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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher
Autoren: Anthony Mark
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des Bodens umfangen, damit zufrieden, nach oben zu schauen. Das Sonnenlicht war wie eine Liebkosung auf ihrer Wange, und es war nicht eine Wolke in Sicht. Sie konnte sich nicht daran erinnern, in ihrem ganzen Leben jemals etwas so Schönes wie diesen Himmel gesehen zu haben.
    »Hier drüben!«, rief eine Männerstimme und zerstörte die Stille. »Ich habe sie gefunden – hier drüben!«
    Mehrere Rufe antworteten, aber sie waren zu weit entfernt, als dass Grace hätte verstehen können, was gesagt wurde. Sie hörte Schritte sich nähern, gefolgt vom Klirren eines Kettenhemdes, als sich jemand neben ihr hinkniete. Sie konnte nicht sehen, wer es war; der Himmel füllte ihre Sicht.
    »Euer Majestät, könnt Ihr mich hören?«, fragte der Mann, derselbe, der gerufen hatte. »Geht es Euch gut?«
    Was für eine seltsame Frage! Sie fühlte keinen Schmerz, keine Furcht, kein Leid. Warum sollte es ihr nicht gut gehen? Wenn man bereits tot war, konnte einem doch nichts mehr fehlen. Sie würde von der Erde umarmt dort liegen bleiben und für immer den Himmel beobachten.
    Weitere Stiefelschritte ertönten und leichtere Schritte und das leise Rauschen von Wolle. Diesmal ertönte eine Frauenstimme. »Was ist, Sir Tarus? Oh, bei Sia, sie ist doch nicht …?«
    »Nein, ihre Augen sind geöffnet, den Sieben sei Dank, aber sie antwortet mir nicht. Euer Majestät – helft mir.«
    Starke Hände ergriffen sie, zogen sie in die Höhe, und der Himmel kippte. Schwarze, zerklüftete Umrisse kamen in Sicht.
    Berge. Sie keuchte auf, als die Hände sie aufrecht hinsetzten und kalte Luft in ihre Lungen drang.
    »Legt mich zurück auf den Boden«, murmelte sie. »Ich bin tot. Legt mich zurück.«
    »Es tut mir Leid, Euch enttäuschen zu müssen, Euer Majestät«, sagte der Mann und lachte, »aber Ihr seid sehr wohl am Leben.« Staunen schlich sich in seine Stimme. »Irgendwie sind wir das alle, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, wie das sein kann.«
    Grace blinzelte, und vor ihr nahmen drei Gesichter Gestalt an. Tarus und Teravian hielten ihre Schultern, und Aryn kniete mit erleichtertem Blick vor ihr.
    »Sia sei Dank, dass du lebst«, sagte die junge Hexe. »Wir suchen das Schlachtfeld seit Stunden ab, aber wir konnten dich nicht finden, und bald bricht die Nacht herein. Aber wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben.«
    »Wir müssen mindestens ein Dutzend Mal an dieser Stelle vorbeigegangen sein«, sagte Teravian. Der Wind blies das dunkle Haar aus seiner Stirn. »Wir waren sicher, dass Ihr hier in der Nähe gestürzt seid, Euer Majestät, aber wir konnten Euren Lebensfaden nicht aufspüren. Die Weltenkraft ist hier ein wirres Knäuel aus Leben und Tod.«
    »Es war diese verfluchte Erdspalte«, sagte Tarus. »Sie lag dort unten. Man konnte sie unmöglich sehen, solange man nicht drei Schritte von ihr entfernt war.« Der rothaarige Ritter grinste sie an. »Und ich hätte Euch trotzdem nicht gefunden, Euer Majestät, wäre da Euer Atem nicht gewesen. Es wird kälter, und ich sah ein weißes Wölkchen vom Boden aufsteigen.«
    Aryn warf den linken Arm um Grace. »Wir waren in deiner Nähe, als alles geschah, haben dich aber in dem Getümmel aus den Augen verloren. Wir haben gesehen, wie du den Fahlen König niedergeschlagen hast. Dann brach das Chaos aus.«
    Stück für Stück setzten sich die Fragmente ihrer Erinnerung wieder in Graces Kopf zusammen. Sie erinnerte sich an uralte Augen in einem Gesicht so bleich wie Frost, in denen ein wilder Hass brannte. »Er wollte mich mit seinem Zepter erschlagen. Ich konnte ihn nicht daran hindern. Aber dann, der Himmel … da war ein furchtbarer Laut, und etwas geschah mit dem Himmel. Berash schaute auf, und ich sah die Lücke in seiner Rüstung. Ich stieß das Schwert dort hinein.« Sie blickte sich um. »Mein Schwert …«
    »Hier, Euer Majestät«, sagte Teravian und zeigte in die schmale Grube im Boden, aus der sie sie herausgezogen hatten. »Ich fürchte, Ihr werdet Fellring nie wieder führen können.«
    Sie musste auf sie drauf gefallen sein: mehrere Stahlsplitter. Das Schwert endete direkt hinter dem Griff als abgebrochener Stumpf. Es hatte getan, wozu es geschmiedet worden war; sie würde es nicht noch einmal brauchen.
    Danke, Sindar, flüsterte sie in Gedanken.
    Die Schatten der Berge erstreckten sich über das Tal, und Grace fröstelte. Irgendwie gab es die Welt noch, und sie war doch nicht tot.
    »Ich glaube, ich würde jetzt gern aufstehen«, sagte sie.
    Wollen und Tun waren
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