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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher
Autoren: Anthony Mark
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weiß, dass Großmeister Oragien und Meister Graedin besonders froh sein werden, Euch wieder zu sehen.«
    »Einen Moment«, sagte da Teravian. »Die hier wollen wir doch nicht vergessen.« Er nahm den Umhang ab, dann sammelte er Fellrings Splitter ein. Er wickelte sie in den Umhang und hielt Grace das Bündel hin.
    Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln, dann deutete sie auf ihren rechten Arm. »Würdet Ihr die Ehre übernehmen, Euer Majestät? Ich glaube nicht, dass ich in der nächsten Zeit Schwerter halten werde, ob es nun zerbrochene oder heile sind.«
    Sie gingen langsam auf den Geheimgang zu, der zurück in die Festung führte. Auch wenn das Licht nachließ, suchten noch immer Männer das Schlachtfeld ab und hielten nach Überlebenden Ausschau, die sie bis jetzt vielleicht übersehen hatten, und sie sammelten die Leichen ihrer Kameraden ein, die gefallen waren. Aldeth und Samatha leiteten die Suche, und die Hexen Senrael und Lursa halfen ihnen, indem sie nach den Lebensfaden derjenigen Ausschau hielten, die noch am Leben waren.
    Es war eine grausige Arbeit, aber Tarus zufolge war sie fast beendet. Von den fünftausend Männern, die nach Burg Todesfaust marschiert waren, waren mehr als tausend gestorben, und viele Hundert würden sich niemals mehr richtig von ihren Verletzungen erholen, aber dass sie nicht alle tot waren, war ein Wunder, das Grace noch immer nicht so richtig begreifen konnte.
    Sie hatten die Tür des Geheimgangs fast erreicht, als eine gewaltige Gestalt über das Schlachtfeld auf sie zukam. Grace brauchte einen Augenblick lang, bis sie Kel erkannte. Sein buschiger roter Bart war abrasiert, und ohne sah der eitle König jünger und fröhlicher aus – mehr wie ein zu dicker Mönch als ein Kriegshäuptling.
    »Euer Majestät!«, rief er aus, schlang die großen Arme um sie und hob sie vom Boden hoch. »Bei Jorus, du lebst!«
    Grace biss die Zähne zusammen. »Nicht mehr lange, wenn Ihr weiter so drückt.«
    Kel setzte sie wieder ab. »Tut mir Leid.« Er blickte sich um.
    »Habt Ihr etwas verloren?«, wollte Tarus wissen.
    »Das habe ich in der Tat«, sagte Kel mit einem Grunzen. »Ich habe meine Hexe verloren. Irgendwie habe ich es geschafft, sie im Kampfgetümmel zu verlegen, und jetzt kann ich sie nicht wiederfinden.«
    »Vielleicht ist sie wieder in der Festung«, meinte Aryn.
    Kel runzelte finster die Stirn. »Da habe ich bereits gesucht, aber niemand hat sie gesehen. Das ist ärgerlich. Ich brauche sie, sie muss die Runen werfen und mir sagen, ob es gut ist, meinen Bart wieder wachsen zu lassen oder nicht.« Er ballte eine riesige Faust. »Die verdammte Vettel versteckt sich irgendwo vor mir.«
    »Wie wäre es direkt vor Eurer Nase, Euer Offensichtlichkeit?«, krächzte da eine Stimme giftig.
    Alle drehten sich wie auf Kommando um und entdeckten eine zerlumpte Gestalt, die auf stockdürren Beinen auf sie zuhumpelte. Grisla blieb vor Grace stehen und entblößte ihren einsamen Zahn zu einem Grinsen. »Ich grüße Euch, Königin von Malachor.«
    Die Vettel verbeugte sich tief, und Grace war so überrascht, dass sie anfing, die Verbeugung zu erwidern, bis Tarus sie am Arm nahm und sie davon abhielt.
    Kel starrte die Greisin finster an. »Und was ist mit mir, Hexe? Willst du mir nicht den nötigen Gehorsam erweisen? Und wo hast du die ganze Zeit gesteckt?«
    Sie stemmte die Hände in die unförmigen Hüften und rollte mit dem hervorquellenden Auge. »Ich habe mich um wichtigere Dinge kümmern müssen als das Fell auf Eurem Gesicht, Euer Haarigkeit. Ich habe nach Versprengten auf dem Schlachtfeld gesucht. Tatsächlich habe ich ein paar gefunden.« Sie winkte mit der knotigen Hand.
    Grace und die anderen sahen in die Richtung. Fünf Gestalten kamen auf sie zu – langsam, als wären sie jenseits aller Vorstellungskraft erschöpft. Zuerst waren sie nur Silhouetten im Zwielicht. Dann fand ein letzter verirrter Sonnenstrahl seinen Weg durch eine Lücke in den Bergen auf das Schlachtfeld und erhellte ihre Gesichter.
    Es gibt eine Freude, die nicht mit Worten auszudrücken ist. Nicht das Herz oder der Verstand erfährt sie, sondern die Seele selbst – das plötzliche Gefühl, dass etwas richtig ist und das so klar und perfekt ist, dass es dem Menschen eine flüchtige Ahnung dessen verschafft, was ihm mit Sicherheit das erste Mal die Idee des Himmels eingab.
    In diesem Augenblick verspürte Grace eine solche Freude. Das Sonnenlicht ließ ihre Gesichter strahlen, als würden sie von innen heraus
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