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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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Die Nacht, in der alles begann
    I ch will, dass du mir Rückendeckung gibst.« Konstantine reichte seinem Bruder die Flasche und deutete mit einer ausholenden Geste ins Tal, wo die Zigeuner ihr Lager aufgeschlagen hatten. »Ich bin nämlich fest entschlossen, dieses Zigeunermädchen zu rauben.«
    »Wir dürfen uns nicht mit den Zigeunern anlegen.« Oleg trank einen großen Schluck Wodka. »Streng mal deine grauen Zellen an. So ist es festgeschrieben. Wir dürfen uns an alle Frauen ranmachen, aber nicht an diese schlampigen Roma-Bräute.«
    Zwischen Konstantines Kiefern entstand ein breites Grinsen. »Kannst du mir mal verraten, wieso nicht?« Die Familie Varinski kannte keinen Moralkodex. Folglich gab es auch keine Verhaltensregeln. Sie konnten tun und lassen, was sie wollten: vergewaltigen, zündeln, foltern, morden - und niemand hätte sie daran zu hindern vermocht.
    Es gab nur ein ehernes Gesetz.
    Sie durften sich keine Zigeunerin nehmen.
    »Zigeunerinnen sind schmutzig.« Oleg spuckte verächtlich in Richtung Lager, und der warme Auswurf traf in einer kleinen Dampfwolke auf den gefrorenen Waldboden. Der Herbst war eisig kalt wie schon lange nicht mehr, der frühe Frost hatte die Getreideernte vernichtet,
und die Menschen hungerten. »Nachher holst du dir noch irgendeine tödliche Krankheit.«
    »Ich lach mich schlapp! Der Einzige, der mich umbringen kann, bist du, Bruderherz.«
    »Ich würde dich nicht umbringen«, versetzte Oleg eilends.
    Oleg und Konstantine waren gleich alt und von ähnlicher Statur: beide an die einsneunzig groß, muskelbepackt, mit schnellen Fäusten. Zudem war Oleg ein begnadeter Kämpfer. Er steckte jedoch ungern ein. Folglich kämpfte er nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
    Anders als Konstantine. Er liebte den Kampf. Und natürlich den Sieg. Eigentlich liebte er alles, was mit einer Fehde zusammenhing. Bei Prügeleien stand er wie ein Fels mittendrin und erging sich in Strategien, wer, wann, wie angreifen würde, welcher seiner Gegner am leichtesten auszuschalten wäre und bei wem er sich besonders ins Zeug würde legen müssen. Der Schmerz wirkte auf ihn wie ein Stimulans, und Rot war seine Lieblingsfarbe.
    Heute Abend juckte es Konstantine mal wieder in den Fingern: Er brauchte Action. Er schätzte, dass in dem Zigeunerlager ungefähr vierzig Leute lebten: dreißig Männer und Frauen im Alter von fünfzehn bis siebzig und zehn Kinder. »Haben wir heute Abend nicht hart gekämpft? Und unsere Hände im Blut unserer Feinde gewaschen?«
    »Das waren keine Feinde von uns.« Oleg starrte auf das Lagerfeuer im Tal. »Das war bloß ein Job.«
    »Wenn ich den Auftrag bekomme, jemanden zu töten, so ist dieser mein Feind und damit basta.«

    Konstantine nahm die Flasche und trank, bis der Wodka in seinen Eingeweiden brannte, bevor er sie Oleg zurückgab. Man durfte die Zigeuner keinesfalls unterschätzen; sie verteidigten ihren Clan bis aufs Messer, das Mädchen bedeutete ihnen verdammt viel, und sie waren nicht zuletzt gerissene, skrupellose Kämpfer. So etwas wusste er zu schätzen. Er hatte auch schon eine Strategie, wie er ihnen das Mädchen unter der Nase wegschnappen wollte. »Ich verhandle derzeit mit einem indonesischen Gangster. Wir kämpfen demnächst für diese Bande. Bis es so weit ist …« - von einem plötzlichen Adrenalinschub befeuert, setzte er den Abhang in Richtung Lager hinab -, »… amüsier ich mich mit einem dieser süßen Zigeunerflittchen.«
    Oleg zog ihm kurzerhand die Flasche über den Schädel.
    Konstantine sah tausend Sterne.
    Mit einem gezielten Schlag in die Kniekehlen brachte Oleg ihn zu Fall und nahm ihn in den Schwitzkasten. »Wenn du das machst, musst du unseren Clan verlassen.«
    »Wer sollte denn den Mumm haben, mich rauszuwerfen, hä?« Konstantine fixierte seinen Bruder provozierend. »Du bestimmt nicht, Oleg.«
    »Nein. Ich nicht. Aber vielleicht … vielleicht stammt dieses Zigeuner-Gesetz gar nicht von dem ersten Konstantine … sondern von seinem Erzeuger.«
    »Du meinst wohl von seiner Mama?« Konstantines Lippen verzogen sich zu einem anzüglichen Grinsen. »Der Stinkstiefel brachte seine Mama um die Ecke, um den Pakt mit ihrem Blut zu besiegeln.«

    »Nein.Vom Fürsten der Finsternis höchstpersönlich.« Oleg riss Konstantine an den Haaren. »Ist dir nie der Gedanke gekommen, dass der Teufel dies als Bedingung in den Pakt aufgenommen haben könnte?«
    »Klar doch. Hast du dir schon mal überlegt, warum? Warum sollte der Teufel es dem alten
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