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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution
Autoren: Alexander Merow
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Aufbauarbeit

    Frank blickte für einen kurzen Augenblick hinauf in den finsteren, von grauschwarzen Wolken bedeckten Himmel. Dann schaute er wieder nach vorn und sah einige dunkle Schatten hinter der immer dichter werdenden Wand aus strömendem Regen näherkommen. Das Herz des Rebellen hämmerte vor Aufregung und Angst mit all seiner verbliebenen Kraft und Kohlhaas merkte, wie ihm die Panik die Luft abdrückte. Das Adrenalin schoss durch seine Blutbahn und brannte in seinen Gliedern wie eine ätzende Säure. Die Schatten kamen näher. Neben Frank standen noch Dutzende weitere Männer, die genau wie er vor Todesangst erstarrt waren.
    In diesen Sekunden dachte er an Julia und versuchte seine Gedanken auf ihr wundervolles Gesicht zu konzentrieren. Er würde sie niemals mehr wiedersehen, denn heute würde sein Leben beendet werden.
    „Anlegen!“, schallte es durch den Regen und die schemenhaften Gestalten traten noch einen Schritt nach vorne.
    Für die Zeit eines Wimpernschlages dachte Kohlhaas an nichts mehr. Dann zerriss das laute Tackern einer Gewehrsalve die grausame Stille und ein quälender, stechender Schmerz ergriff Franks Körper. Er brach zusammen und fiel kopfüber auf die regennasse Wiese …

    Außenminister Wilden packte Frank an der Schulter, als dieser wie von einer Giftspinne gestochen aus seinem Stuhl aufsprang und ein lautes Rumpeln durch den Konferenzsaal dröhnte.
    „Was? Was ist?“, stammelte der junge Mann verwirrt, während sich zahlreiche Augenpaare auf ihn richteten.
    „Das frage ich dich, Frank!“, sagte Wilden etwas peinlich berührt und sah zu Artur Tschistokjow und den anderen Anwesenden herüber.
    „Schon gut, ich…ich habe mich nur erschrocken …“, erklärte Kohlhaas kleinlaut auf Russisch, während man ihn noch immer fragend anstarrte.
    Der weißrussische Rebellenführer räusperte sich, konnte aber ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken. Dass Frank während der Konferenz vor sich hin gedöst hatte, war ihm schon vor einer Viertelstunde aufgefallen.
    „Ist das nicht interessant, was wir sprechen?“, fragte Tschistokjow auf Deutsch und versuchte wieder streng und autoritär zu wirken.
    „Schon gut!“, flüsterte Frank und schaute etwas beschämt an die Decke.
    Thorsten Wilden schüttelte den Kopf und murmelte: „Also wirklich, Frank …“
    Der Anführer der Ordnertruppe der Freiheitsbewegung gähnte lediglich leise, nahm eine kleine Flasche vom Tisch und goss sich einen Schluck Orangensaft ein. Frank saß an einem prunkvollen, langen Holztisch im Präsidentenpalast von Minsk und um ihn herum hatten sich einige Vertreter von Artur Tschistokjows neuer Regierung und das Staatsoberhaupt von Weißrussland selbst auf den mit dunkelroten Samtbezügen versehenen Stühlen niedergelassen.
    Thorsten Wilden, der Chef der Dorfgemeinschaft von Ivas, lächelte Frank jetzt mit vielsagender Miene zu und überflog einige Papiere. Artur Tschistokjow, der Anführer der Freiheitsbewegung der Rus, die im Februar 2036 in Weißrussland und Litauen an die Macht gelangt war, räusperte sich erneut und erklärte den beiden Deutschen: „Die politische Feinde in unser Land sind so gut wie überwunden. Meine Leute haben die wichtige Positionen überall besetzt. Ich habe die Zeitung von der Freiheitsbewegung der Rus gestern zu offiziellen Staatorgan gemacht. Sie wird unser Ideen bis in die letzte Kopf befördern!“
    „Die Japaner haben uns ein Bündnisangebot gemacht. Ebenso die Philippinen. Ich habe gestern mit dem japanischen Außenminister Mori telefoniert“, warf Wilden in die Runde.
    „Gut, die Verträge werde ich noch in diese Woche unterzeichnen“, versicherte ihm Tschistokjow.
    Wilden nickte und vertiefte sich wieder in seine Unterlagen. Derweil erläuterte der Präsident die gegenwärtige Lage näher und sprach wieder Russisch.
    „Wir werden sämtliche Steuereinnahmen der nächsten Monate zur Beseitigung des sozialen Elends und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze nutzen. Der Global Trust Fond wird keinen müden Globe mehr aus Weißrussland und Litauen sehen – aber das ist ja ohnehin klar. Zudem sind die Tage des Globe in unserem Land sowieso gezählt. Wir werden wieder den Rubel als unabhängige Währung einführen und natürlich auch eine eigene Staatsbank gründen“, sagte der Präsident seinen russischen Kabinettsmitgliedern in ihrer Muttersprache.
    „Ich entwerfe zurzeit einen Plan, der den Aufbau der Schwerindustrie und die Wiederaufrichtung des Mittelstandes zum Ziel hat. Ich
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