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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste
Autoren: ERROL LECALE
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Kommando über die Rettungsboote übernommen hatte. Nein, nein, ich glaube nicht an eine Meuterei. Und was Piraten betrifft – davon hat man hier im Sargassomeer schon seit Pontius Pilatus nichts mehr gehört. Abgesehen davon, daß sie der Mannschaft kaum die Gelegenheit gegeben hätten, ihre Seesäcke mitzunehmen. Sie wären ja auch an Beute interessiert gewesen. Und soviel ich beurteilen kann, sah es nicht nach Plünderung aus…«
    Er verzog nachdenklich das Gesicht. »Nur die Hälfte der Seesäcke fehlte«, überlegte er laut. »Das könnte bedeuten, daß einige Männer bereits tot waren… Wir stehen hier vor einem großen Rätsel, Mister Jorkens, einem großen Rätsel…«
    Auch Jorkens hatte nachdenklich die Stirn in Falten gelegt. »Die Marie Celeste! «rief er plötzlich. »Käpt’n, haben Sie von der Marie Celeste gehört?«
    »Wer hat das nicht?« knurrte Macneil.
    »Sie wurde völlig verlassen aufgefunden«, fuhr der Steuermann fort, als hätte er den Kapitän überhaupt nicht gehört. »Alle Segel waren gesetzt, das Feuer in der Kombüse brannte, und manche behaupten sogar, daß in der Messe noch Speisen auf den Tellern waren.
    Doch von der Mannschaft gab es keine Spur, weder an Bord noch sonstwo. Es war ruhiges Wetter – wenn sie mit den Rettungsbooten aufgebrochen wären, hätte man sie sehen müssen… Aber von den Booten fehlte ohnehin keines. Vielleicht haben wir hier einen ähnlichen Fall?«
    Macneil schüttelte den Kopf ., »Nein, so groß ist die Ähnlichkeit gar nicht. Beispielsweise sind hier die Rettungsboote weg. Also ist durchaus anzunehmen, daß die Besatzung das Schiff darin verließ. Auch die Seesäcke fehlen – selbst die Decken. Offenbar rechneten die Männer mit einer längeren Fahrt.«
    Ohne ein weiteres Wort begab er sich ins Kartenhaus und berechnete Kurs und Entfernung. Als er damit fertig war, rief er erneut nach seinem Ersten.
    »Wie viele Seeleute haben wir?« erkundigte er sich. »Und ich meine echte Seeleute, die mit den Segeln umgehen können, und keine Dampfschiffer.«
    Jorkens zuckte unter der Geringschätzung in der Stimme des Kapitäns zusammen.
    »Die meisten haben von der Pike auf auf einem Segler gelernt, genau wie ich.«
    Macneil betrachtete nachdenklich den Dreimaster.
    »Ich kann keine Bergungsmannschaft abkommandieren, aber wir können sie abtakeln und ins Schlepptau nehmen.«
    »Ins Tau, Sir?«
    »Warum nicht? Die Unity schafft das leicht – bei unseren Maschinen! Wenn ich an früher denke! Ich erinnere mich, als wir vor etwa zehn Jahren die Huntress von Kap Horn in Schlepp nahmen, und das mit der altersschwachen Highlande. Sorgen Sie dafür, daß sich Freiwillige melden, Mr. Jorkens. Oder teilen Sie ein paar erfahrene Seebären ein.«
    Seine Augen funkelten kalt. »Die Grijt Henryk wird uns einen schönen Batzen Geld einbringen. Ich habe nicht die Absicht, sie hierzulassen, daß ein anderer das Bergungsgeld bekommt.«
    Mit auf dem Rücken verschränkten Armen und verbissenem Gesicht stapfte er auf dem Achterdeck hin und her.
    »Die einzige Alternative wäre sie zu versenken«, brummte er schließlich.
    »Versenken, Sir?«
    »Mann, seit wann sind Sie bei der christlichen Seefahrt? Sie müssen doch wissen, daß man ein verlassenes Schiff nicht einfach frei treiben lassen darf. Wie leicht könnte ein anderes es im Dunkeln rammen! Aber wir haben keinen Sprengstoff an Bord. Und weil sie aus Eisen ist, können wir sie auch nicht verbrennen. Nein, es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als sie in Schlepptau zu nehmen.«
    Sie manövrierten die Unity, bis sie neben der Grijt Henryk lag. Dann mußten die Freiwilligen an Bord des Dreimasters geschickt werden, um sie abzutakeln, denn es hätte nicht genügt, sie nur aufzugeien; der Widerstand der Mäste und Takelage hätte die Unity zuviel unnötige Kraft gekostet.
    Die Sonne ging bereits unter, als das Dampfschiff vorwärtsstampfte und das Schlepptau sich schließlich spannte.
    Kapitän Macneil stand auf der Brücke und seufzte erleichtert. »Die Plackerei wird sich bezahlt machen«, brummte er vor sich hin.
    Aber als er die Grijt Henryk betrachtete, hatte er ein ungutes Gefühl. Er versuchte es zu unterdrücken und Logik walten zu lassen. Er hatte ein aufgegebenes Schiff entdeckt und nirgends eine Spur der Besatzung gefunden. Er hatte dieses Schiff nun in Tau genommen und würde es zum nächsten Hafen schleppen – dem Londoner natürlich, denn schließlich war er ja kein Schwachkopf.
    Aber weshalb diese Unruhe tief
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