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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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Inmitten der Artillerieattacke Geschosse mit Feuerbehältern. Rauchwolken wallten zwischen den Hütten empor, wo die Behälter zerplatzt waren. Männer und Frauen liefen mit Eimern herbei, um die Brände zu löschen.
    Ich war beinahe am Ziel! Ich brüllte und hieb mit der Faust gegen den Geschwindigkeitshebel. Den Gdoinye hörte ich kaum.
    »Du Onker, Dray Prescot! Dies ist nicht dein Kampf! Dies ist nicht der Wunsch der Everoinye!«
    »Weg mit dir, Rast!« brüllte ich. »Ich werde dort unten gebraucht!«
    Ein Teil des Palisadenzauns brannte bereits. An der gleichen Stelle massierten sich die Shanks zu einem entschlossenen Vorstoß. Sie brachten Leitern herbei, die sie aus zugeschnittenen Ästen geformt hatten. Ich sah Einzelkämpfe, das Aufblitzen von Stahl. Über dem Sausen des Fahrtwinds hörte ich den Kampflärm nur leise. Meine Faust traf immer wieder schmerzend auf den Hebel. Ich brüllte, und der Gdoinye rauschte herbei und setzte sich auf das Geländer des Vollers. So nahe war er mir noch nie gewesen – ein wunderschönes Tier, mit vollem Hals, der von goldenen Federn umringt war, während sich das übrige rote Gefieder im Fahrtwind bewegte. Die gefährlich aussehenden schwarzen Krallen hatten sich in das Holz und die Leinenbespannung des Vollers gegraben. Die schwarzen Augen, in denen eine unmenschliche Intelligenz schimmerte, waren zornig auf mich gerichtet.
    »Du bekommst eine neue Chance, Dray Prescot! Du mußt den Herren der Sterne dienen! Sie gewähren dir eine Gnade, einen Vorteil, den du bisher nie genossen hast.«
    »Behalte deine Gnade, Nulsh!«
    Der Palisadenzaun war an der brennenden Stelle eingestürzt. Die Shanks drängten mit Äxten vor. Menschen liefen durcheinander. Meine valkanischen Bogenschützen eilten herbei, um die gefährdete Stelle zu schützen. Die Schwertkämpfer waren bereits innerhalb der Wehrmauern in Einzelkämpfe verwickelt. Immer neue Fischköpfige kletterten über die qualmenden Überreste des Palisadenzauns. Ich stieß einen zornigen Schrei aus und zielte mit dem Voller mitten zwischen die Gegner. Wie ein Stein wollte ich auf ihnen landen – und meinen Männern Gelegenheit geben, sich neu zu formieren.
    Der entscheidende Augenblick rückte herbei. Ich berechnete die verbleibende Entfernung und überprüfte die Geschwindigkeit des Flugboots.
    In einer Gruppe von Kämpfern sah ich die schimmernde Rüstung Balass' des Falken. Turko der Schildträger verließ eine Hütte, er mußte sich heftig wehren – gegen Delia! Sie versuchte hinter Drak herzustürzen, der sich in vollem Lauf zwischen die Kämpfenden drängte!
    Ich schrie auf – ich, Dray Prescot, Lord von Strombor und Krozair von Zy, schrie auf, als hätte ich den Verstand verloren.
    Melow die Geschmeidige und ihr Sohn Kardo kamen nun ebenfalls in Sicht – sie schlugen ihre Gegner mit der schrecklichen Gewalt der Menschenjäger nieder. Ihre spitzen Zähne schimmerten grün vom Blut der Leemfreunde. Ja, alle anderen waren ebenfalls zur Stelle, verzweifelt bemüht, Delia zu schützen. Ich verlangsamte den Flug des Vollers, denn hätte ich mich in vollem Tempo zwischen die Shanks gestürzt, wäre ich dabei wohl umgekommen. Gleich mußte es soweit sein. Ich hockte mich unmittelbar hinter der Windschutzscheibe auf die Reling, bereit, den Kampf aufzunehmen.
    Turko hielt Delia umklammert, und sein riesiger Schild fing zwei Pfeile ab.
    »Denk an das Geschenk, das die Herren der Sterne dir machen, Dray Prescot!«
    Im nächsten Augenblick verschwamm mir der rotgoldene Vogel vor den Augen, verströmte ins Blau, der Schimmer des Skorpions hüllte mich ein.
    Ich stürzte ... stürzte ... immer tiefer ...
    Dann spürte ich den staubigen Boden unter dem Rücken. Ich hörte das Lärmen eines Kampfes – aber nicht des Kampfes, auf den ich es abgesehen hatte – es handelte sich um die andere, fremde Auseinandersetzung auf der Insel Vilasca.
    Ich sprang auf. Sofort wurde mir klar, was der Gdoinye gemeint hatte, als er von einem Geschenk sprach.
    Zum erstenmal auf Kregen hatten mich die Herren der Sterne nicht nackt auf den Weg geschickt, sondern in voller Rüstung, mit allen Waffen, die ich für die Abwehr der Shanks mitgenommen hatte.
    »Verflucht sollt ihr sein, Herren der Sterne! Dies ist für mich kein großes Geschenk! Ich weigere mich, euren Wünschen nachzukommen! Ich weigere mich! «
    Ohne nachzudenken, ohne zu beten, sprang ich in den zweiten Voller.
    Das Fluggerät raste in die Luft empor, und ich warf keinen Blick
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