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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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natürlich das Binnenmeer, das Auge der Welt in Turismond – ein Ort, an den ich mich zurücksehnte, ganz besonders zu meinen Gefährten von den Krozairs von Zy. Alle anderen Titel mochte man mir nehmen, doch ein Krozairbruder zu sein, das bedeutete mir alles. Wie oft hatte ich vorgehabt, nach Zy zurückzukehren, in jene großartige Inselfestung der Bruderschaft, oder nach Sanurkazz, in die größte Stadt der Zairer an der unter dem roten Banner stehenden Südküste des Auges der Welt! Nun, bisher war stets irgend etwas dazwischengekommen.
    All die Listen waren beileibe nicht zufriedenstellend. Oxford kam mir zu jener Zeit wie eine intellektuelle Oase vor, deren alte Institute sich der Erarbeitung unnützer Theorien verschrieben hatten. Die hier verfolgten Studienwege schienen mir keine Hilfe zu bieten bei den Dingen, die man in der Welt draußen brauchte, obgleich die Studenten dieser Universitäten später überall auf wichtigen Posten zu finden waren. Mein Reichtum und der Einfluß mächtiger Freunde meiner Bankiers öffneten mir manche Tür, die einem einfachen Lieutenant der Royal Navy auf ewig verschlossen geblieben wäre. Ich probierte es in Cambridge, doch mit ähnlichem Ergebnis.
    Die Herren der Sterne hatten mich in einem Jahr auf die Erde zurückgeschickt, das später das Jahr der Revolutionen genannt werden sollte. Eine Zeitlang war ich viel zu sehr in meinen persönlichen Schmerz verstrickt, um auf die Welt und ihre Ereignisse zu achten. Auf dem Thron von England war ein König gekommen und gegangen, jetzt aber hatten wir eine Königin. Mit Königinnen kannte ich mich aus. Diese Königin aber hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit den Königinnen meiner Bekanntschaft, und ich dachte sehnsüchtig an die sagenhaften Königinnen des Schmerzes von Loh, an Königin Lilah, Königin Fahia und Königin Thyllis, die sich inzwischen zur Herrscherin in Hamal hatte krönen lassen. Bei Vox! Was für eine aufregende Sammlung von Herrscherinnen, und sie alle warteten dort oben auf Kregen, warteten auf meine Rückkehr ...
    Was nun die Königin anging, so suchte ich Abwechslung von Universitäten und Akademien und Linderung meiner Schmerzen und ging in den Kampf – dies hing auch mit meiner Verbindung zu der Pariser Juli-Revolution von 1830 und der Entlassung von Karl X. und der Einsetzung des Bürgerkönigs Louis Philipp zusammen. Nun wurde ich wieder aktiv, während Prinz Louis Napoleon, seit drei Jahren Präsident der Französischen Republik, 1851 einen Staatsstreich unternahm und sich für zehn Jahre zum Präsidenten wählen ließ. Damals nahm ich nicht an, daß ich noch auf der Erde sein würde, wenn diese Amtsperiode ablief; ich erlebte dann aber mit, wie er 1852 als Napoleon III. zum Kaiser ausgerufen wurde, und verfluchte jeden Tag, den ich noch auf der Erde verbringen mußte.
    Rußlands Versuch, den ›Kranken Mann vom Bosporus‹ niederzuringen, und die Verwicklung Frankreichs und Englands in diesen Krieg sind hinlänglich bekannt. Der Krimkrieg schien mir, dem Kämpfer, Gelegenheit zu bieten, ein paar Hiebe auszuteilen und auf sündige Weise ein Ventil für die Verzweiflung und die Qual zu finden, die mich immer wieder plagten.
    Ich selbst kam in jenem schicksalhaften 25. Oktober vor der Leichten Brigade zum Einsatz; ich nahm an dem Angriff der Schweren Brigade teil, wobei wir wohl gründlicher aufräumten als die vielbesungenen Leichten. Dreihundert schwerbewaffnete britische Kavalleristen, die bergauf gegen dreitausend russische Kavalleristen stürmten – das klingt ähnlich verrückt wie viele Ereignisse auf Kregen. Die Grauen steckten im dicksten Getümmel. General Scarletts zweite Angriffsreihe drang da und dort durch die dichten grauen Reihen. So unglaublich es klingt, die Russen hatten bald genug, lösten die Formationen auf und flohen.
    Das Fiasko der Leichten Brigade, so ruhmreich es auch sein mochte, folgte erst später.
    Danach kam der Aufstand in Indien, und auch dabei spielte ich meine Rolle. Ich habe gesagt, daß ich mein Leben auf der Erde nicht im einzelnen schildern möchte, diesmal aber vergingen Jahre, und ich wurde immer niedergeschlagener und verzweifelter, und meine Verbitterung wuchs und drohte mich zu zerfressen! Es liegt mir daran, daß die Zuhörer dieser Bänder meine Lage verstehen.
    Meine Studien gingen stufenweise voran. Die Wunder der Dampfmaschine und der industriellen Technik, der Bau von Eisenschiffen und die wirtschaftlichen Neuerungen, die England erschütterten und
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