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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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könnte man sagen, dass das so in Ordnung ist. Und tatsächlich gibt es keinen Grund, warum Menschen twittern oder programmieren lernen müssten, die in ihrem Leben noch keinen Computer angerührt haben, abgesehen vom Fahrscheinautomat oder dem Telefon, die ja in der Regel auch Computer sind. Wenn aber ganze Gruppen, sei es aufgrund von infrastruktureller Benachteiligung wie dem Fehlen von schnellen Internetzugängen, aufgrund fehlender Bildungschancen oder fehlender finanzieller Möglichkeiten, erst gar keine Chance haben, sich mit diesen Dingen zu befassen, dann lassen wir auch eine nachhaltige Spaltung zu: Dann gibt es diejenigen, die können und haben und damit für die Zukunft gerüstet sind. Und diejenigen, die chancenlos sind. Wenn ältere Menschen und Rentner davon betroffen sind, mag man das gefühlt noch irgendwie akzeptabel finden: Warum sie damit belästigen? Aber die Veränderungen finden jetzt bereits statt, sie werden sich in den kommenden Jahren noch steigern. Und dann? Dann werden auch die älteren Menschen dieses Wissen und Können, die Fertigkeiten und Möglichkeiten dringend benötigen.
    Die Digitalisierung kann unsere soziale Struktur durchlässiger machen, wenn wir das möchten. Das muss man aber auch wollen: Es geht um Empowerment, also um die Befähigung dazu, sich mithilfe des Netzes von Schranken und Barrieren sozialer und wirtschaftlicher Art zu lösen. Wenn ein Hartz-I V-Empfänger technisch die Möglichkeit hätte, sich mit Lehrinhalten von Harvard und Yale zu befassen, dann muss man ihm das auch zugestehen. Wenn ein Kind einer Geringverdienerfamilie nicht lernt, einen Computer zu benutzen, dann ist das für seine Zukunft eine inakzeptabel große Hypothek. Wenn wir das nicht verhindern, dann handeln wir einfach nur asozial. Hier führt unsdas Netz die Kehrseite unserer Wohlstandsgesellschaft, manche Doppelzüngigkeit unserer politischen Akteure und die eigene Bequemlichkeit vor Augen. Darüber müssen wir nicht nur reden, sondern wir müssen auch Handlungskonzepte entwickeln.
    Stellen wir uns vor, wir müssten nicht mehr arbeiten. Computer, vielleicht auch Roboter genannt, erledigen alles für uns. Zukunftsmusik? Ja, sicher. Aber auch unrealistisch? Nur zum Teil. Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung werden manche herkömmliche Struktur, manche Berufsbilder und vielleicht sogar Einkommensformen grundsätzlich in Frage stellen. Nur wer das sieht, kann diesen Wandel auch gestalten. Wer es hingegen ignoriert, wird von diesem früher oder später überrollt werden.
    Die wirtschaftliche Dimension
    Von der Digitalisierung wurden bereits einige Branchen überrollt. Wir haben es am Beispiel der Musikindustrie beschrieben. Je weiter die Digitalisierung fortschreitet, desto mehr Branchen werden davon betroffen sein. Sie ist die logische Fortsetzung und auch eine Erweiterung der wirtschaftlichen Globalisierung, ermöglicht neue und andere Geschäftsmodelle genauso wie neue und andere Produktionsprozesse und Produktmodelle. Sie verändert peu à peu die Struktur unserer Wirtschafts- und Arbeitswelt. Wie wir arbeiten, an was und für wen, all das wird in der digitalen Gesellschaft umgebaut. Die einen werden es mehr, die anderen weniger merken. Aber bemerkbar wird es für alle. Strom- und Netzwerkkabel, Mobilfunk und die klassischen Logistikketten sind die Infrastruktur, auf der unsere Zukunft aufbaut. Alles andere steht früher oder später in unterschiedlichem Maße zur Disposition. Es gibt nur zwei Wege, dies zu begreifen: gar nicht, also als etwas, das es zu verhindern und zu bekämpfen gilt, oder als eine große Chance: In jedem Umbruch liegt ja eine große Chance, solange man ihn nicht zum Selbstzweck erhebt.
    Wenn Wirtschaft den Menschen dienen soll, dann ist mit dem Netz das Mittel entstanden, das auch aktiv einzufordern und zu fördern. »Sozial ist, was Arbeit schafft«, sagte auch Angela Merkel einmal. Aber sozial ist es nicht, wenn das ganze Lebenvon Arbeit dominiert ist, wenn es immer mehr Menschen gibt, die sogar zwei Jobs haben müssen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Die Finanzwirtschaft ist längst digitalisiert   – mit allen Vor- und Nachteilen. Doch man kann sich auch eine Welt vorstellen, in der die Technik uns alle dabei unterstützt, den Stellenwert, den der sogenannte Broterwerb inzwischen im Leben vieler Menschen einnimmt oder einnehmen muss, wieder zu reduzieren auf ein menschliches Maß, so dass er nicht das gesamte Leben und den ganzen Alltag bestimmt.
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