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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
Autoren: Jen Lancaster
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1
     
    Der Sonne zu nahe
     
    »Camille hat gesagt, du hast einem Obdachlosen die Tasche geklaut.«
    »Na ja, das kommt wohl darauf an, wie man ›Klauen‹ definiert. Also, aus den Händen gerissen habe ich ihm die Aktentasche nicht. Bezahlt habe ich sie allerdings auch nicht«, verkünde ich vor meinem gebannt lauschenden Publikum mit einem Achselzucken. Das schaut mich mit heruntergeklappter Kinnlade an. Diese Erklärung scheint ihnen nicht zu reichen.
    »Okay, ich erzähle euch, wie es war, aber zuerst muss ich mir die Kehle ein bisschen ölen.« Womit ich nach der Kellnerin pfeife, und als sie zu mir herüberschaut, mit meinem Glas winke und sie mit meinem frisch überkronten Mehrere-Tausend-Dollar-Lächeln anstrahle. Zögerlich und fast ängstlich kommt sie an unseren Tisch.
    »Sie, bringen Sie mir alle zwanzig Minuten einen Neuen, bis wir anlegen oder ich über Bord gehe«, weise ich sie an, während ich mit den Eiswürfeln in meinem leuchtend bunten Cocktail herumklimpere.
    Als sie das hören, brechen meine Mitreisenden prustend in so ein selbstgefälliges meckerndes Gelächter aus, das so typisch istfür betrunkene Vertriebsmitarbeiter. Auch die Kellnerin stößt ein eher unechtes Glucksen aus, und ich habe das sehr bestimmte Gefühl, dass sie die Nase schon gestrichen voll hat von mir. Was soll’s. Wer hat ihr denn den ganzen Nachmittag Zwanzigdollarscheine ins Schürzchen gestopft? Wie wäre es da mit einem kleinen Funken Dankbarkeit? Als ich noch gekellnert habe, hätte ich GEMORDET für die Gelegenheit, auf so einem Kahn zu arbeiten. Aber nein, ich habe mich in einer beschissenen Bar auf dem Campus abgerackert und College-Sportler bedient, für die ein anständiges Trinkgeld aus einem Vierteldollar und einem herzhaften Klaps auf den Po bestand, der schon an sexuelle Belästigung grenzte. 1 Und ich war dankbar, überhaupt was zu haben. Das Mädel hat Glück, dass ich gerade mitten in einer Geschichte stecke, sonst würde ich ihr ordentlich die Meinung sagen – auch wenn sie mir dafür in den nächsten Cocktail spucken würde.
    »Also, meine Assistenten sind alle in einem Meeting, und ich musste mir selbst was zum Mittagessen besorgen – man stelle sich das vor. Ich laufe also mit meinen Wasabi-Erbsen und einem Schälchen Mais-Chowder den Wacker Drive entlang …«
    »Was sind denn Wasabi-Erbsen?«, unterbricht mich so ein Banause aus dem Büro in Tucson. 2
    »Für diejenigen unter euch, die hinter dem Mond leben und noch nie was von Wasabi-Erbsen gehört haben« – ich werfe dem Kerl aus Tuscon einen vernichtenden Blick zu, ehe ich fortfahre -, »das sind getrocknete Erbsen mit einer harten Kruste aus japanischer Meerrettichpaste, und die sind total fettarm und schmecken fantastisch. WIE ICH ALSO GERADE SAGTE, schlendere ich da so den Wacker Drive entlang, und da sehe ich diesen schmuddeligen Penner …«
    »Jen, bitte!«, unterbricht Camille mich. »Die politisch korrekte Bezeichnung lautet Wohnungsloser.«
    »Camille, würdest du bitte gehen und einen Delfin umarmen oder so was, ja?«, schnauze ich sie an. Himmel, ich habe Camilles politisch korrektes Gesülze so satt. Die ist so ein unglaublich erbärmlicher Gutmensch. Dauernd klaubt sie meine Dr. Pepper light-Dosen aus dem Müll, um sie zu recyceln. Und sie fährt mit dem Fahrrad ins Büro, obwohl sie ein voll funktionstüchtiges Auto hat und einen Parkausweis. Einmal hat sie versucht, mich für fleischlose Ernährung zu begeistern, woraufhin ich ihr sagte, sobald es Tofu gibt, der wie ein Rinderrückensteak schmeckt, soll sie mir Bescheid sagen, aber bis dahin bin ich mit dem größten Vergnügen am oberen Ende der Nahrungskette. 3
    »WIE AUCH IMMER, normalerweise, wenn ich einen wohntechnisch Benachteiligten sehe« – womit ich Camille einen warnenden Blick unter einer perfekt gezupften hochgezogenen Augenbraue zuwerfe, damit sie es nicht noch einmal wagt, mir ins Wort zu fallen -, »halte ich die Luft an, damit ich den Mief nicht riechen muss. Außerdem sehe ich immer zu, dass ich schleunigst weiterkomme, denn diese ewige Schnorrerei ist doch letztendlich beiden Seiten äußerst unangenehm. Und genau das wollte ich eigentlich gerade machen, als ich plötzlich merkte, dass dieser Kerl eine fabelhafte neue Aktentasche in den Händen hielt. Korrigiere, eine fabelhafte neue COACH-Aktentasche.«
    Um der Dramatik willen hole ich tief Luft und drücke ein Limettenscheibchen in meinen neuen Drink, ehe ich fortfahre.
    »Und da dachte ich mir, wenn er
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