Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige
Autoren: Oliver Pötzsch
Vom Netzwerk:
von der Karls Großvater Maximilian noch so viel gesprochen hatte und deren Name dem jungen Kaiser nur schwer von der Zunge ging.
    »Trifels«, murmelte er und schmunzelte über den seltsamen Klang dieses alten Worts.
    Dann befasste sich Karl V. lieber wieder mit der Zukunft.

Epilog
    In einem Dorf irgendwo am Oberrhein,
    im Mai, Anno Domini 1526
    Golden wie Weizenähren schien die Nachmittagssonne auf die frisch gedeckten Reetdächer des kleinen Weilers, und auf den Feldern ringsumher reifte die Gerste. Agnes saß auf einer kleinen Bank vor dem Haus des Dorfschmieds und lauschte, wie der Hammer in regelmäßigen Abständen auf den Amboss krachte. Trotz der Lautstärke war es ein beruhigendes Geräusch. Es hatte etwas Monotones, Einschläferndes, das ihr, zusammen mit den warmen Sonnenstrahlen, immer wieder die Augen zufallen ließ.
    Frieden , dachte Agnes verträumt. Das Geräusch bedeutet Frieden.
    Fast ein Jahr war nun vergangen, seit sie mit Mathis den Trifels für immer verlassen hatte. In einem Dorf am Rhein hatten sie schließlich eine neue Bleibe gefunden. Es war genau so, wie Mathis es gesagt hatte: Der Krieg hatte viele Land­striche in Süddeutschland so sehr verheert, dass die Überlebenden froh waren um jeden Neuankömmling, der beim Wiederaufbau half. Der einst so hübsche Ort mit seiner Kirche, dem Wirtshaus und den zwei Dutzend Bauernhäusern war von den Landsknechten des Schwäbischen Bundes fast zur Gänze niedergebrannt worden; der frühere Schmied hatte sich den Pfälzer Bauernhaufen angeschlossen und war nicht mehr zurückgekehrt, so dass Mathis nun seine Stelle an­treten konnte. Zusammen mit den Dorfbewohnern hatten er und Agnes Bäume im benachbarten Wald geschlagen, sie hatten die Häuser schöner errichtet als zuvor, die verbrannten, zertrampelten Felder umgegraben und frisch gesät und das verirrte Vieh in den Wäldern zusammengetrieben. Im Frühling hatten die ersten Kühe wieder gekalbt. Agnes lächelte traurig. Das Leben ging weiter. Es scherte sich nicht um die vielen Toten, die auf dem nahen Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden hatten.
    Der alte Pfarrer war im letzten Jahr vor den Bauernhorden davongelaufen, der neue Priester war ein junger Mönch, der sein Kloster verlassen und sich den Lutheranern angeschlossen hatte. Er predigte milde und bilderreich, und in manchen Augenblicken erinnerte er Agnes fast an den verstorbenen Pater Tristan.
    Das Hämmern setzte aus, und kurz darauf tauchte Mathis in der Tür der Schmiede auf. Er griff nach einem Krug Wasser, der auf dem Fensterbrett stand, nahm einen tiefen Schluck und setzte sich dann neben sie auf die Bank.
    »Die Hufeisen sind fertig«, sagte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Du kannst dem alten Johann sagen, dass er sie abholen kann. Nur für seine Egge werde ich wohl noch eine Weile brauchen.« Er grinste. »Bis zur nächsten Frühsaat sollte sie dann aber spätestens fertig sein.«
    Agnes lachte. »Sag das nicht, bei all den Aufträgen, die du mittlerweile angenommen hast!«
    »Du hast recht. Mir graust schon bei all den Beilen, Hacken und Hufeisen, die noch geschmiedet werden müssen.«
    Stöhnend streckte Mathis seine Glieder. Seitdem die Menschen ihre Dörfer wieder aufbauten, wurden überall neue Werkzeuge gebraucht. Der junge Schmied verdiente gut damit, und er blieb seinem Schwur treu, nie wieder ein Feuerrohr herzustellen. Mit ihren Heilkenntnissen steuerte Agnes außerdem den einen oder anderen Gulden bei. Mittlerweile kamen die Menschen auch aus den Nachbarorten, um sich von ihr behandeln zu lassen. Ihr Ruf als kundige Heilerin wuchs, und wenn sie auch nicht reich waren, so stand doch jeden Tag ein warmes Essen auf dem Tisch.
    Müde, aber glücklich lehnte sich Agnes an den Mann, den sie von Kindheit an geliebt hatte und mit dem sie nun endlich zusammen sein konnte. Im letzten Jahr war Mathis noch kräftiger geworden, ein rötlicher Bart wucherte wild in seinem Gesicht und verdeckte die Narbe auf seiner rechten Wange, die ihm vom Sturm auf die Ramburg geblieben war. Manchmal nachts im Bett nannte ihn Agnes scherzhaft ihren Barbarossa. Dann liebten sie sich, und die dunklen Gedanken verschwanden wieder für eine Weile. Es wurde von Monat zu Monat besser, doch es dauerte. Agnes’ Miene trübte sich, und Mathis sah sie besorgt an.
    »Du hast wieder geträumt letzte Nacht, nicht wahr?«, fragte er. »Ich habe dich im Schlaf schreien hören.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es … es war nichts Schlimmes. Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher