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Ja, Liebling

Ja, Liebling

Titel: Ja, Liebling
Autoren: Mary Scott
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    »Ja, Liebling«, sagte Margaret Neville.
    Cecily rüttelte ein wenig ungeduldig an ihrer Schulter. »Du hast mir ja gar nicht zugehört. Du hast dir angewöhnt, einfach immer nur >Ja, Liebling< zu sagen. Das mag ich nicht. Mußt du immer ein Ja-Sager sein?«
    Ihre Stiefmutter blickte überrascht auf. »Ja-Sager?« War es denn wirklich so schlimm?
    »Genau, ein Ja-Sager. Ich weiß, bei Vater konntest du nicht gut eine andere Rolle spielen, er war nun einmal so. Aber jetzt ist er tot. Bei mir hast du das nicht nötig — und noch weniger bei Elinor und Philippa. Schließlich sind es ja nur deine Stiefnichten, oder?«
    Wie bei einem Verhör, dachte Margaret. Aber — ein Ja-Sager? Das war schlimm. Trotzdem fürchtete sie insgeheim selbst, genau das geworden zu sein — zuerst für Hervey und dann für seine Nichten. Aber doch nicht für Cecily! Wenn man jemanden liebt, dann ist man doch kein Ja-Sager. Und sie liebte ihre Stieftochter sehr. So sehr, daß sie sich oft einbildete, Cecily sei ihr eigenes Kind; vielleicht auch eine jüngere Schwester, eine sehr verwöhnte und angebetete jüngere Schwester. Nur elf Jahre trennten sie, und für Margaret war Cecily immer noch das verstörte, achtjährige Mädchen, das sie bei der Rückkehr von einer recht seltsamen Hochzeitsreise begrüßt hatte. Das Kind hatte sie eine Weile zweifelnd angesehen, dann schüchtern die Arme um den Nacken der jungen Braut geschlungen und gesagt: »Du bist aber hübsch!«
    Das >Kind< war inzwischen neunzehn Jahre alt und selbst sehr hübsch geworden und verlangte im Augenblick gebieterisch Margarets Aufmerksamkeit. »Zunächst möchte ich wissen, ob diese Koffer und Kisten alle ausgepackt werden sollen. Ist das nicht Zeitverschwendung? Du willst dich doch wohl nicht für immer auf deiner Farm niederlassen, oder?«
    Genau das hatte Margaret vor. Sie hatte nur noch nicht den Mut gefunden, das offen auszusprechen, nicht einmal gegenüber Cecily. Doch etwas an ihrem Schweigen machte das Mädchen stutzig. Warum starrte Margaret die ziemlich langweilige ländliche Szenerie mit den Koppeln und den dazwischen als Windschutz eingestreuten Waldstreifen so hingerissen an? So begeistert konnte sie vom Ort ihrer Kindheit doch wohl nicht sein, daß sie sich hier niederzulassen gedachte. Natürlich nicht. Es stand Margaret nicht, jemals etwas Egoistisches zu tun. Sie wurde in der Stadt gebraucht. Cecily brauchte sie und, wenn auch nicht so dringend, die beiden Nichten Elinor und Philippa.
    Der Gedanke an ihre Ansprüche veranlaßte das Mädchen, plötzlich zu sagen: »In was für eine Familie bist du nur hineingeraten, als du Vater geheiratet hast! Schon schlimm genug, eine achtjährige Stieftochter zu übernehmen — aber die Sache mit Vaters beiden Nichten war geradezu schrecklich. Elf und dreizehn sind einfach ein unmögliches Alter!«
    Margaret sagte beschwichtigend: »Nun, sie waren ja im Internat, das weißt du doch. Nur du warst zu Hause.«
    »Schlimm genug. Und in den Ferien waren wir alle drei da. Warum hast du das gemacht, Marge?«
    Margaret hätte für nichts in der Welt zugegeben, daß sie sich in den sieben endlosen Jahren ihrer Ehe diese Frage selbst oft genug vorgelegt hatte; ebenso in den vier tristen Jahren nach Herveys Tod, die sie in der Stadtwohnung verbrachte und sich krampfhaft bemühte, nach Herveys letztem Wunsch zu leben: »Kümmere dich um die Mädchen, Margaret, nicht nur um Cecily, auch um die anderen. Für die bist du jetzt verantwortlich.«
    Für eine Frau von sechsundzwanzig Jahren war das eine schwere Last, aber sie hatte sich immer nach besten Kräften bemüht, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Glücklicherweise hatte Elinor bald geheiratet, und Philippa folgte ein Jahr später ihrem Beispiel. Sie bedienten sich aber auch weiterhin des Hauses und der Witwe ihres Onkels.
    Schließlich hatte sie aber die Kraft gefunden, auszubrechen, und nun am Tage nach ihrem dreißigsten Geburtstag stand sie auf der Veranda des Hauses, das sie mit neunzehn verlassen hatte, um Hervey Neville zu folgen. Seit dem Tode ihres Vaters gehörte die Farm ihr. Es ist mein einziges Zuhause, dachte sie, denn das Haus in der Stadt, in dem sie Wohnrecht hatte und das zu gleichen Teilen den drei Mädchen gehörte, war ihr nie ein Heim geworden.
    Die Beantwortung von Cecilys Frage wurde ihr erspart. Ein Wagen fuhr rasch an das alte Farmhaus heran, und eine hübsche dunkelhaarige Frau eilte die Stiegen herauf. Cecily stöhnte. Sie liebte ihre
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