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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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seltsamen, symbiotisch-parasitär anmutenden Formen des Auf-dem-Schoß-Sitzens sind die eine Seite des Verhältnisses von Politik und I T-Wirtschaft . Die Wirtschaft will Geld verdienen und die Politik sich im Glanze des Erfolges eines Wirtschaftszweiges sonnen, so das Gentlemen Agreement. So weit, so einfach. Nur: Kann das gut sein? Wie eng sollten diese Bereiche wirklich kuscheln? Läuft die Politik bei all dem nicht Gefahr, gnadenlos übervorteilt zu werden   – und am Ende steht als Dummer der Bürger und Steuerzahler da?
    Groß und bekannt in der deutschen I T-Wirtschaft , sind oftmals Konzerne oder Töchter dieser Unternehmen. Historisch stammen sie aus den klassischen Dienstleistungssparten: Infrastruktur- und Kommunikationstechnik, Beratung und Großrechnerbetrieb. Doch ist das tatsächlich noch die »Digitalwirtschaft« im weitesten Sinne? Oder ist es nicht vielmehr nur ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt der Unternehmen? Tatsächlich sind bereits heute   – und das wird in der Zukunft immer mehr zum Normalfall werden   – große Teile der Wirtschaft mit dem Netz verknüpft. Sie alle sind Teil der Internetwirtschaft, erkennen aber oft noch nicht, wie sehr sie von digitalen Strukturen abhängen. Wenn sie dies eines Tages begreifen, wenn Politiker aufhören nur mit den I T-Großunternehmen zu reden und sich stattdessen auch mit kleinen und mittelständischen I T-Unter nehmen intensiver über die grundsätzlichen Aspekte der digitalenGesellschaft unterhalten, wird diese Inzucht automatisch ein Ende finden.
    Wenn man sich regelmäßig und ausführlich mit Unternehmensvertretern über die großen Fragen der Digitalisierung unterhält, stellt man oft mit einem gewissen Erstaunen fest, dass manche von ihnen durchaus ein Gewissen haben und die Profitorientierung ihres Arbeitsgebers zumindest für einen Moment hinter die gesamtgesellschaftlichen Interessen und die damit verbundenen Fragen stellen können. Viele Unternehmen leiden unter dem mangelnden Verständnis von Politikern für die Fragen der Digitalisierung genauso, wie es die informierten Bürger tun. Als Ursula von der Leyen ihre Stoppschilder im Internet einführen wollte, waren es nicht zuletzt die Internetprovider, die laut aufschrien   – mit Ausnahme weniger Großkonzerne. Die Internet-Provider wissen, wie das Netz funktioniert und was Eingriffe in seine Infrastruktur bewirken können. Wer sich tagtäglich mit dem Netz beschäftigt, kommt früher oder später an den Punkt, an dem er in Rage gerät, weil Politiker vor lauter guten Absichten die vermeintlich einfache Lösung wählen wollen, ohne zu verstehen, um was es wirklich geht und was die Folgen sind.
    Medien sind auch nur Menschen
    Nicht nur Politiker haben gerne einfache Antworten auf komplexe Fragen, von denen sie nicht wirklich etwas verstehen. Auch Journalisten berichten gerne über Themen, von denen sie keine Ahnung haben. Zum Beispiel im Fernsehen, in Sendungen wie dem ›Morgenmagazin‹. Sie haben drei oder vier Stunden Zeit, sich ernsthaft in ein Thema einzuarbeiten, Experten zu finden und Interviews zu führen. Das führt oft zu sachlich falschen Ergebnissen. Das ist allein schon den Arbeitsbedingungen geschuldet.
    Tatsächlich lässt sich in den Redaktionen fast aller Medien im Hinblick auf die digitale Gesellschaft dasselbe beobachten wie in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: Es gibt diejenigen, die eine Ahnung davon haben, dass wir mitten in einem radikalen Umbruch unserer Gesellschaft stecken. Und es gibt diejenigen, die damit nichts anfangen können, denen die Themen fremd sindund die sich eigentlich nur wünschen, dass alles bleibt, wie es war. Dieser Bruch geht quer durch alle Medienformen, -häuser und betrifft alle Medienmacher. Es ist keineswegs eine reine Altersfrage: Der Mitherausgeber der ›Frankfurter Allgemeinen Zeitung‹ Frank Schirrmacher beispielsweise versucht am Puls der Zeit zu sein und räumt in seiner Zeitung regelmäßig einigen Themen der Digitalisierung Platz ein. Als der Chaos Computer Club im Oktober 2011 eine Software zugespielt bekam, die sich im Nachhinein als bayerischer Landestrojaner entpuppte, ließ er den CC C-Sprecher Frank Rieger nicht nur auf mehreren Seiten die Funktionsweise und Fehlerhaftigkeit der Software erklären. Er räumte Rieger auch den Platz ein, aufzuzeigen, warum dieser Trojaner seiner Ansicht nach den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts für eine Onlinedurchsuchung widerspricht. Die ›Frankfurter Allgemeine
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