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Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
Autoren: Agatha Christie
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großen schwarzen Köter zu, der ihn gierig zuschnappend auffing.
    »Wie nennen Sie dieses Tier?«, fragte Poirot abgelenkt.
    » C’est mon petit Doudou!«
    »Aber dieser Name ist lächerlich für ihn!«
    »Aber er ist so süß! Er ist ein Polizeihund! Er kann alles – alles –, warten Sie!«
    Sie erhob sich, sah sich um und nahm plötzlich einen Teller mit einem großen saftigen Steak, das eben einem Gast an einem Tisch in der Nähe serviert worden war.
    Sie ging zu der Marmornische hinüber und stellte den Teller vor den Hund, während sie ihm zugleich ein paar Worte auf Russisch zurief.
    Zerberus starrte vor sich hin, als wäre das Steak nicht da.
    »Sehen Sie? Und es ist nicht eine Angelegenheit von Minuten. Nein, er bleibt stundenlang so, wenn es sein muss.«
    Dann sagte sie ein Wort, und wie der Blitz beugte Zerberus seinen langen Hals, und das Steak verschwand wie weggezaubert.
    Vera Rossakoff warf die Arme um den Hals des Hundes und umarmte ihn leidenschaftlich, sie stellte sich dazu auf die Zehenspitzen.
    »Schauen Sie, wie sanft er sein kann«, rief sie, »mit mir, mit Alice, mit allen seinen Freunden – sie können mit ihm machen, was sie wollen! Aber ich muss nur ein Wort sagen und schon – ich kann Ihnen versichern, er würde zum Beispiel einen Polizeiinspektor in kleine Stücke zerreißen! Ja, in kleine Stücke!«
    Sie brach in schallendes Gelächter aus.
    »Ich brauche nur ein Wort zu sagen – «
    Poirot unterbrach sie hastig. Er misstraute dem Humor der Gräfin. Inspektor Stevens konnte in Lebensgefahr schweben.
    »Professor Liskeard möchte Sie sprechen.«
    Der Professor stand vorwurfsvoll neben ihr.
    »Sie haben mein Steak genommen«, beklagte er sich. »Warum haben Sie gerade mein Steak genommen?«
     
    »Donnerstag Nacht, mein Lieber«, sagte Japp. »Da steigt die Geschichte. Es ist natürlich Andrews Ressort – Rauschgiftkommando –, aber er wird entzückt sein, wenn Sie mitmachen. Nein, danke, ich nehme keinen Ihrer feinen Sirops, ich muss meinen Magen schonen. Ist das dort drüben Whisky? Das ist schon eher mein Fall!«
    Er stellte sein Glas ab und fuhr fort:
    »Ich glaube, wir haben das Rätsel gelöst. Der Club hat noch einen anderen Ausgang, und wir haben ihn gefunden!«
    »Wo?«
    »Hinter dem Grill. Ein Teil des Grills schwingt herum.«
    »Aber man würde doch bestimmt sehen – «
    »Nein, alter Junge. Als die Razzia war, ging das Licht aus – die Hauptsicherung wurde ausgedreht –, und wir brauchten einige Minuten, um sie wieder einzuschalten. Niemand konnte bei der Vordertür hinaus, weil sie bewacht wurde, aber jetzt ist es klar, dass während des Tumultes jemand durch die Geheimtür hinausschlüpfen konnte. Wir haben das Haus hinter dem Club untersucht, und so sind wir auf den Trick gekommen.«
    »Und was soll man machen?«
    Japp zwinkerte.
    »Die Sache plangemäß abrollen lassen – die Polizei erscheint, die Lichter gehen aus – und jemand wartet an der anderen Seite der Geheimtür, um zu sehen, wer durchkommt. Dieses Mal erwischen wir sie!«
    »Warum Donnerstag?«
    Japp zwinkerte wieder.
    »Wir wissen jetzt ziemlich genau, was in der Golconda vorgeht. Donnerstag kommt Ware von dort heraus. Die Smaragde der Lady Camington.«
    »Sie gestatten, dass ich auch ein bis zwei kleine Vorkehrungen treffe.«
     
    Donnerstagabend, an seinem gewohnten Tisch in der Nähe des Eingangs sitzend, studierte Poirot seine Umgebung. Wie gewöhnlich war in der ›Hölle‹ Hochbetrieb.
    Die Gräfin war beinahe noch auffallender geschminkt als sonst. Sie wirkte an diesem Abend sehr russisch, klatschte in die Hände und schrie vor Lachen. Paul Varesco war erschienen. Manchmal trug er einen tadellosen Frack, manchmal, wie heute, kam er wie ein Dandy mit eng zugeknöpftem Jackett und einem Schal um den Hals. Er sah lasterhaft und attraktiv aus. Er machte sich von einer dicken, ältlichen, mit Brillanten bedeckten Dame los und beugte sich über Alice Cunningham, die an einem Tischchen saß und eifrig Notizen machte, um sie zu einem Tanz aufzufordern. Die dicke Dame warf Alice einen finsteren Blick zu und sah Varesco schwärmerisch an.
    In Miss Cunninghams Augen lag keine Schwärmerei. Sie blitzten vor reinem Wissensdrang, und Poirot fing Bruchstücke ihrer Konversation auf, als sie an ihm vorbeitanzten. Sie war vom Kinderfräulein zur Hausmutter in Paul Varescos Internatsschule übergegangen.
    Als die Musik aufhörte, setzte sie sich zu Poirot. Sie sah freudig erregt aus.
    »Höchst interessant«,
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