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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige
Autoren: Oliver Pötzsch
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aus verwaltet, und der Burgvogt hatte eher die Funktion eines Hausverwalters.
    Wahr ist hingegen die äußere Historie, also die politische Auseinandersetzung zwischen Kaiser Karl V. und dem französischen König Franz I., dessen Gefangennahme bei der Schlacht von Padua und der Geiselaustausch am Fluss Bidasoa. Als Vorlage und Inspiration diente mir hierbei die ausgezeichnete Biographie »Franz I. von Frankreich« von Gerd Treffer. Richtig ist, dass Franz später Karls ältere Schwester Eleonore heiratete. Dass Karl V. und Franz I. in der Festung Pizzighettone aufeinandertrafen, habe ich mir hingegen ausgedacht.
    Auch den sagenhaften Schatz der Normannen hat es ge­geben. Kaiser Heinrich VI. brachte ihn als Kriegsbeute von seinem Sizilien-Feldzug auf den Trifels, später ging der Schatz vermutlich nach Lucera in Apulien, wo ihn die von Friedrich II. dort angesiedelten Sarazenen bewachten. Was danach mit ihm geschah, ist ungeklärt. Der Staufer-Experte Professor Knut Görich vermutet, dass der Schatz zur Finanzierung späterer politischer Geschäfte und Kriegszüge verwendet wurde – und sich so nach und nach in Luft auflöste. Wer weiß, vielleicht ist aber doch noch ein Teil irgendwo auf dem Trifels versteckt …
    Was die Nachkommenschaft von Enzio, dem Lieblingssohn Friedrichs II., betrifft, sprechen die Quellen von mehreren möglichen Kindern. Eine Tochter soll tatsächlich Con­stanza geheißen haben. Doch war ihre Mutter meines Wissens keine Nonne, die Zugang zu dem in Bologna gefangenen Staufer hatte. Auch Constanzas spätere Erlebnisse auf dem Trifels sowie die Figur des Johann von Braunschweig, ihres gemeinsamen Sohnes Sigmund und die Annweiler Bruderschaft sind frei erfunden, ebenso der Siegelring Barbarossas und die sagenumwobene Abstammungsurkunde. Im Ge­gensatz zu den zahlreichen blutigen Schlachten des Bauernkriegs und den Anführern Florian Geyer und Götz von Berlichingen.
    Hier habe ich aus Gründen der Dramaturgie nur einige regionale Daten und Ereignisse ein wenig geändert. So wurde Kloster Eußerthal erst ungefähr zwei Wochen später niedergebrannt, vermutlich vom Landauer Haufen, einen eigenen Aufstand der Dahner und Wilgartswiesener Bauern gab es meines Wissens nicht.
    Ein historischer Roman sollte meiner Meinung nach immer die dramatische Zuspitzung echter Ereignisse und Hintergründe sein. Ob die weltpolitischen Mächte der damaligen Zeit wirklich Agenten ausgeschickt hätten, einen Staufernach­fahren zu finden? Vermutlich nicht. Doch tatsächlich war vor allem im 15 . und 16 . Jahrhundert die Sehnsucht nach den schon vor so langer Zeit verstorbenen Stauferkaisern groß. In Schriften der damaligen Zeit vermischen sich Barbarossa und sein Enkel Friedrich II. zu einer messiasgleichen Gestalt, die der Welt Frieden und Gerechtigkeit bringen werde.
    Dass Franz I. bei der Königswahl gegen Karl V. den Kür­zeren zog, hatte auch damit zu tun, dass ihm die deutschen Wurzeln fehlten. So abwegig ist der Gedanke also nicht, dass er sich durch eine politische Heirat mit einer Staufernachfahrin die nötige Legitimität verschaffen wollte. Ab hier beginnt jedoch das Reich der Phantasie …
    Wohl keine andere Burg in Deutschland bietet so viel Stoff für historische Romane wie der Trifels im Wasgau. Einst war die ehemalige Reichsburg so etwas wie das Zentrum des Deutschen Reiches. Von hier zog Kaiser Heinrich VI. gegen die Normannen und kam zurück mit dem legendären Schatz, der in meinem Roman eine große Rolle spielt, hier hielt Barba­rossas finsterer Sohn den englischen König Richard Löwenherz gefangen, hier wurden fast zwei Jahrhunderte die heiligen Reichskleinodien verwahrt. Und tatsächlich gilt der Berg unter der Burg, ebenso wie der legendäre Kyffhäuser, als mythenumrankter Ort, an dem Barbarossa seit nunmehr fast tausend Jahren schlafen soll.
    Ob der Trifels im Bauernkrieg gestürmt wurde, ist hingegen umstritten. Seine große Zeit hatte er da ohnehin längst hinter sich. Als Anfang des 17 . Jahrhunderts dann der Blitz einschlug und das Gebäude ausbrannte, war sein Ende besiegelt.
    Erst im 20 . Jahrhundert machte die Burg wieder von sich reden, allerdings auf unrühmliche Weise. Die Nationalso­zialisten planten, das verfallene Gebäude zu einer NS-Pilgerstätte auszubauen, vermutlich auf direkte Anweisung Adolf Hitlers. Erst der Krieg stoppte diesen Wahnsinn, doch vor allem der sogenannte Kaisersaal geht auf NS-Architektur zurück. Der große Raum war als Ruhmes- und Ehrenhalle für
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