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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten
Autoren: F.G. Klimmek
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verlassen hatte, um den Schützen des Grafen das Zeichen zu geben. Während ich für seinen sicheren Weg zum Gold sorgte, kümmerte er sich um meinen Weg in die Ewigkeit.
    Was ich dazu sagte, war: »
Alea iacta est
, oder, wenn du dies besser verstehst »Degustibus
est
disputandum.«

Epilog
    Die versiegelte Truhe hatte mit Hilfe eines zuverlässigen Boten ihren Weg von Münster hierher nach Marken gefunden und stammte von meinem allertreuesten Freund Johannes Ossenstert. Sie war klein, aber schwer, mit buntem Metall beschlagen und mit kupfernen Ecken.
    Ich hatte sie erwartet, auch wenn ich nicht wusste, was sie enthielt.
    Degusti hatte versucht, mich umzubringen. Ich hatte ihn dennoch nicht verfolgt, weil ich damit rechnete, dass er mir für den Fall des Scheiterns seines Anschlags einen anderen tödlichen Hinterhalt gelegt hatte, in den ich nicht in wutschnaubender Unbedachtsamkeit hineinstolpern wollte.
    Es mag für die Abenteuerlustigen und Romantiker unter euch eine Enttäuschung sein zu erfahren, dass euer Frederik auch später keinen Gedanken daran verschwendete, Degusti – oder wie immer sein Name lautete – ausfindig zu machen und zu einem Duell zu fordern. So etwas überlasse ich den ewig Gestrigen, durch deren Adern noch das Blut der letzten Ritter fließt und die sehr schnell genauso wie diese ausgestorben sein werden. Sollten Männer wie Degusti und ich aufeinandertreffen, gäbe es keinen fairen Kampf. Der eine hätte hier einen Bogenschützen versteckt, der andere dort seinen Mann mit einer Armbrust platziert. Wahrscheinlich hätte jeder von uns zusätzlich Schützen mit einer Hakenbüchse aufgeboten. Selbst wenn man vordergründig der Vernunft das Wort geredet, von einer offenen Auseinandersetzung abgesehen und sich zur Besiegelung des Friedens die Hand gereicht hätte, würde jeder dabei an seinen Fingern einen Ring mit einem vergifteten Stachel tragen.
    Und sollte gleichwohl aufgrund irgendwelcher Umstände ein Kampf Mann gegen Mann bei völliger Waffengleichheit ermöglicht werden können, so würden meine Chancen, das hatte mich Degustis Fechtkunst gelehrt, auch nur bei fünfzig Prozent liegen. Was für einen Mann wie mich, der stets gewinnen will, fürwahr eine miserable Quote bedeutet.
    Da ist es besser, jede Gefühlsaufwallung zu unterdrücken, denn glaubt mir, meine erbosten Freunde, Zorn ist ein schlechter Ratgeber. Weitaus besser ist es da, seine Rache kalt zu genießen und andere die Arbeit tun zu lassen. Die Hanse würde niemals vergessen, dass der Verräter Degusti drei ihrer besten Leute umgebracht und – aus der Sicht eines Kaufmanns weitaus schlimmer – sie um einen Schatz gebracht hatte, den sie ihrer Meinung nach zu Recht für sich beanspruchte. Sie würde Degusti jagen bis an den Rand der Welt. Nachdem ich meinen getreuen Johannes noch einmal in Marsch gesetzt und den maßgeblichen Herren auf diesem Wege die entsprechenden Informationen geliefert hatte, würde der Schurke keine ruhige Minute mehr haben. Er war verschlagen, listenreich, außergewöhnlich klug und ein gewandter Kämpfer. Doch was nützt das alles gegen die geballte Macht des Geldes? Die über dieses Mittel verfügten, geboten damit auch über ein ganzes Heer von Degustis, aus dem sie sich unbeschränkt bedienen und dem Schurken einen Meuchler nach dem anderen an die Fersen heften konnten, bis der Gejagte das eine Mal zu spät über seine Schulter blickte.
    Den Grafen hatte ich auf seine Frage, wie er mir meine Meisterleistung nur vergelten solle, mit den Worten beschieden: »Meine Tätigkeit ist mir Lohn genug«, ein Ausspruch, der Detektiven meines Kalibers öfters über die Lippen kommt. Ich war davon überzeugt, mir eine solch großzügige Attitüde leisten zu können, weil sich die Hanse schon für die Enttarnung Degustis erkenntlich zeigen würde. Vorausschauend wie ich bin, hatte ich da nämlich bereits durch Ossenstert vorfühlen lassen, der wieder einmal seine Beziehungen fruchtbar gemacht hatte. Dass nun dieser Kasten hier eingetroffen war, bewies mir, dass die reichen Pfeffersäcke ihr Wort gehalten hatten.
    Voller Spannung brach ich das Siegel, während meine von Neugier zerfressene Zenobia dicht an mich gedrängt dabeistand, und klappte den Deckel auf. Zuoberst lag ein Schreiben meines zuverlässigen Freundes.
    Mein lieber Frederik! Wohlbehalten wieder nach Münster zurückgekehrt, habe ich alles veranlasst, wie von dir gewünscht. Die beigefügten 50 Goldgulden
, dabei sah ich sein verschmitztes
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