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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten
Autoren: F.G. Klimmek
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kleine Einlage auf seiner Maultrommel unterbrach. Als der neben seiner Trinkfestigkeit auch noch bei einer anschließenden, von einem betrunkenen Viehhändler angezettelten Massenkeilerei sein Kampfgeschick unter Beweis stellen konnte, kam Henner seinem Vorschlag, einen Teil des Weges gemeinsam hinter sich zu bringen, nur allzu gerne nach. Er wünschte sich sogar, mehr von dieser Sorte in seiner Begleitung zu wissen.
    Trotzdem, das beklemmende Gefühl ließ sich nicht vertreiben. Es verstärkte sich sogar noch im Maße des aufkommenden Sturmes.
    »Ich will mal nach den Frauen sehen.« Henner ließ sein Pferd zurückfallen, bis ihn der elterliche Wagen überholt hatte und er auf gleicher Höhe mit dem zweiten und zugleich letzten Gefährt ihres Zuges war, einem Karren, der von einem vierschrötigen Knecht gelenkt wurde. Hinten, auf einer Schicht Stroh, hatten es sich Gudrun und Elsbeth so bequem gemacht, wie es die Umstände erlaubten. Die beiden Mädchen waren nicht einmal in seinem Alter, ihm aber an Verhandlungsgeschick doch weit überlegen. Sie kamen seit einigen Jahren zum Markt, um dort an die Leute Branntwein und Käse zu verkaufen. Nicht gerade Schönheiten, aber frische Erscheinungen von einer unbekümmerten Fröhlichkeit, die sich sehr absatzfördernd auswirkte. Man war ins Gespräch gekommen, hatte festgestellt, dass man in dieselbe Richtung musste, und sich zusammengetan. Die Männer waren nun zu viert, da konnte man das Wagnis einer solchen Reise schon eingehen.
    Seine bedrückte Stimmung überspielend, beugte er sich aus dem Sattel zu ihnen hinüber und fragte kokett: »Nun, ihr schönen Baronessen, die ihr diesen Weg bereits so oft genommen habt. Ihr könnt mir sicher sagen, wo hier das nächste Haus ist, bei dem wir an die Gastfreundschaft seines Hüters appellieren können.«
    Nach einem ersten Kichern bemerkte Gudrun, die vernünftigere von beiden: »Ich fürchte, dass wir auch bei schnellerer Fahrt vor der dritten Morgenstunde auf kein Haus mehr treffen werden. – Ist es denn so gefährlich? Sollten wir da vielleicht nicht lieber ...«
    Der Wagen rumpelte in diesem Moment in der tiefen Spurrinne um eine enge Kurve, sodass sich die Mädchen kurz am Leiterwerk festklammern mussten. Wieder auf gerader Strecke kam die verblüffte Gudrun nicht mehr dazu, ihren Satz zu Ende zu führen. Schräg vor ihnen, höchstens hundert Schritte abseits des Weges, leuchteten zwei Fenster heimelig aus dem Dunkel und ließen mit ihrem Schein die Umrisse einer niedrigen Kate erkennen.
    »Die ... die ist mir bisher aber nie aufgefallen.« Ihre Schwester Elsbeth nickte bestätigend dazu.
    Der kleine Treck war zum Stillstand gekommen, da auch der Landsknecht das Licht bemerkt und sich zu den dreien gesellt hatte. »Sei es, wie es sei. Ein Dach über dem Kopf kann nicht schaden. Vorsicht allerdings auch nicht. Bleibt also einstweilen hier. Ich werde hinüberreiten und sehen, ob ich ein gastliches Haus vorfinde.«
    Damit gab er seinem Pferd die Sporen und ritt in leichtem Galopp auf den so unverhofft gebotenen Schutz vor Überfall und den Launen des Wetters zu.
    Er hatte sein Ziel fast erreicht, als die Lichter schlagartig erloschen. Henners an die Dunkelheit gewöhnten Augen schien es, als würden sich im selben Moment die Konturen der Kate verschieben, das ganze Gebilde nach vorne stürzen und den Landsknecht unter sich begraben.
    Dieses Schauspiel nahm ihn so gefangen, dass er einige Augenblicke nichts um sich herum wahrnahm, bis ihn Elsbeths Entsetzensschrei aus seiner Erstarrung riss. Aus dem Augenwinkel sah er eine pelzige Woge und viele Augen, die in der Nacht zu glühen schienen. Doch da war an Gegenwehr schon nicht mehr zu denken. Das Letzte, was er auf dieser Welt roch, war der bestialische Gestank von fauligem Aas. Das Letzte, was er fühlte, war, dass ihm der Kehlkopf herausgerissen wurde.

Abschied von Marken
    Als ich durch die Tür meines Hauses trat, um mich, wie jeden Tag, am Tisch niederzulassen und mein Mittagessen zu genießen, war zu meinem allergrößten Erstaunen mein Platz von einem anderen Mann belegt, der meine Mahlzeit verzehrte. Er sprang sofort auf und begrüßte mich mit einer tiefen Verbeugung. Meine Frau Zenobia blieb am Tisch sitzen und lächelte dazu.
    Obwohl ich instinktiv wusste, dass ich ihm schon begegnet war, erkannte ich ihn nicht einmal auf den zweiten Blick. Erst nach seinen mit einem Augenzwinkern gesprochenen Worten »Erinnert Ihr Euch noch an den dreisten jungen Burschen aus der
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