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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will
Autoren: Kristin Halbrook
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versäumt habe.
    »Ich kann nicht einfach abhauen.« Sie sagt es, als wäre es eine Frage. Auf einmal ist diese Idee, die mir gerade erst gekommen ist, die beste, die ich jemals hatte.
    »Doch, kannst du. Willst du etwa nicht weg von hier? Weg von deinem Dad? Von Menschen, denen du nichts bedeutest? Mir bedeutest du nämlich was.« Sie leckt sich die Lippen. »Wir könnten überallhin, alles tun, was wir wollen. Ich besorg … Ich hab das Geld, und du hast den Verstand. Wir könnten überallhin«, wiederhole ich.
    »Das ist total verrückt.« Ihre Stimme ist leise.
    »Was hält dich hier? Was gibt es hier, das du nicht zurücklassen willst?« Ich gehe von den anderen weg, ziehe Zoe hinter mir her.
    »Jetzt sofort?«
    Ich lache. »Erst mal nur ein kleiner Spaziergang.«
    Wir gehen im Steinbruch herum, und ich rede und kann nicht aufhören, weil … diese Idee lässt mich einfach nicht los, weil sie so verdammt gut ist. Ich kann uns sehen, wie wir wegfahren. Ich kann die Freiheit fast spüren. Zoe wird selbst ganz aufgeregt.
    »Wie wäre es mit … Vegas? Wir könnten dorthin fahren. Wir könnten den Strip sehen, all die Lichter mitten in der Wüste. Tun und lassen, was wir wollen.« Ich bleibe stehen. »Ich kümmere mich um dich. Das weißt du doch?«
    Ihre Augen flackern im Mondlicht. Sie will es. Sie will jemanden, der sich endlich um sie kümmert. Sie als das Beste in seinem Leben betrachtet. Ich umschließe ihr Gesicht mit den Händen und küsse sie, bevor sie sich zu viele Gedanken machen kann, warum sie es nicht tun sollte.
    Ich habe sie hundert Mal geküsst, bevor ich sie in der Nacht zu ihm zurückgebracht habe. Sie ist ganz rot geworden und hat jedes Mal die Augen zugemacht, wenn ich ihre Lippen berührt habe. Ich habe sie erst nach Hause gebracht, als sie sagte, sie würde mitkommen. Aber an dem Abend hat sie nicht »Happy birthday« gesagt. Es ist schön, es jetzt zu hören.
    »Hey, das ist so süß von dir. Hier, lass mich …« Ich beuge mich zu ihr und blase die Kerze aus.
    »Hast du dir etwas gewünscht?«
    »Das musste ich nicht. Sieh uns nur an. Meine Wünsche sind schon alle wahr geworden.«
    Im dunklen Auto kann ich es nicht sehen, aber ich weiß, dass sie rot wird. Sie ist die Art Mädchen, die einfach bei allem rot wird.
    Wir bleiben an einer Ampel stehen. Ich werfe einen Blick in den Rückspiegel. Die Straßen sind leer. Meine Hand liegt am Schalthebel, die Reifen dürfen nicht aufhören, sich zu drehen. Immer weiter.
    »Hey, du hast eine rote Ampel überfahren!«
    »Wir haben’s eilig.«
    Sie lacht, als wäre es ein Spiel, und pult das Papierförmchen um den Cupcake ab, bevor sie ihn mir reicht. Die Glasur schmeckt viel besser, als sie aussieht. Zoe hat ihr ganzes Leben für sich und ihren Dad gekocht, sie kennt sich in der Küche aus. Sie hat mir sogar erklärt, wie ich es schaffe, dass meine Tütensuppen wie echtes Essen schmecken. Hühnchen und Gemüse und gesundes Zeug dazugeben. Weil es ihr wichtig ist, dass ich gut esse. Das ist schön.
    Ich fahre auf den Standstreifen und lass den Motor im Leerlauf, damit ich meinen Cupcake essen kann. Ich gebe Zoes Cupcake eine Minute. Aber meine Augen kleben die ganze Zeit an den Außenspiegeln.
    »Willst du einen Bissen?« Ich biete ihr das letzte Stück an, doch sie schüttelt den Kopf. Ich stopfe es mir in den Mund und küsse sie, bevor ich es hinuntergeschluckt habe. Es stört sie nicht, dass sie jetzt Glasur an den Lippen hat. Sie schleckt sie ab. »Vielen Dank«, sage ich und streiche ihr das Haar aus dem Gesicht.
    »Bitte schön.«
    Ich küsse sie wieder und beschleunige zurück auf den Highway.
    Ich weiß nicht, um wie viel Uhr ich geboren wurde. Das steht auf meiner Geburtsurkunde, in der Mappe, die ich beim Abschied bekommen habe. Vielleicht bin ich längst achtzehn. Es ist nach elf. Wahrscheinlich bin ich schon achtzehn. Aber Geburtstage haben für mich keine große Bedeutung. Alles, was ich heute bekommen habe, war eine Ermahnung, nichts mitzunehmen, was nicht mir gehört, und ein Schwall Glückwünsche von den Übrigen im Heim.
    Und einen Cupcake. Der ist das Beste von allem. Vielleicht werden meine Geburtstage von nun an besser werden.
    Ich blicke zu Zoe, spanne meine Fingerknöchel an und löse sie wieder. Sie sind nicht sehr wund. Vor langer Zeit hat sich da eine Hornhaut gebildet. Zoe nickt auf meinem Kissen ein, aber ich frage mich, ob ich sie wach halten sollte. Ich habe ihr mein Kissen gegeben, damit sie sich an meinen Geruch
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