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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher
Autoren: Anthony Mark
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wild und ungebändigt war. Das Licht ging von dem Mädchen aus.
    »Lirith!«, rief Aryn. »Sareth!«
    Aber Grace rief einen anderen Namen. »Tira!«
    Das kleine Mädchen machte sich los und rannte auf nackten Füßen los. Grace fiel auf die Knie und umarmte Tira.
    »Du bist zurückgekommen«, sagte sie, obwohl sie wusste, dass das nicht die Wahrheit war. Trotzdem fühlte es sich gut an, es zu sagen. Sie streichelte die wilde Mähne des Mädchens.
    »Ich liebe dich«, sagte Tira mit ernster Stimme.
    Das blutrote Licht wurde tiefer und hüllte Grace in Wärme. Dann verblasste es, und Grace hielt keinen kleinen warmen Körper in den Armen, sondern nur Schatten. Sie stand auf und schaute in die Höhe. Am südlichen Himmel leuchtete ein Stern so hell wie ein Rubin. Ein wilder Schmerz pochte in Graces Brust, aber es war ein guter Schmerz. Er bedeutete, dass nach allem, was geschehen war, ihr Herz noch immer an Ort und Stelle war.
    Er bedeutete, dass sie lebte.
    »Komm, Grace.« Es war Travis. Er berührte sie am Arm. »Es wird kalt. Wir sollten hineingehen.«
    Sie setzten sich in Bewegung, und als sie es taten, fiel Grace auf, dass Beltan und Travis in Vanis Nähe blieben. Auch wenn sie es nicht erwähnt hatten, war doch klar, dass beide Männer über die Schwangerschaft der T'gol Bescheid wussten. Grace fragte sich, was aus ihnen werden würde, aber im Augenblick schienen die drei damit zufrieden sein, nahe beieinander zu sein. Was die Zukunft für sie bereithielt – falls das Schicksal ihnen erlaubte, zusammen zu bleiben –, das konnte bis morgen warten.
    Andere Dinge konnten nicht warten, und Grace erzählte ihnen endlich von Durge, auch wenn Aryn ihr helfen musste, und wenn die eine zu sehr von der Trauer übermannt wurde, sprach die andere weiter. Aber weder Grace noch Aryn erwähnten, was Durge ihnen enthüllt hatte: wie sehr er Aryn geliebt hatte. Das war eine private Sache. Die junge Baronesse hatte Teravian aus Pflichtgefühl geheiratet. Aber das Wissen, dass Durge sie nicht wegen ihres Standes, sondern um ihrer selbst willen hatte haben wollen, war wie ein geheimes Juwel, das ihr in den kommenden einsamen Zeiten Trost spenden würde.
    Dann sah Grace, wie Teravians Hand verstohlen Aryns berührte, und sie musste trotz ihres Leids lächeln. Vielleicht würde es in Aryns Zukunft ja doch nicht so viele einsame Momente geben.
    »Eine Sache verstehe ich noch immer nicht«, sagte Beltan, als sie sich dem Geheimgang näherten. Er wurde von Fackeln erhellt; am Eingang standen Wachen.
    »Was denn?«, fragte Grace.
    Der blonde Mann kratzte sich am Kinn. »Nun, Travis hat die Erste Rune gebrochen, genau wie es die Prophezeiung vorhergesagt hat. Aber die Prophezeiung hat auch gesagt, dass die Krieger von Vathris dazu bestimmt waren, die Letzte Schlacht zu verlieren.«
    »Das haben wir doch«, meinte Sir Tarus. »Die Armee des Fahlen Königs hatte uns vor der Festungsmauer in der Falle. Sie war dabei, uns zu vernichten. Der Sieg hat ihnen gehört.«
    »Wir hätten sie nicht besiegen können«, stimmte Teravian ihm zu.
    Aryn sah Travis an. »Aber dann starb der Fahle König, und mit ihm seine Sklaven, weil Mohg ihnen nicht helfen konnte.«
    Grace dachte darüber nach. »Das ändert nicht die Tatsache, dass wir verloren haben.« Sie seufzte, sah Aryn, Teravian und Tarus an. »Es war Travis, der die Welt gerettet hat. Ich glaube, am Ende hat es keine Rolle gespielt, was wir taten.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Travis energisch. »Du bist wichtig gewesen. Ihr alle. Hättet ihr Burg Todesfaust nicht gehalten, hätten die Streitkräfte des Fahlen Königs die nötige Zeit gehabt, um Eldh zu überrennen. Sie hätten Tausende und Abertausende Menschen getötet. Die Domänen wären in Schutt und Asche gelegt worden.« Er ergriff ihre Hand. »Ohne dich, Grace, hätte es für mich keine Welt mehr gegeben, die ich hätte retten können, eine Welt, für die ich mich hätte entscheiden können.«
    Tarus grinste sie an. »Sieht so aus, als hätten wir doch etwas Gutes vollbracht, Euer Majestät.«
    Grace hob eine Hand und berührte den Verband an der rechten Schulter. »Durge hat etwas Gutes vollbracht«, sagte sie energisch.
    Zusammen betraten sie den Gang und überließen es der Nacht, über die Welt zu herrschen. Zumindest eine Weile lang.

29
    Mitternacht war vorbei.
    Deirdre Falling Hawk saß am Küchentisch ihres Apartments in South Kensington und sah auf den Computerbildschirm. Sie hatte die letzten drei Stunden damit
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