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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel
Autoren: Raymond Khoury
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PROLOG I
    SKELETTKÜSTE, NAMIBIA –
VOR ZWEI JAHREN
    Der Rand der Schlucht raste auf ihn zu, aber die karge Felslandschaft zu beiden Seiten zog auf wundersame Weise wie in Zeitlupe an ihm vorbei. Nicht, dass Danny Sherwood die dadurch gewonnene Zeit willkommen gewesen wäre. Nein, sie bescherte seinem bis aufs äußerste gespannten Verstand nur immer wieder dieselbe grausame Gewissheit: dass er in wenigen Sekunden tot sein würde.
    Dabei hatte der Tag so vielversprechend begonnen.
     
    Nach beinahe drei Jahren hatten sie – sein Team und er – endlich ihren Job erledigt. Bald, hatte er in sich hineingrinsend gedacht, würde er den Lohn für die Mühen genießen können.
    Es war eine ganz schöne Plackerei gewesen. Allein technisch war die Aufgabe gewaltig gewesen. Und dann die Arbeitsbedingungen – der straffe Zeitplan, die noch strafferen Sicherheitsvorkehrungen, die praktisch vollständige Isolation von Freunden und Familie, das alles musste manerst mal aushalten. Aber als Danny in den blauen Himmel geschaut und die staubige Luft an diesem gottverlassenen Winkel Erde eingeatmet hatte, war ihm alles der Mühe wert erschienen.
    Es würde keinen Börsengang geben, das hatte man ihnen von Anfang an gesagt. Weder Microsoft noch Google würden große Summen für die Technologie springenlassen. Das Projekt bliebe allein der militärischen Nutzung vorbehalten. Dennoch hatte man jedem Mitglied im Team einen beachtlichen Bonus in Aussicht gestellt. In seinem Fall sollte er ihm selbst und seinen Eltern finanzielle Sicherheit ermöglichen – sowie einer nicht allzu verschwenderischen Ehefrau, wenn er denn je eine haben würde, und sämtlichen Kindern, die er womöglich einmal zeugte. Später einmal, wenn er sich ausgetobt und die Früchte seiner Arbeit genossen hatte. Vorläufig stand das nicht auf dem Programm. Er war erst neunundzwanzig Jahre alt.
    O ja, schon sehr bald würde er eine sehr ruhige Kugel schieben, seine Zukunft war meilenweit entfernt von den bescheidenen Verhältnissen seiner Kindheit in Worcester, Massachusetts. Während er über den verdorrten Wüstenboden zum Zelt des Projektleiters hinunterschlurfte, am Kasinozelt und der Landefläche vorbei, wo der Hubschrauber für ihre Abreise beladen wurde, ließ er das Projekt noch einmal Revue passieren – von den ersten Tagen im Labor bis hin zu den verschiedenen Probeläufen, die vor diesem hier abgeschlossen worden waren, hier draußen in dieser glühenden Hölle.
    Danny wünschte, er hätte die ganze Aufregung mit jemandemaußerhalb des Projekts teilen können. Mit seinen Eltern vor allem. Gestaunt hätten sie, und stolz wären sie gewesen. Es hätte all ihre Erwartungen erfüllt, endlich hätte er zeigen können, dass tatsächlich in ihm steckte, was sie sich seit seiner Geburt erhofft hatten. Seine Gedanken wanderten zu seinem älteren Bruder. Matt wäre total von den Socken. Und würde wahrscheinlich versuchen, ihm Geld für irgendeinen vagen, verrückten, halblegalen Plan aus den Knochen zu leiern, aber hey, warum auch nicht; er würde bald mehr als genug davon haben. Ein paar bescheuerten Wichtigtuern in der Branche hätte er das Ganze ebenfalls gern aufs Brot geschmiert. Aber leider war das gesamte Team zu absoluter Verschwiegenheit verdonnert. Auch das hatte man ihnen gleich von Anfang an unmissverständlich klargemacht. Das Projekt unterlag der Geheimhaltung. Die nationale Sicherheit stand auf dem Spiel. Das Wort Landesverrat war gefallen. Also hatte Danny den Mund gehalten, was ihm nicht übermäßig schwerfiel. Er war es gewohnt. In der Industrie, für die er arbeitete, herrschte extremer Wettbewerb, da wurde die Verschwiegenheit regelrecht zelebriert. Oft standen mehrere hundert Millionen Dollar auf dem Spiel. Und man brauchte keinen hohen IQ, um die richtige Entscheidung zwischen einem achtstelligen Kontostand und einer kleinen Zelle im Hochsicherheitstrakt eines Zuchthauses zu treffen.
    Er wollte gerade an das Hauptzelt klopfen – das eine Klimaanlage und verstärkte Wände, eine massive Tür und Glasfenster hatte   –, als er zögerte und seine Hand wieder zurückzog.
    Laute Stimmen. Nicht nur laut, sondern wütend.
    Sehr wütend.
    Danny lauschte.
    «Das hätten Sie mir sagen müssen! Es ist mein Projekt, verdammt nochmal. Das hätten Sie mir von Anfang an sagen müssen!»
    Er wusste sofort, wer da brüllte: sein Mentor Dominic Reece, der wissenschaftliche Leiter des Projekts. Als Professor für Elektrotechnik und Informatik am MIT war
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