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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
Autoren: Mark Robson
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PROLOG
    Der Kaiser rekelte sich träge auf seinem dick gepolsterten thronartigen Sitz, der selbstverständlich die beste Sicht auf den Sandplatz unten in der Arena bot. Gelangweilt bohrte er mit dem Fingernagel zwischen den Zähnen, um einen Fleischfetzen zu entfernen, der dort feststeckte. Der Kampfleiter hatte unablässig Häppchen und Leckereien hochgeschickt, offensichtlich um einen Ausgleich für die wenig spannenden Kämpfe bemüht.
    Schon seit Längerem war die kribbelnde Spannung verloren gegangen, die der Kaiser so sehr an den Spielen schätzte. Serrius behauptete sich inzwischen im dritten Jahr als bester Arenakämpfer Shandrims, während die anderen Männer die Herausforderung mieden und keine Anstalten machten, sich nach oben durchzubeißen.
    Niemand wollte sich Serrius stellen.
    Der Mann war innerhalb von nur drei Jahren zu einer Legende geworden. Anders als die anderen kämpfte Serrius, um zu töten. Die meisten Kämpfer stellte ein Sieg zufrieden, doch keiner, der gegen Serrius angetreten war, hatte die Arena je lebend verlassen. Dem Mann eilte ein Angst und Schrecken verbreitender Ruf voraus, und der Kaiser war überzeugt, zu Recht.
    Als hätte allein der Gedanke an Serrius gereicht, ihn herauszulocken, öffnete sich zum Erstaunen des Kaisers mit einem Mal das Tor zur Arena und der überragende Kämpfer
trat ins Sonnenlicht. Der Kaiser setzte sich auf, nahm den Finger aus dem Mund und blickte gebannt hinab.
    Ein aufgeregtes Raunen lief durch die Sitzreihen, als die Menge Serrius bemerkte. Er stand nicht auf dem Programm. Hatte einer der ranghohen Kämpfer ihn herausgefordert? Vielleicht Nadreck? Oder Voldor? Das Eisentor schlug hinter dem breitschultrigen Schwertkämpfer zu und er schritt mit der Geschmeidigkeit einer Bergkatze in die Mitte der Arena. Der dunkle Brustschutz aus gehärtetem Leder, den Serrius dem herkömmlichen Eisenpanzer vorzog, glänzte im Sonnenlicht, und seine gut geölten Schnallen und eingearbeiteten Metallplatten glitzerten.
    »Aber wer und wo ist sein Gegner?«, fragte sich jeder.
    Normalerweise betraten die Kontrahenten gleichzeitig den Kampfplatz. Das Geschehen widersprach allen Gewohnheiten.
    »Falls der Kampfleiter damit absichtlich für Spannung sorgt, ist er doch fähiger, als ich dachte«, brummte der Kaiser.
    Serrius blieb in der Mitte der Arena stehen, zog das längere der beiden Schwerter, die an seiner Hüfte hingen, und salutierte in Richtung der kaiserlichen Loge.
    Das Tor zum Kampfplatz öffnete sich erneut und die Menge verstummte in gespannter Erwartung. Wer würde es sein?
    Wen auch immer die Leute erwartet hatten – bestimmt nicht den blutigen Anfänger, der nun hervortrat.
    »Das ist doch wohl ein schlechter Scherz!«, spottete jemand zur Rechten des Kaisers. »Der Kleine wird keine fünf Sekunden durchhalten.«
    Doch der Herrscher bewahrte Ruhe, denn trotz des ärgerlichen Grummelns der Menge schritt der junge Kämpfer selbstbewusst in die Arena und das wache Auge des Kaisers hatte bemerkt, dass das Tor noch nicht geschlossen worden war. Und richtig, nach einigen Sekunden erschien ein weiterer Kämpfer. Zwei gegen einen, das würde der Begegnung mehr Würze verleihen. Aber das Tor schloss sich immer noch
nicht. Ein weiterer Kämpfer trat in die Arena und noch einer und noch einer, bis das Tor endlich zuschlug.
    »Fünf gegen einen!« Der Kaiser schnappte nach Luft.
    Kaum zu glauben, dass der Kampfleiter seinen besten Mann einem solchen Risiko aussetzte – es sei denn, er wollte Serrius loswerden. Vielleicht hatte er erkannt, dass die Vorherrschaft eines einzigen Mannes die Spiele langsam, aber sicher zerstörte. Wenn es so war, hatte der Kaiser den Kampfleiter abermals unterschätzt – zumal er Serrius auch überzeugt haben musste, diesem Kampf zuzustimmen. Denn einer der Vorteile, zu den fünf Besten zu gehören, bestand darin, dass die Männer – falls sie nicht gerade herausgefordert wurden – selbst bestimmen konnten, wann und mit wem sie kämpften.
    Serrius hatte seit sechs Wochen nicht in der Arena gestanden, und nun wartete er dort in aller Ruhe, bis nicht ein, sondern fünf Kämpfer dem Kaiser salutiert hatten. Es war schwer nachzuvollziehen, was in dem Mann vorging.
    Der Kaiser hatte in vier der fünf Kämpfer – die inzwischen in einer Reihe vor ihrem Gegner salutierten – Sieger kürzlich erfolgter Begegnungen erkannt. Besonders einer der Männer erschien dem erfahrenen Blick des Kaisers äußerst vielversprechend. Serrius musste sich
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