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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste
Autoren: ERROL LECALE
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ERROL LECALE
    Das Geheimnis der Totenkiste
     
     
    Originaltitel: THE DEATH BOX
    Aus dem Englischen von Lore Strassl
    VAMPIR-Taschenbuch erscheint vierwöchentlich
    im Erich Pa bel Verlag KG, 7550 Rattatt, Pabelhaus
    Deutsche Erstveröffentlichung
    Copyright © 1974 by Errol Lecale
    Titelbild: C.A.M. Thole–  Vertrieb: Erich Pabel Verlag KG
     
    Printed in Germany
    März 1976
     
     
    1.
    Verdammte See! Kapitän Eric Macneil dachte an seinen Vater, als er von der Brücke über die ölig-trägen Wellen starrte. Damals waren es noch Segel gewesen, und im Notfall Ruder, die einem Schiff über diese Leere geholfen hatten. Und gab es keinen Wind, gab es auch kein Vorwärtskommen.
    Das verdammte Sargassomeer! Die flachen Wellen, die müde dahinrollten und nie das ehrliche Weiß von Schaumkronen zeigten oder echtes Leben verrieten wie der Rest der Weltmeere! So wie diese verfluchte See stellte er sich etwa die Hölle vor – die unerträgliche Eintönigkeit eines Meeres, das noch nie einen Sturm gekannt hatte.
    Rings um das Schiff trieben kleine Inseln von schwimmendem Beerentang, dem ekelhaften gelben Zeug, das sich besser am Meeresboden versteckt halten sollte, als seine Häßlichkeit so offen zu zeigen und auch noch mit den kleinen Krabben anzugeben, die sich auf seiner Oberfläche tummelten.
    Immer wenn er hier durchfuhr, erinnerte er sich an die erste Zeile eines Gedichts von – was es Samuel Taylor Coleridge?
    Allein-allein-auf weiter, weiter See…
    Für einen Seemann war das ein Gedicht, das ihm so richtig durch und durch ging, denn nur er kennt die wahren Schrecken der entsetzlichen Leere eines Ozeans.
    Allein -allein-auf weiter, weiter See.
    Dabei war dieser Samuel Taylor Coleridge gar kein Seemann gewesen. Nein, nichts weiter als ein Schreiberling war er, ein Poet! Nie war er die Wanten hochgeklettert und hatte oben im Royal gegen den Sturm angekämpft.
    Mit der Verachtung eines Mannes der Tat für einen Schreibtischhengst entblößte Macneil geringschätzig die Zähne.
    Mr. Macadams neue Maschinen pochten unter seinen Füßen, während er an die Zeiten zurückdachte, als er noch ein echter Seemann gewesen war und nicht nur der Kutscher einer Blechbüchse.
    Aber ein Vergnügen war es auch nicht gewesen, in diesem verdammten Meer Seemann zu sein und auf eine steife Brise zu warten, die doch nie kam! Sein Vater hatte die Schrecken dieser trägen See noch selbst erlebt. Er hatte ihm erzählt, wie sie oft Tage und Wochen in dem gräßlichen gelben Treibtang festlagen…
    Nein, da war es schon besser, das Stampfen der Maschinen in Kauf zu nehmen und sie mit guter Kohle aus Newcastle zu füttern.
    Doch das Gedicht ging ihm nicht aus dem Kopf. Es hatte etwas mit einem Albatros zu tun. Sie hatten ihn getötet…
    Dieser Coleridge mußte so eine Art Albatros-Verfolgungswahn gehabt haben. In dem Gedicht war der Held dazu verdammt, den Albatros um den Hals zu tragen. Lächerlich!
    Ein Albatros war schließlich nur ein Vogel und nichts weiter. Wie viele hatte er selbst schon erlegt! Im Augenblick trug er sogar einen Tabakbeutel aus Albatroshaut bei sich.
    Dumme Vögel, dachte er, Kap-Horn-Schafe. Ihre Federn sind so zottlig wie die Wolle der ungeschorenen Lämmer. Und sie sind so leicht zu fangen! Man brauchte nur Achteraus irgendeinen Köder auszuhängen und schon schnappten die dummen Vögel danach. Nicht einmal ein Haken war nötig. Sie verschlangen das Zeug mit Haut und Haar, und dann konnte man sie an der Schnur, an der der Leckerbissen befestigt gewesen war, heraufziehen.
    Als er noch ein Schiffsjunge war, mit einer Heuer von fünf Pfund im Jahr, hatten die Albatrosse Frischfleisch bedeutet – etwas zu essen, das nicht schon jahrelang eingepökelt war.
    Ja, das waren eben noch Zeiten gewesen, ehe er zum Jockei eines Kupferkessels wurde.
    Aber viel zu Futtern war an so einem Albatros wirklich nicht. So groß sie waren, diese eleganten Vögel, die über die Wellen segelten, ohne ihre weiten Flügel zu bewegen – wenn sie erst einmal gerupft waren, blieb nicht mehr als ein Bissen für jeden…
      »Kapitän, Sir…«
    Er blickte den Schiffsjungen, der ihn so jäh aus seinen Gedanken gerissen hatte, stirnrunzelnd an, schwieg jedoch.
      »Ein Schiff steuerbord voraus, Sir.«
    Die Jahre, die er auf dem Buckel hatte, wurden ihm so richtig bewußt, als er in das junge frische Gesicht sah.
      »Ist mir bekannt«, log er. »Glaubst du, ich bin blind, Junge?« Unauffällig warf er einen Blick nach
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