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Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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gesichert.
    „Damit bin ich seit Stunden fertig“, antwortete Cillian. Ein wissendes Lächeln verzog sein Gesicht. „Und ich werde mir eine hübsche cailín suchen, die mir die Splitter herausziehen kann.“
    Also wollte auch ihr Bruder heute Nacht nicht allein bleiben, sondern sich ein Mädchen suchen. „Da wirst du aber eine Menge Glück brauchen“, sagte sie schnippisch.
    „Genau wie du“, antwortete er. „Ich habe nämlich schlechte Nachrichten für dich.“ Er stieß ein übertriebenes Schluchzen aus, als wenn sein Herz brechen würde. „Connor ist ausgesucht worden, um die Rolle des Belenus zu spielen. Du wirst ihn heute Nacht also bestimmt nicht zum Liebhaber haben. Und Lianna wird die Göttin Danu sein.“
    Es fiel ihr nicht schwer, sich Connor als keltischen Sonnengott vorzustellen. Aber Eileens gute Laune war trotzdem verschwunden. Connor würde heute Nacht also Liannas Begleiter sein. Sie würden die Heilige Ehe vollziehen und sich lieben.
    Sie zitterte, wenn sie nur daran dachte. Warum nur war nicht sie ausgewählt worden? Kaum dass der Gedanke durch ihren Kopf schoss, verwarf sie ihn auch schon wieder. Ihr unauffälliges Gesicht und die nicht zu bändigende Masse ihrer braunen Locken ließen sie neben Liannas schwanengleicher Schönheit wie ein Spatz wirken. Mehr als einmal hatte ein junger Mann einfach an ihr vorbeigeschaut, seine Aufmerksamkeit ganz auf Lianna gerichtet.
    „Kopf hoch, Schwester“, sagte Cillian. „Ich könnte Connor für dich festhalten, und du könntest ihm einen Kuss stehlen. Ich glaube nicht, dass er zu großen Widerstand leisten würde.“
    Sie stemmte die Fäuste auf die Hüften. „Wenn du ihm gegenüber auch nur ein Wort davon erwähnst, werde ich …“
    Aber ihr Bruder lachte nur und rannte aus dem Haus. Eileen unterdrückte ein gequältes Stöhnen. Cillian wusste, dass sie heimlich von Connor träumte. Aber wenn ihm sein Leben lieb war, würde er es niemandem verraten.
    Sie nahm ihren brat und wickelte den wollenen Umhang um ihre Schultern. Auf der Schwelle blies ihr ein sanfter Wind von den Hügeln entgegen und besänftigte ihre verletzten Gefühle. Heute Nacht wollte sie ihre Mädchenzeit hinter sich lassen und sich einem der Männer des Clans hingeben und versprechen.
    An diesem Abend suchten Liebespaare die Dunkelheit und feierten auf ihre eigene Weise die Feuer. Alles war möglich, selbst Magie. Und es würde wohl auch etwas Magie brauchen, wenn Connor MacEgan sie bemerken sollte.
    Eileens Mund wurde trocken bei dem Gedanken an ihn. Auch wenn er nur ein Jahr älter als sie selbst war, hatte er doch den größten Teil seines Lebens damit verbracht, dafür zu trainieren, ein Krieger zu werden. Er bewegte sich mit Geschmeidigkeit und Kraft, ein Mann auf dem Weg, eine Legende zu werden.
    Sein Haar hatte die Farbe polierten Goldes, und er war so groß, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn anzuschauen. Mit seinen grauen Augen konnte er jeder Frau, die er ansah, das Gefühl geben, schön zu sein. Sie hatte ihn über die Felder reiten sehen, beobachtet, wie seine kräftigen Schenkel das Pferd auf gekonnte Weise lenkten. Ein aufgeregtes Flattern breitete sich in ihrem ganzen Körper aus, wenn sie nur an ihn dachte.
    War es so falsch, dass sie sich wünschte, heute Abend in Connors Armen zu liegen und die Geheimnisse zwischen Mann und Frau kennenzulernen?
    Aber solche Gedanken waren töricht. Sie vergaß sie am besten ganz schnell und hoffte lieber darauf, dass überhaupt jemand sie als passende Braut in Betracht ziehen würde.
    „Eileen! Komm und hilf mir“, rief ihre Mutter. „Ich muss die Körbe für das Festmahl bereiten.“
    Eileen wickelte frische Brotlaibe in Leinen und brach ein Stück ab, um es für die Feen auf die Schwelle zu legen. Sie hatten aufgepasst, keine Geräte mit Klingen bei der Zubereitung der Brote zu verwenden, da Eisen tödlich für Feen war. Heute Nacht war der Schleier zwischen dieser Welt und der des Feenvolks durchlässig. Die Gabe würde Glück bringen.
    „Bist du fertig?“, fragte ihre Mutter. Eileen nickte und hob ihren Korb hoch. Draußen war unterdessen auf jedem der beiden Hügel des Dorfes ein kleiner Berg aus Holz aufgeschichtet und für die Freudenfeuer vorbereitet worden. Alle Herde waren am vorigen Tag gelöscht worden und würden neu an den Beltane-Feuern entzündet werden.
    Die Sonne ging in einem Meer von scharlachroten und violetten Tönen unter, und es wurde langsam dunkel. Bald war die Zeit gekommen,
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