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Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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wohl verloren hatte. Könnte es schon zu spät sein, um ihn noch zu retten?
    Denk nicht darüber nach. Sie tupfte schnell seine Brust ab und wandte ihre Aufmerksamkeit anschließend seiner Kopfverletzung zu. Mit einem festen Druck im Schläfenbereich versuchte sie die Blutung zu stillen. In diesem Moment bemerkte sie die dunkel verfärbten Schwellungen an seinen Händen und Handgelenken. Die Knochen waren offensichtlich gebrochen und würden geschient werden müssen.
    Er darf nicht sterben. Sie musste ihn in die Krankenhütte bringen, um seine Hände behandeln und die tieferen Wunden nähen zu können, aber das konnte sie ohne Hilfe nicht tun. Wo blieb Lorcan mit Riordan?
    Weit und breit war am Horizont nicht eine Spur von den beiden sichtbar. Sie konnte kaum darauf hoffen, dass ihr jemand anderes zu Hilfe kommen würde. Die meisten der Dorfbewohner hielten sie für verflucht.
    Sie zog eine Zwiebel aus ihrem Korb, schnitt sie auf und drückte sie vorsichtig gegen Connors Brust. Danach verband sie die Wunden und betete, dass die Zwiebel die Fieberdämonen fernhalten würde.
    Endlich hörte sie das Geräusch eines sich nähernden Pferdes, und ihr Atem wurde etwas ruhiger. Sie winkte Riordan zu, während er abstieg. Er war ein kräftiger Mann, gewöhnt an die Arbeit auf dem Feld. Gut einen Kopf größer als die meisten anderen, konnte man ihn nicht übersehen. Seine Wangen waren gerötet, und er war leicht an seinem leuchtend roten Haar zu erkennen.
    Der offensichtliche Ausdruck von Freude auf seinem Gesicht zeigte deutlich, wie glücklich er darüber war, dass sie nach ihm geschickt hatte. Seit sie sich als Witwe bezeichnen konnte, fand er immer wieder Ausreden, sich in ihrer Nähe aufzuhalten. Er war der eine Mann, von dem sie sich sicher sein konnte, dass er ihr helfen würde.
    „Lebt der Mann noch?“, rief er zu ihr hinüber.
    „Sein Atem geht sehr schwach. Ich brauche deine Hilfe, um ihn zur Krankenhütte zu bringen.“ Sie stützte Connors Oberkörper und brachte ihn in eine sitzende Position. Während ihrer Anstrengungen war er vollkommen regungslos geblieben.
    Als Riordan Connors Gesicht sah, verwandelte sich seine anfängliche Hilfsbereitschaft in Ärger und Eifersucht. „Connor MacEgan.“ Sein Tonfall klang bitter. „Du solltest den Bastard einfach da liegen lassen.“
    „Ich bin eine Heilerin“, sagte Eileen scharf. „Und wenn es der Teufel selbst wäre, der meine Hilfe bräuchte, ich würde sie ihm geben.“
    Connor könnte sehr wohl der leibhaftige Teufel sein, dachte sie. Bei ihm konnte sie sich nicht in ihre stille Welt zurückziehen, in der nichts außer ihrer Heilkunst existierte. Seine Anwesenheit allein genügte, um sie aus der Ruhe zu bringen.
    Riordan grummelte etwas, half ihr aber dennoch, den Verletzten auf das Pferd zu heben. Connors Körper blieb weiterhin bewegungslos, sein Kopf lag weich auf der Mähne des Tieres. Als Eileen den Hengst zurück zu ihrer Unterkunft auf ihrem Stück Land führte, verspürte sie das plötzliche Verlangen, ihn anzutreiben, schneller zu gehen.
    „Was hat Connor MacEgan hierher zurückgebracht?“, fragte Riordan. „Ich dachte, er würde wieder bei seiner Familie sein.“
    „Wenn er überlebt, kannst du ihn das selbst fragen.“
    Ein düsterer Ausdruck huschte über Riordans Gesicht. „Ich helfe ihm nur deinetwegen, Eileen. Ich habe nicht den Wunsch, mit ihm zu sprechen.“
    Sie verbarg ihre Verärgerung, während sie das Pferd weiter antrieb. „Wir müssen uns beeilen. Er muss überleben.“
    „Warum? Weil du noch immer Gefühle für ihn hast?“
    „Wenn er stirbt, beweist das nur erneut, dass ich verflucht bin. Ich kann nicht noch einen weiteren Verletzten verlieren. Wenn er es schafft, lässt Séamus mich vielleicht wieder als Heilerin wirken.“
    „Niemand weiß, dass du ihn gefunden hast“, bemerkte Riordan.
    „Lorcan hat ihn entdeckt. Das wird jeder noch vor Anbruch der Dunkelheit wissen.“ Da war sie sich ganz sicher. „Hast du ihn wieder nach Hause geschickt?“
    „Ja, hab ich.“
    „Das ist gut.“ Eine tiefe Angst ergriff sie. Der Gedanke, dass Connor vielleicht nie wieder aufwachen würde, ließ sie vor Kälte erzittern. Auf dem Pfad zu ihrem Land hatte er sich noch immer nicht bewegt.
    „Es gefällt mir trotzdem nicht. Wir sollten ihn stattdessen zu Séamus bringen.“
    Eileen war nicht bereit, diese Chance ungenutzt verstreichen zu lassen, schon gar nicht wegen der Eifersucht eines einzelnen Mannes. Sie legte ihre Hand auf
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