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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten
Autoren: F.G. Klimmek
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Ich bin wohl das Mädchen für alles am Hof von Crange. Es ist mir eine große Ehre, Euch persönlich kennen lernen zu dürfen, man schwärmt dort noch immer von Eurer Klugheit und Eurem kämpferischen Geschick. Überdies habt Ihr, wenngleich ohne es zu wissen, eigentlich den Grund dafür gesetzt, dass ich dort ein durchaus angenehmes Dasein führen darf.«
    Ich war sicher, dass er auch ohne meine verdutzte Miene seinen Redefluss nicht gebremst und seine Erklärung sowieso geliefert hätte. »Das Glas, es war das Glas, und ohne Euch wäre es nie zur Sprache gekommen, und – mit Verlaub – der Herr von Crange hätte wohl nie seine Schwäche dafür entdeckt. Seine Schwäche, mein Glück, wenn ich es einmal so sagen darf, nicht wahr?«
    Dieser letzte Satz war an Gernot gerichtet, der, um meinen Geist zu erleuchten, sehr viel zielstrebiger zur Sache kam als dieser fröhliche Waldschrat.
    »Er meint die Sache mit den Italienern, damals, als Ihr den Dieb der Seelen tötetet. Die Figuren des Glasmeisters aus Murano, sie haben eine Leidenschaft des Grafen erweckt, der inzwischen schon eine beachtliche Sammlung zusammengetragen hat. Und Rodger hier ...«
    »So ist es, so ist es. Da ich mich selber ein wenig mit dieser Kunst beschäftigt habe und einzuschätzen weiß, welche Stücke ihren Preis auch wert sind, darf ich mir schmeicheln, dem Herrn Grafen dabei keine schlechte Unterstützung gewesen zu sein. Nun, ich darf sogar voll Stolz behaupten, dass er mich im Lauf der Zeit zu einer Art Vertrauten gemacht und mich mit mannigfaltigen Aufgaben betraut hat. Dazu gehört bedauerlicherweise auch die Pflicht, des Morgens seine Gäste aufzuwecken.«
    Passend zu seinem letzten Satz hatte sein ansonsten so verschmitztes Gesicht einen bekümmerten Ausdruck angenommen. Ich wusste zwar nicht, was an dieser Tätigkeit so schlimm sein sollte, doch klärte Gernot auch diesen Punkt auf. »Er ist der Mann, der Bertrams Leiche gefunden hat. Der Schreck ist ihm dabei ganz schön in die Glieder gefahren.«
    »In die Glieder gefahren? Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre selbst tot umgefallen. Den Abend vorher hat man noch zusammengesessen und munter geplaudert, und am Morgen liegt er da neben seinem Bett und rührt sich nicht mehr. Hervorgetretene Augen, aufgequollene Zunge und ... ach, ich will lieber gar nicht mehr dran denken. Noch jetzt bleibt mein Herz fast stehen, wenn ich ...«
    »Du wirst aber daran denken müssen und dich genauestens an alle Einzelheiten erinnern. Deshalb hat dich der Graf ja mitgeschickt, damit du Herrn Frederik alles haarklein schildern kannst. Die Aufklärung des Mordes damals hat ja gezeigt, wie wichtig so etwas ist.«
    »Natürlich, natürlich, ich werde selbstverständlich behilflich sein, wie ich nur kann. Und gerade deshalb gestattet mir einen Einwand. Bereits in wenigen Tagen steht die Hinrichtung Scharmanns in Dorsten an, und wenn ich den Willen unseres Herrn nicht missgedeutet habe, legt er großen Wert darauf, dass der Herr Frederik vorher noch persönlich mit diesem Subjekt spricht, diesem Werwolf. Ihr versteht?«
    Natürlich verstand ich nicht. Aber man würde mich sicherlich irgendwann ausführlich ins Benehmen setzen, wofür hätte man mich sonst geholt?
    Stapelmann musste mein Schweigen als Zustimmung gewertet haben, getreu dem Motto
qui tacet consentire videtur
, und ließ auf seinem Gesicht bei einer derartig raschen Auffassungsgabe meinerseits die Sonne aufgehen. »Gut, gut, dann werdet Ihr mit mir bestimmt einer Meinung sein, dass wir uns alsbald auf den Weg machen müssen. Sonst wird das nichts mehr mit Dorsten, und der Herr Graf wird untröstlich sein. – Ich kann Euch alles in Ruhe heute Abend im Gasthof berichten. Natürlich bei einem Glase Wein, wenn’s beliebt.«
    Zu mehr als einem »Natürlich« blieb mir keine Zeit, denn Stapelmann hatte sich, nachdem er Gernot noch verschwörerisch zugeblinzelt hatte, umgewandt und wieselte bereits seiner Unterkunft zu, bevor ich etwas anderes entgegnen konnte.
    An der Tür blickte er kurz zurück und rief: »Ihr könnt ja noch mit dem Abt sprechen, wenn Ihr wollt, während ich meine Sachen packe. Gernot kennt ja den Weg.« Und schon war er verschwunden.
    »Ich hoffe, diesem Mann wird es nicht dauernd gefallen, in Rätseln zu sprechen. Heute Abend sollte ein wenig mehr System in seiner Rede stecken, wenn mir dieser Kobold von Nutzen sein soll. – Und was soll nun das Gefasel von einem Abt?«
    Dieser Punkt war allerdings schnell erklärt. »Oh,
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