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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel
Autoren: Raymond Khoury
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worden waren. Zwei von ihnen, Spitzenleute von den besten Universitäten des Landes, rannte er beinahe über den Haufen, als sie aus einem der Zelte traten.
    «Die haben Reece umgebracht!», brüllte er und zeigte auf das Hauptzelt. «Haben ihn einfach erschossen!» Aber seine Freunde drehten sich nur verwirrt zu Maddox um, der mit Riesenschritten näher kam. Als der Securitymann sie niederschoss, ohne auch nur zu verlangsamen, spritzten aus ihren Oberkörpern dunkelrote Fontänen.
    Danny tauchte seitwärts hinter das Kasinozelt ab und überlegte verzweifelt, wie er von hier wegkommen sollte, als er auf die beiden zerbeulten Jeeps stieß. Er riss die Tür des vorderen Fahrzeugs auf, startete den Motor, knallte den ersten Gang rein und trat genau in dem Moment das Gaspedal durch, als Maddox um die Ecke bog.
    Während der Jeep über die Ebene aus grobem Kiesraste, behielt Danny den Rückspiegel im Auge. Er krallte die Hände um das Lenkrad, und seine Gedanken schossen ebenso hektisch umher wie seine Blicke. Er tat das Einzige, was ihm einfiel, nämlich schnurgeradeaus zu fahren, mitten durch die Einöde, nur weg von dem Lager, weg von diesem Geisteskranken, diesem Psychopathen, der seinen Mentor und seine Freunde umgebracht hatte. Gleichzeitig wurde ihm die Hoffnungslosigkeit seiner Lage bewusst. Es gab nichts, wohin er fliehen konnte. Sie waren mitten im Nirgendwo. Hier gab es keine Dörfer, nicht einmal ein Gehöft, über Hunderte von Meilen nicht.
    Genau deshalb waren sie ja hier.
    Lange brauchte er sich über das Wohin nicht den Kopf zu zermartern. Ein lautes Brummen drängte sich in seine Gedanken. Der zum Lager gehörige Hubschrauber kam direkt auf ihn zu. Er trat das Gaspedal hart durch, jagte den Jeep krachend über die kleinen Felsen und Bodenwellen und versuchte, den einsamen Stämmen vertrockneter Köcherbäume auszuweichen, mit denen die Landschaft übersät war. Bei jedem Auf und Ab schlug er mit dem Kopf gegen das Segeltuchdach.
    Der Hubschrauber tauchte den Jeep in einen wirbelnden Sandsturm und senkte sich auf das Dach des Fahrzeugs herab, zerdrückte die dünnen Streben, die das Segeltuch oben hielten.
    Danny riss das Steuer nach links, dann nach rechts, versuchte im Zickzack den Landekufen des Helikopters auszuweichen. Schweiß rann ihm das Gesicht hinab. Der Wagen holperte, als er über die Felsen und Kaktusbüschel bretterte.
     
    Der Hubschrauber war nie mehr als einen Meter entfernt und stieß den Jeep von einer Seite zur anderen wie einen riesigen Eishockeypuck. Danny kam nicht einmal auf die Idee anzuhalten: Er war fest im Griff seiner Überlebensinstinkte, das Adrenalin in seinen Adern trieb ihn an. Und dann, mitten in diesem Mahlstrom aus Panik und Entsetzen, veränderte sich plötzlich etwas, und er spürte, dass der Helikopter leicht nach oben zog. Vielleicht kam er doch noch heil aus diesem Albtraum heraus. Die wirbelnde Sandwolke lichtete sich, und vor ihm lag eine Schlucht, schnitt sich mit grausamer Unausweichlichkeit quer durch das Gelände. Ein gewaltiger Kalksteingraben, der sich durch die Landschaft schlängelte wie dieser Canyon, den er aus unzähligen Westernfilmen kannte, den er immer einmal hatte sehen wollen, was er bis heute nicht geschafft hatte und nun, wie ihm mit grausamer Gewissheit klar wurde, auch niemals mehr schaffen würde. Denn der Jeep zielte über den Rand der Schlucht mitten in die trockene Luft der Wüste.

PROLOG II
    WADI AN-NATRUN, ÄGYPTEN –
GEGENWART
    Der alte Priester saß im Schneidersitz an seinem gewohnten Platz hoch oben am Berg, das unfruchtbare Tal und die endlose Wüste unter sich, und sein Unbehagen wuchs. Schon die letzten Male, die er an diesen trostlosen Ort gekommen war, hatte die Stimme in seinem Inneren immer bedrohlicher geklungen. Inzwischen schien das Unheil greifbar.
    Er fuhr zusammen und richtete sich auf, als er die ersten Worte hörte:
    «Bist du bereit zu dienen?»
    Er öffnete erschrocken die Augen und blinzelte in das weiche Licht der Dämmerung. Instinktiv sah er sich um, wie schon so viele Male, aber wie sonst auch war es zwecklos. Er war ganz allein hier oben. Weit und breit war niemand zu sehen. Keine Menschenseele. Gar nichts, so weit das Auge reichte.
    Trotz der frühmorgendlichen Kühle trat ihm Schweiß auf die Stirn. Er schluckte und konzentrierte sich wieder.
    Und dann hörte er die Frage noch einmal.
    Die Stimme, das Flüstern. In seinem Kopf.
    «Die Zeit des Herrn wird bald über euch kommen. Bist du bereit zu
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