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Die indische Erbschaft

Die indische Erbschaft

Titel: Die indische Erbschaft
Autoren: Horst Biernath
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zu ihm und wärmte ihn. Und an ihre warme Brust gebettet und von ihren Armen umschlungen, schloß er die Augen und begann ruhiger zu atmen.
    „Wo kommst du her?“ fragte sie sanft.
    „Direkt von London. Und von Frankfurt mit dem Nachtschnellzug.“
    „Hat dich jemand gesehen? Irgend jemand, der dich kennt und der Vollrath kennt?“
    „Ich weiß es nicht, aber ich glaube kaum. Auf dem Bahnhof war kein Mensch, und der Zug war fast leer...“
    „Nichts ist verloren!“ flüsterte sie, „niemand ist ruiniert!“
    „Ach, Martha, das weiß ich besser als du. Vollrath schmeißt mich wie einen alten Putzlumpen hinaus, und in der Stadt bin ich so blamiert, daß ich mich ein Jahr lang nicht mehr auf die Straße wage!“
    „Wer redet von hier und wer redet von Vollrath? Wir haben über tausendfünfhundert Mark in der Kasse!“
    „Vollraths Geld!“
    „Unsinn! Dein Gehalt, das er dir freiwillig gezahlt hat! Er wollte von deinen Millionen profitieren, und daß es ein Risiko war, das hat er gewußt, und das steht auch in dem Vertrag, den ihr miteinander gemacht habt. Er verpflichtet dich zu nichts! Und jetzt hat Vollrath eben auf das falsche Pferd gesetzt. Stimmt das oder stimmt das etwa nicht?“
    „Jaja, es stimmt schon, aber...“
    „Kein Aber! Du bleibst morgen den ganzen Tag über in der Wohnung und läßt dich vor niemand sehen! Ich besorge die Fahrkarten, und morgen nacht fährst du nach Mannheim..
    „Nach Mannheim?“
    „Martha!“ stieß er hervor, „natürlich nach Mannheim! Wie konnte ich Direktor Ollenhaupt und die Lino-Werke vergessen! Martha, mein Herz, das ist unsere Rettung!“
    „Natürlich ist das unsere Rettung! Und ich habe Tag und Nacht daran denken müssen, wie glücklich wir gewesen wären, diese Stellung zu bekommen, wenn diese verfluchte Erbschaft nicht dazwischengekommen wäre. Was für ein Glück, daß diese Seifenblase geplatzt ist!“
    „Und dann gehen wir nach Nürnberg!“
    „Wo uns niemand kennt und wo kein Mensch etwas von dir und von der ganzen Erbschaftsgeschichte weiß! Morgen schon telegrafiere ich Direktor Ollenhaupt, daß du kommst..
    „Und Vollrath?“ fragte er.
    „Den überlaß ruhig mir, mit dem werde ich schon fertig!“
    „Ich traue dir alles zu“, murmelte er voller Bewunderung.
    „Und wir können Christa in dem Sanatorium lassen. Du mußt nur dafür sorgen, daß uns die Lino-Werke den Umzug bezahlen.“
    „Das tut Ollenhaupt ganz bestimmt!“
    „Und unsere Wohnung überlassen wir Helmuth Krönlein und Charlotte. Sie heiraten in den nächsten vier Wochen.“
    „Soso...“murmelte er ziemlich kleinlaut.
    „Werner hat in Frankfurt ein Engagement gefunden. Er scheint sehr froh und glücklich zu sein.“
    „Er hat bestimmt Talent und wird sich durchsetzen“, meinte er demütig.
    „Von mir hat er es nicht“, flüsterte sie, „aber vielleicht hat er es von dir geerbt. In die Millionärsrolle hast du dich mächtig schnell hineingefunden...“
    Sie gab ihm einen zärtlichen Klaps auf den Rücken, „aber es ist vorbei und vergessen und vergeben!“ Sie zog ihn an sich und suchte in der Dunkelheit seine Lippen. „Und die Hauptsache ist mir doch, daß du wenigstens kein Bigamist bist wie dein Urgroßvater, dieser alte Erbschleicher!“
    Sie küßte ihn und wußte es sich nicht zu erklären, wes- ‘ halb seine Lippen plötzlich so salzig schmeckten.
    „Nicht mehr weinen, mein Herz“, flüsterte sie zärtlich, „es wird ja alles wieder gut!“

    ENDE

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