.«
    »Ich war der Weltenschmied«, sagte der Einhändige. Er richtete den uralten Blick auf Travis. »Du bist jetzt der Weltenschmied, Runenbrecher.«
    Travis schüttelte den Kopf. »Ich habe die Welt gewählt, die war. Das ist noch immer die Welt, wie Ihr sie erschaffen habt.«
    »Das ist sie«, erwiderte der Mann nachdenklich. »Das ist sie.«
    Meister Larad streckte die rechte Hand aus. Die Rune der Runen glitzerte schwach auf seiner Handfläche. »Die Rune des Himmels ist gebrochen worden. Ich brauche das hier nicht mehr, und so wie es aussieht, werde ich wohl doch nicht sterben. Ihr müsst sie zurücknehmen.«
    Der bärtige Mann schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Sobald etwas gemacht wurde, kann es nicht wieder ungeschehen gemacht werden, ohne es vorher zu zerbrechen.«
    Larad senkte den Kopf. »So wie Himmel, meint Ihr. Ihr habt ihn erschaffen, nicht wahr? Er war Euer Diener.«
    »Ich gab ihm die Gestalt, die ihr kennt, damit er auf der Welt meine Arbeit tun konnte, und doch habe ich weder ihn noch eine der anderen Runen erschaffen. Ich sprach sie am Anfang der Welt – dieser Welt –, und ich band sie, damit sie nicht vergingen. Aber die Runen wurden von einem noch älteren Weltenschmied als mir erschaffen.«
    Larad ballte die Hand zur Faust und senkte sie dann.
    Aryn zögerte. Dann sagte sie: »Ihr seid nicht nur der Weltenschmied, oder? Ihr seid auch Sia.«
    Der Mann lächelte, und an seiner Stelle stand eine Frau, aber es war unmöglich zu sagen, wer sie war – Jungfrau, Mutter oder Greisin. Die Züge Tausender verschiedener Frauen flackerten über ihr Gesicht. »Sia und der Weltenschmied sind nur zwei Namen für dieselbe Sache, Tochter. Ich vermag nicht zu sagen, warum die Leute das nicht glauben können oder wollen.«
    Aryn lächelte, und Grace schloss sich ihr an. Sie wünschte sich, Meister Graedin wäre da. Was würde er denken, wenn er erfuhr, dass seine verrückte Idee, Runensprecher und Hexen würden sich gar nicht so sehr voneinander unterscheiden, in Wirklichkeit die Wahrheit war? Olrig. Sia. Sie waren eins. Magie war Magie – sie entsprang immer derselben Quelle.
    Mittlerweile war es fast völlig dunkel. Grace konnte nicht zu zittern aufhören. Sie konnten sich auch noch morgen weiter unterhalten. Morgen, wenn die Sonne wieder aufging. Bis dahin sollten sie in die Festung zurückkehren.
    »Werdet Ihr bleiben?«, fragte sie die Frau mit den vielen Gesichtern, dabei war sie sich nicht einmal sicher, ob sie damit Burg Todesfaust oder doch hier auf dieser Welt meinte.
    Das Gesicht der Frau verschwamm, und sie war wieder Grisla. Sie grinste und entblößte ihren einsamen Zahn, aber in ihrem Auge lag Trauer. »Vielleicht bleibe ich noch eine Zeit, Euer Hoheit. Aber meine Kinder sind bereits vor mir gegangen, zurück in das Zwielichtreich. Wenn wir diesmal gehen, werden wir nie wieder zurückkehren, und ich glaube, die Maugrim sollten mit uns kommen. Es wird niemand zurückbleiben, der den Weg durch den Nebel kennt. Unsere Welt, unsere Zeit, wird für immer von der euren entfernt sein.«
    Grace weinte. »Warum? Warum verlasst Ihr uns?«
    »Aber, aber, Tochter.« Sie wischte die Tränen von Graces Wangen. »Ich bin alt. Wir sind alt. Und die Welt hat neuere Götter. Sieh doch – da kommt die Neueste von ihnen allen.«
    Rubinrotes Licht drängte die Dunkelheit zurück. Drei Leute kamen ihnen aus der Richtung der Festung entgegen, Hand in Hand. Der eine war ein Mann mit kupferfarbenen Augen, der über das ganze bekannte, ansehnliche Gesicht grinste; allerdings ging er auf zwei Beinen, nicht nur auf einem. Die andere war eine wunderschöne Frau mit schwarzem Haar und einer Haut wie auf Hochglanz poliertes Ebenholz. Zwischen ihnen schritt ein Kind, das nur ein einfaches Kleidchen trug und dessen Haar
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