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Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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später verschwand ihre Freundin in der Hütte, um sich auf die kommende Nacht vorzubereiten. Während Connor die rauen Scherze der anderen Männer über sich ergehen ließ, bewegte sich auch Tómas in Richtung der Behausung.
    Eileen traute ihm zu, das Ritual ohne Rücksicht auf die Konsequenzen zu stören. Verzweifelt blickte sie sich um, bis sie Liannas älteren Bruder Riordan erblickte.
    „Ich mache mir Sorgen um deine Schwester“, sagte sie. „Tómas ist eifersüchtig auf Connor.“
    Die Gelöstheit, mit der Riordan reagierte, zeigte, dass er eine gewisse Menge an Met getrunken hatte. „Lianna kann auf sich selbst aufpassen“, gab er Eileen zu verstehen. Seine Augen wurden dunkel, sein Ausdruck entspannte sich weiter. Er streckte die Hand aus und tätschelte ihr den Kopf. „Lauf weiter, Mädchen.“ Stolpernd wankte er auf eine Gruppe von Frauen zu.
    Eileen wandte sich in die entgegengesetzte Richtung. Ihr Blut pulsierte vor Verlegenheit. Sie floh und drängte sich zwischen den Männern und Frauen hindurch. Vertraute Töne umgaben sie – in den Armen ihrer Mütter weinende Kinder und die verführerischen Laute aus dem kleinen Wäldchen. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, fand sie sich vor der Hütte wieder, in der das Ritual der Vereinigung stattfinden sollte.
    Eine seltsame Vorahnung erfasste sie, und auf ihrer Haut spürte sie ein seltsames Prickeln. Was würde Lianna in diesem Moment empfinden? Wenn sie an ihrer Stelle wäre, könnte sie sicher kaum atmen. Allein der Gedanke, von Connor MacEgan geliebt zu werden, seinen starken Körper an dem ihren zu fühlen, ließ sie erschaudern.
    Das flackernde Licht des Beltane-Feuers lockte sie in die Hütte, auch wenn sie nicht genau hätte sagen können, warum.
    „Was machst du hier?“, flüsterte Lianna. „Er wird gleich kommen.“
    „Ich weiß. Ich … ich wollte dir Glück wünschen.“
    „Ich habe kein Glück, absolut nicht. Tómas wird vermutlich versuchen, Connor umzubringen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Er hat mich gewarnt, ich dürfe mich ihm auf keinen Fall hingeben.“
    „Tómas kann nicht in das Ritual eingreifen. Er würde es nicht wagen, glaub mir.“
    „Ich habe mich ihm versprochen“, gab Lianna zu. „Er denkt, dass kein anderer Mann das Recht hat, mich zu berühren. Und …“, sie errötete, „… ich bin keine Jungfrau mehr.“
    Eileens Augen weiteten sich erschreckt. „Aber … was wirst du tun?“ Wenn Lianna nicht länger eine Jungfrau war, hatte der Akt keine Bedeutung.
    „Es ist ohnehin nur heidnischer Unsinn“, meinte Lianna abfällig. „Nur eine Entschuldigung für einen Mann, sich mit einer Frau zu vereinigen. Connor wird es nicht bemerken, und es wäre ihm auch egal.“
    „Wie kannst du das sagen? Sind wir nicht in diesem Jahr mit einer reichen Ernte gesegnet worden?“
    Lianna schenkte ihr ein amüsiertes Lächeln. „Du glaubst wirklich daran, oder?“
    „Natürlich tue ich das. Und du solltest es auch.“ Eileen war wie erstarrt vor Sorge, dass Liannas Täuschung großes Unglück über sie alle bringen würde.
    „Warte.“ Liannas Augen glitzerten. „Du bist eine Jungfrau, oder?“
    „Das ist wahr.“ Das plötzliche Interesse ihrer Freundin bereitete Eileen Angst.
    „Gut.“ Mit einer schnellen Bewegung löschte Lianna die Fackel, die das Innere der Hütte erhellte. In der Dunkelheit konnte Eileen fast nichts mehr erkennen.
    „Nimm meinen Platz ein“, drängte Lianna sie. „Auf diese Weise garantierst du eine reiche Ernte. Connor wird den Unterschied nicht bemerken, und Tómas ist beruhigt.“ Bevor Eileen antworten konnte, setzte ihr Lianna die Krone aus Weißdorn und Blumen auf. Sie entfernte die Bänder und löste Eileens Haar, bis es ihr über die Schultern fiel.
    „Wir sollten das nicht tun“, protestierte Eileen. Sie könnte Connor niemals auf diese Weise täuschen. Und außerdem war es falsch. Sie war nicht die Maikönigin. Wenn jemand es herausfand, würde sie bestimmt bestraft werden.
    „Du willst ihn, oder?“
    „Das macht keinen Unterschied. Er wird es bemerken, Lianna, und er wird mir die Schuld geben.“
    Unnachgiebig zerrte die Freundin Eileen die Kleider vom Körper und zog danach ihr eigenes léine aus. „Ich werde dein Kleid tragen. Wir werden unsere Gewänder später zurücktauschen, bevor es einem Menschen überhaupt auffällt, was wir getan haben.“
    Eileen leistete keinen weiteren Widerstand, weil sie tief in ihrem Herzen die Konsequenzen fürchtete, wenn das Ritual entweiht
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