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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden
Autoren: Melanie Meier
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Er fuchtelte mit dem Springmesser herum und nannte seinen Cousin Veden.
    Loki legte den Kopf schief.
    Wo war der Verursacher all dieser Sauereien abgeblieben?
    Er spähte zu der Ecke hinüber, in der er ihn hatte stehen sehen, als dieser den ersten Schuss auf Johnnys Angreifer abgegeben hatte. Lokis Vermutung hatte sich damit bestätigt: Er wollte Johnny lebend. Die Zombies durften ihm nichts tun. Tim sollte ein lebender Zeuge sein, kein toter.
    Eine Bewegung riss ihn aus den Gedanken. Am anderen Ende der Halle, nicht weit entfernt von der Stelle, an der Johnny erwacht war, wurde eine Tür aufgerissen. Er sah eine Gestalt davonhuschen.
    Loki nahm die Maschinenpistole in beide Hände und rannte los. Wie die schmale Tür vermuten ließ, handelte es sich bei dem angrenzenden Gang nicht um eine Warenzufahrt der ehemaligen Fabrik. Damit lief er nicht Gefahr, dass die Zielperson schnell ins Freie gelangen und verschwinden konnte. Zumindest war die Wahrscheinlichkeit niedriger.
    Er verlangsamte seine Schritte und spähte den düsteren Gang hinunter. Auf dem Boden lag uralter Staub, schätzungsweise von drei bis maximal fünf Jahren. Es war ein leichtes, die Fußspuren in dieser Staubschicht auszumachen. Die MP weiterhin vor sich haltend, zog Loki die Tür hinter sich zu, damit Johnny und die Zombies nicht aus ihrer Halle entkamen, und machte sich an die Verfolgung.
    Langsam ging er den Spuren nach, hielt sich dabei eng an der rechten Wand und nahm es in Kauf, dass sich das Leder seiner Jacke dabei abwetzte. Manchmal musste man einfach Opfer bringen. Er wollte keinesfalls in diese Spuren treten, sie damit verwischen oder gar unkenntlich machen, denn wer konnte schon sagen, wofür sie noch gut waren.
    Loki kam an eine Weggabelung. Über die winzigen Fenster unter der Decke fiel schwach Laternenlicht von der Straße. Die Neonröhren über seinem Kopf schienen vor langer Zeit das letzte Mal ihren Dienst getan zu haben. Sie waren teilweise gesplissen und hingen aus ihren Verankerungen. Das Licht von draußen genügte, um die eiligen Abdrücke im Staub zu erkennen, die nach rechts gelaufen waren.
    Turnschuhe, dachte Loki. Adidas, klassisches Modell.
    Er wendete sich dem rechten Gang zu und schob sich auch hier nah an der Wand entlang. Mehrere Türen zweigten jetzt nach rechts hin ab, einige standen offen, andere waren verschlossen. Er spähte in einen kahlen Raum, ein winziges Kabuff, das augenscheinlich als Raucherraum gedient hatte. Die Wände waren vergilbt, die Ecken hatten sich gruselgelb verfärbt.
    Die Spuren im Dreck auf dem Boden gingen weiter, immer den Gang hinunter. Wohin die Zielperson wohl flüchtete? Nach draußen sicher nicht, denn Loki konnte schon entfernt die Sirenen hören. Lünsmann war im Anmarsch.
    Wohin würde er flüchten, wenn er anstelle des Zombieerschaffers wäre?
    Loki rümpfte die Nase. Falsche Frage! Er käme nie an seine Stelle, denn er würde sich nicht erwischen lassen. Er hätte alles gänzlich anders inszeniert, auch wenn er zugeben musste, dass dieser Plan durchaus von Intelligenz zeugte. Nun ja, wohl vielmehr von Mut. Und Mut, das war allgemein bekannt, war vor allem eine Eigenschaft von Idioten. Von verzweifelten Idioten.
    Als er die nächsten Abdrücke betrachtete, blieb er stehen. Sie hatten sich verändert. Die Zielperson rannte nicht mehr, das zeigten eindeutig die scharfen Konturen, die ein vollständiges Abrollen des Fußes andeuteten. Loki hob den Blick und spähte den Gang hinunter. Er konnte etwa vier Meter weit sehen, dann wurde es zu dunkel, um wirklich eine Analyse darüber abgeben zu können, was vor ihm lag. Er sah Schemen, aber er hielt nichts davon, sich auf die Bilder zu verlassen, die ihm sein Gehirn mithilfe der Phantasie zusammensetzte.
    Wieder senkte er den Blick auf die Spuren. Kein Zweifel, der Verfolgte hatte den Schritt verlangsamt. Dafür gab es nur eine Erklärung: Er fühlte sich in Sicherheit, weil das Ziel in unmittelbarer Nähe lag.
    Ein Hinterhalt?
    Absolut wahrscheinlich. Jemand, der ein solches Verbrechen einfädelte, hatte natürlich einen Plan B für unvorhergesehene Zwischenfälle, für den Worst Case. Vermutlich gehörten die deutlichen Fußspuren im Staub ebenfalls dazu. Sie führten einen Verfolger geradewegs in diesen Hinterhalt.
    Nun, alles wunderbar durchdacht, aber hatte er auch damit gerechnet, dass Loki der Verfolger war? Nachweislich nicht.
    Er setzte sein Grinsen auf und schob sich weiter voran. Nach wenigen Schritten bogen die Spuren im Staub
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