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Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
Autoren: Agatha Christie
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William Higgs vorstellen«, übertönte Poirot das Klopfen von Zerberus’ Schweif. »Ein Meister seines Faches. Während des Durcheinanders von gestern Nacht hat Mr Higgs Zerberus aus der ›Hölle‹ hierher gelockt.«
    »Sie haben ihn herausgelockt?« Die Gräfin starrte das mausartige Männchen ungläubig an. »Aber wie? Wie?«
    Mr Higgs senkte verschämt die Augen.
    »Das kann ich vor einer Dame nicht sagen. Aber es gibt Dinge, denen kein Hund widerstehen kann. Wenn ich will, folgt mir ein Hund überallhin. Natürlich, wissen Sie, wirkt es bei Hündinnen nicht – nein, das ist etwas ganz anderes.«
    Die Gräfin Rossakoff wandte sich an Poirot.
    »Aber warum? Warum?«
    Poirot erklärte langsam:
    »Ein Hund, der für diesen Zweck abgerichtet ist, wird einen Gegenstand so lange im Maul behalten, bis er den Befehl bekommt, ihn loszulassen. Wollen Sie Ihrem Hund jetzt den Befehl geben, das, was er im Maul hält, loszulassen?«
    Vera Rossakoff machte große Augen, wandte sich um und äußerte zwei scharfe Worte.
    Zerberus’ großes Maul öffnete sich, und dann wurde es wirklich beängstigend. Zerberus’ Zunge schien ihm aus dem Maul zu fallen…
    Poirot trat vor. Er hob ein kleines, in rosa Kautschuk eingewickeltes Paket auf. Drinnen war ein Päckchen weißen Pulvers.
    »Was ist das?«, fragte die Gräfin scharf.
    Poirot sagte ruhig:
    »Kokain. Dem Anschein nach eine so kleine Menge – aber genug, um jenen, die gewillt sind, dafür zu bezahlen, Tausende Pfunde wert zu sein… Genug, um Hunderten Elend zu bringen…«
    Sie schnappte nach Luft.
    »Und Sie glauben, dass ich – aber das ist nicht wahr«, rief sie. »Ich schwöre Ihnen, es ist nicht wahr! In der Vergangenheit habe ich mich mit den Schmuckstücken, den bib e lots, den kleinen Kuriositäten amüsiert – all das hilft einem zu leben, wissen Sie. Und ich denke mir, warum nicht? Warum soll ein Mensch eine Sache eher besitzen als ein anderer?«
    »Ganz wie ich bei den Hunden denke«, warf Mr Higgs ein.
    »Sie können Recht und Unrecht nicht unterscheiden«, sagte Poirot bekümmert zu der Gräfin.
    Sie fuhr fort:
    »Aber Rauschgift – das nicht! Denn die bringen Elend, Schmerzen und Verfall. Ich hatte keine Ahnung, dass meine reizende, unschuldige, entzückende kleine ›Hölle‹ zu diesem Zweck missbraucht wird!«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung, was die Rauschgifte betrifft«, sagte Mr Higgs. »Das Dopen von Windhunden – das ist eine Gemeinheit. Ich möchte nie mit so etwas zu tun haben, und ich habe nie mit so etwas zu tun gehabt.«
    »Oh, sagen Sie, dass Sie mir glauben, mein Freund«, flehte die Gräfin.
    »Natürlich glaube ich Ihnen. Habe ich mir nicht Zeit und Mühe genommen, um den wirklichen Organisator des Rauschgifthandels zu überführen? Habe ich nicht die zwölfte Arbeit des Herkules vollbracht und Zerberus aus der ›Hölle‹ herausgeholt, um meinen Fall zu beweisen? Und eines möchte ich Ihnen sagen: Ich sehe meine Freunde nicht gerne eingesperrt – ja, eingesperrt –, denn Sie waren als Sündenbock ausersehen, wenn die Sache schief gehen sollte. In Ihrer Handtasche wären die Smaragde gefunden worden, und wenn jemand so klug gewesen wäre wie ich, um im Maul eines bissigen Hundes ein Versteck zu vermuten – eh bien, er ist Ihr Hund, nicht wahr? Auch wenn er la petite Alice soweit akzeptiert hat, dass er auch ihr gehorcht. Ja, sperren Sie nur die Augen auf. Vom ersten Augenblick an konnte ich diese junge Dame mit ihrem wissenschaftlichen Jargon und ihrem Kostüm mit den großen Taschen nicht leiden. Ja, Taschen. Es ist unnatürlich, dass eine Frau so wenig auf ihr Äußeres gibt! Und was sagt sie mir – dass es nur auf die Tiefe ankommt. Aha! Und was ist tief? Taschen sind tief, in denen sie Drogen verbergen und Schmuck wegtragen kann – ein kleiner Austausch, der sich leicht bewerkstelligen lässt, während sie mit ihrem Komplizen tanzt, den sie angeblich als psychologischen Fall studiert, was für ein Deckmantel! Niemand verdächtigt die ernste Psychologin, das Fräulein Dr. med. Sie kann Rauschgifte einschmuggeln und sie ihren reichen Patienten angewöhnen und sie überreden, das Geld für einen Nachtclub herzugeben, und ihn dann von jemandem führen lassen – der, sagen wir, in der Vergangenheit eine kleine Schwäche hatte. Aber sie verachtet Hercule Poirot, sie glaubt, sie kann ihn mit ihrem Geschwätz über Kindermädchen und Hemden täuschen. Eh bien, ich war auf das vorbereitet. Die Lichter gehen aus. Ich stehe schnell von
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