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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will
Autoren: Kristin Halbrook
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Mal erzählt. So eine, die Babys zur Welt bringt. Ich kann mich nicht erinnern, wie man die nennt. Ein Wort, das überhaupt nichts mit Babys zu tun hat. Als ich wieder hochschalte, spüre ich ihre Hand auf meiner.
    »Du bist nicht dumm«, sagt sie bestimmt. Ihre Stimme ist sanft. Sie beruhigt mich. Und für den Bruchteil dieser einen Sekunde glaube ich echt, dass eine Zukunft vor mir liegt, für die es sich zu leben lohnt. Das stellt sie mit mir an. Unglaublich.
    »Oh! Das hätte ich fast vergessen.«
    Zoe schnallt sich ab und dreht sich zur Rückbank um. Ich sage ihr, sie soll vorsichtig sein, werfe einen raschen Blick über die Schulter. Sie durchstöbert ihren Kosmetikkoffer, dann taucht sie wieder auf und lässt sich in ihren Sitz plumpsen. In ihrer rechten Hand hat sie etwas unter einer Serviette und in der linken ein Feuerzeug. Ich schaue zurück auf die Straße, während sie das Feuerzeug anknipst.
    »Was ist das?«, frage ich sie.
    »Einen Augenblick.« Der Geruch des Feuerzeugbenzins durchströmt den Wagen. »Für dich.« Ich sehe wieder hin. Und grinse. Kann nicht cool bleiben, weil sie mir nämlich einen Cupcake hinhält, mit einer Kerze in der Mitte. Der Cupcake hat einen potthässlichen blauen Zuckerguss und ist mit einer Handvoll Schokostreuseln verziert. »Happy birthday«, sagt sie.
    Es ist schön, das von ihr zu hören. Letzten Freitag ist sie aus dem Haus geschlichen und hat am Anfang ihrer Straße auf mich gewartet. Wir sind zum Steinbruch gefahren. Charlie und alle aus dem Heim – selbst Shelly, die eigentlich auf uns aufpassen soll, aber sie mag Partys – saßen herum und haben mir zu Ehren billiges Bier gesoffen. Als Charlie gesehen hat, dass wir kommen, hat er seine Dose gehoben und das übliche Zu-alt-fürs-System-Lied gesungen: »Happy Arschtritt vom Staat to you.«
    Am liebsten hätte ich ihm eine verpasst. Das war nichts, was Zoe hören wollte.
    Zoe hat meine Hand gedrückt und den Kopf geschüttelt, als Charlie ihr ein Bier angeboten hat.
    Später quatscht Shelly sie zu wegen all dem Geld, das sie gespart hat, um ein Haus zu kaufen, und Charlie packt mich und nickt in ihre Richtung.
    »Na, Torres. Was wirst du Zoe erzählen, wenn du die Fliege machst? Hast du dir schon was überlegt?« Er lacht. »Das reimt sich. Machst, hast.«
    Ich schüttle den Kopf und schnalze meine leere Dose in die Grube. Er ist ein Idiot.
    »Verdammt, du willst einfach abhauen? Für so kalt hätt ich nicht mal dich gehalten.«
    Ich hebe die Faust, und er zuckt zusammen. Früher habe ich ihn schon für weniger verprügelt. »Du kannst mich mal. So bin ich nicht.« Shelly plappert immer noch über ihr Gespartes.
    »Ist ja nicht so, als könnte sie mit dir gehen. Du kannst dich nicht mal um dich selbst kümmern.«
    »Halt den Mund.«
    Er wischt sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Himmel noch mal. Du willst sie mitnehmen? Sie ist noch nicht mal volljährig.« Ich sage nichts. Seine Freundin ist gerade mal aus den Windeln raus. »Verdammt, hast du denn nichts dazugelernt? Du kannst Mädchen wie sie nicht retten.«
    »Sie ist nicht wie wir.« Ich beiße die Zähne fest zusammen.
    »Was? Weil sie nicht im Heim wohnt?«
    »Halt den Mund, Charlie.«
    »Weil sie clever ist? Hübsch? Sie ist genauso verkorkst wie wir alle. Hey, hast du schon mit ihr gevögelt? Tu es lieber, bevor du abhaust.«
    Ich springe auf und trete Charlie in die Rippen. Er fällt mit dieser betrunkenen Mischung aus Husten und Gelächter um. Ich packe ihn am T-Shirt und zerre ihn auf die Beine.
    »Scheiße, Mann«, lallt er.
    Shelly rennt zu mir und fasst mich am Arm. Zoe weicht zurück, starrt mich an. Sie sollte angewidert sein, aber so ist es nicht. Sie sieht geduldig aus. Ich verstehe das nicht. Weil sie das schon eine Million Mal gesehen hat? Ich stoße Charlie in den Kies. Gehe zu Zoe. Ihre Augen huschen von mir zu Charlie. Ihm fehlt nichts. Ich nehme sie an den Händen.
    »Hey, nicht. Er ist sturzbesoffen.« Ich lächle, versuche, das Gefühl niederzukämpfen, irgendwas verdreschen zu wollen. Ich hebe ihr Kinn an und schaue ihr in die Augen. »Ich hab nachgedacht. Du solltest mit mir kommen.«
    Sie wirkt überrascht. »Du wirst nicht bleiben und die Schule beenden? Es sind doch nur noch ein paar Monate bis zum Abschluss.«
    »Du bist die Einzige, die denkt, ich könnte es schaffen.« Sie weiß nicht, wie gut es sich anfühlt, dass sie das denkt. Auch wenn es nicht stimmt. Ich müsste einen Sommerkurs machen, um das Zeug nachzuholen, das ich
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