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MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

Titel: MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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Kapitel 1
     
    Baldoon Castle, Isle of Doon
    Schottland, im Jahre 1331
     
    E xakt ein Jahr nach dem Tag, an dem seine bezaubernde Gemahlin ihren letzten Atemzug getan hatte, löste Iain MacLeans unbeherrschtes Naturell die Katastrophe aus, die sein Clan schon immer befürchtet hatte, und weder die fieberhaften Bemühungen seiner Angehörigen noch die trügerische Schönheit der ungewöhnlich stillen Nacht vermochten sein verhängnisvolles Handeln ungeschehen zu machen.
    Der durch ihn entstandene Schaden wog zu schwer.
    Binnen kurzem würde die familieneigene Kapelle kaum mehr als Ruß und Asche sein, ihre vielgerühmte Pracht nur noch eine Erinnerung.
    Den bitteren Geschmack des Schuldbewusstseins auf der Zunge, blickte Iain sich in dem rauchigen großen Burgsaal um und suchte nach einer bedauernswerten Seele, an der er seine Wut auslassen konnte. Doch die anderen Clanangehörigen eilten mit hastig wieder aufgefüllten Wassereimern in den Händen an ihm vorbei und beachteten ihn kaum.
    lains Brauen zogen sich zusammen. Er konnte nicht einmal die Flucht ergreifen. Wut und Fassungslosigkeit durchzuckten ihn, verwandelten seine Beine in Blei und ließen ihn wie angewurzelt stehen bleiben, während kalte Selbstverachtung ihm den Magen umdrehte.
    Kaum mehr als ein grimmig dreinblickender Schatten des unbeschwerten Mannes, der er einst gewesen war, fuhr er sich mit den Fingern durch sein rußverschmiertes Haar und wartete darauf, jede arme Seele, die unbedacht genug sein sollte, ihn anzusehen, wütend anzufunkeln.
    Er wartete beinahe begierig darauf, das dreiste Verhalten anderer mit einem Blick zu vergelten, der finster genug war, um den Ausdruck der Missbilligung von den Gesichtern der Gaffer zu wischen. Konträr zu seiner Selbstüberzeugung, kraft seiner Miene jeden in die Flucht schlagen zu können, stand sein Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber dem Glühen der Abenddämmerung, das ihn zu verhöhnen schien, indem es sein weiches Licht durch die hoch angebrachten Fertsterschlitze des großen Burgsaals warf.
    Die breiten Fensterschrägen schimmerten in einem sanften, leuchtenden Gold, gänzlich gleichgültig gegenüber der Qual, die in ihm tobte ... oder der Blasphemie, die er an den Tag gelegt hatte.
    Iain stieß einen tiefen Seufzer aus. Er zog es vor, wenn der Himmel stürmisch und bewölkt war. Er kannte die Heimtücke, die verführerische Illusion eines anscheinend stillen Sommerabends.
    Und nichts verdarb das Trugbild dieses Abends, nichts außer dem beißenden Rauch, der die Luft erfüllte, und der kalten Finsternis in seinem Herzen.
    Der Leere.
    Das und die aufgeregten Schreie seiner Clanangehörigen, während sie kämpften, um das Feuer in der Kapelle zu löschen, die bis vor einer kleinen Weile noch das schönste Oratorium der gesamten westlichen Inselwelt gewesen war.
    Der ganze Stolz der MacLeans ... zerstört im Bruchteil von Sekunden.
    »Oje, oje.« Eine besonders ärgerliche Stimme übertönte den Lärm. »Da kannst du wirklich nur noch auf göttliche Vergebung hoffen, Junge.« Gerbert, Baldoons Seneschall seit undenklichen Zeiten, reckte sein stoppeliges Kinn und schien sichtlich erpicht darauf, Iain über die Grenzen des Erträglichen hinaus zu provozieren. »Dieser heute begangene Frevel wird einen Schatten auf jeden Mann, jede Frau und jedes Kind werfen, die den Namen MacLean tragen.«
    Ohne auch nur den Versuch zu machen, seinen Ärger zu verbergen, richtete Iain seinen verdrießlichsten Blick auf den lästigen Graubart, der es gewagt hatte, seine Grübeleien zu stören. »Wenn die Heiligen so allwissend sind, wie ein gewisser weißhaariger alter Bock immer behauptet, dann werden sie auch weise genug sein, um zu wissen, dass ich allein die Verantwortung dafür trage.«
    Gerbert erwiderte Iains Blick, und seine wässrigen blauen Augen verengten sich zornig.
    »Aye, der Herr wird Seinen Finger auf dich legen«, prophezeite er und schlug mit seinen knotigen Fingern nach den dichten Schwaden Rauch, die zwischen ihnen standen.
    »Seinen Finger?«, spottete Iain mit wachsender Verärgerung. »Manch einer würde sagen, Er hätte mir mehr auferlegt als bloß einen Finger.«
    Versuch es mal damit, deine Frau einem machthungrigen Onkel zum Opfer fallen zu lassen, und dann mit dem Wissen weiterleben zu müssen, dass du sie nicht retten konntest, dass ihr Schicksal sie auf einem Fels im Meer ereilte, an dem man sie mit ihren eigenen Zöpfen festgebunden und zurückgelassen hatte, damit sie bei hereinkommender
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