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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden
Autoren: Melanie Meier
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aneinandergedrängt auf dem Boden. Einer von ihnen hielt einen herrenlosen Arm in der Hand. Mit blicklosen Augen starrte er vor sich hin. Von seinen Lippen troff Blut. Die Einbissstellen in dem Arm sagten deutlich, woher dieses Blut stammte. Die anderen beiden starrten auf den Leckerbissen, scheinbar jederzeit bereit, zuzugreifen.
    Das Entsetzen verlieh Tim die Kraft, sich aufzurappeln. Noch immer an die Wand gelehnt, schob er sich in die Höhe und griff erneut nach der fehlenden Pistole. Plötzlich spürte er Schwindel aufkommen. Einen verdammt bekannten Schwindel, den er aber gerade nicht einordnen konnte, und kämpfte dagegen an.
    Panisch ließ er den Blick durch die Halle schweifen, kniff die Augen zusammen. Alles verschwamm. Was er aber deutlich sah, das waren die Blutlachen überall, die Spritzer und Körperteile, die herumlagen, bis ans andere Ende hinüber. Ein Rumpf – vielleicht der, der zu dem Mädchenkopf gehörte? – lag in der Mitte der Halle, die Gedärme ergossen sich über den Boden.
    Tim würgte. Er spürte Magensäure aufsteigen. Ihm lief das Wasser, das er zuvor getrunken hatte, über das Kinn. Der Schwindel nahm zu, die Lagerhalle begann sich auszudehnen, als würde sie von einem enormen Luftdruck nach außen gebeult. Tim griff sich an den Kopf, presste die Wange gegen die kühle Wand und schob sich schließlich von ihr weg. Er musste hier raus.
    Sein Blick fiel auf seine Hand, die sich gegen die Wand drückte. Sie war voller Blut, der ganze Ärmel war durchtränkt. Er sah an sich hinab, musste blinzeln, um einigermaßen klar sehen zu können. Seine komplette Kleidung war übersät mit eingetrockneten und noch feuchten Blutflecken. Er riss den Kopf herum, wankte und fing sich im letzten Moment ab. Tim machte einen unsicheren Schritt von der Wand weg und starrte auf die dunkelroten Schleifspuren, die er bei seinem Weg zur Wand hinterlassen hatte. Die Spuren mündeten in einer riesigen Blutlache, in der er gelegen haben musste. Daneben lag der Leichnam eines jungen Mannes, dem die Kehle regelrecht zerfetzt worden war. Der Brustkorb sah aus, als hätte sich ein Raubtier an ihm sattgefressen.
    Tim hob eine zitternde Hand an die Lippen. Als er auf sie hinuntersah, sah er noch mehr Blut.
    Ungläubig schüttelte er den Kopf. Er hatte doch nicht...?
    Bestürzt taumelte er zurück. Tim streckte die Hände aus, weil er fürchtete, jeden Moment das Gleichgewicht zu verlieren, und drehte sich zur Wand um. Als sein Blick auf diese fiel, hielt er in der Bewegung inne und wollte zurückweichen, kippte dabei vornüber und hielt sich mit den ausgestreckten Händen fest. Seine Augen waren starr auf die beiden Gesichter gerichtet.
    Veden!
    Veden und noch jemand sahen ihn an, ohne eine Regung in den Gesichtern. Der andere konnte nur Hora sein.
    Das war zu viel für ihn. Er stieß sich von der Wand ab und wollte davonlaufen, sich umdrehen und einfach nur laufen, fiel dabei aber über die eigenen Füße und prallte der Länge nach hin. Er lag in der Blutlache, die Männerleiche direkt vor sich. Schreiend rappelte sich Tim auf, seine Füße und Hände glitschten durch das Blut. Er bekam Halt unter den Schuhsohlen, stieß sich nach vorne und schrammte sich dabei die Hände auf, die nicht schnell genug nachkamen.
    Sein Schreien riss die anderen Zombies aus der Lethargie. Sie richteten die seelenlosen Augen auf den Störenfried und kamen langsam in Bewegung. Standen auf, drehten sich um, fingen an, auf ihn loszuwanken.
    Tim sah sie kommen, aber er konnte nicht aufhören, wie wild zu schreien. Immer wieder versuchte er, aufzustehen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Als sich das erste bleiche, blutverschmierte Gesicht über ihn schob, suchte Tim wieder nach der Heckler & Koch. Stattdessen fand seine Hand einen Gegenstand in der Hosentasche, den er herauszog. Das Springmesser! Er ließ die Klinge herausschnellen und riss sie gerade noch nach oben, bevor der Zombie seine Zähne in Tims Hals versenken konnte. Er traf die Hand des Zombies, trennte ihm mehrere Finger ab. Jaulend zog sich der Verletzte zurück, aber nicht weit genug, um keine Gefahr mehr darzustellen.
    Mit aller Anstrengung gelang es Tim, sich herumzuwälzen. Er stand auf allen vieren wie ein Hund und sah sich nach den anderen schlurfenden Zombies um, die noch immer auf ihn zuhielten. Er hatte keine Zeit, sie zu zählen, aber es waren bestimmt sieben oder acht.
    Und dieser Schwindel! Alles drehte sich, verschwamm und bewegte sich, sogar der Boden
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