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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten
Autoren: F.G. Klimmek
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seiner Exzellenz.
    Deshalb erschien mir Gernot auch nicht als Störer von Ruhe und Frieden, sondern als willkommene Abwechslung, der ich nur allzu gerne nachging.
    War damit meine eigene schreckliche Langeweile auf wunderbare Weise zu Ende, so will ich auch euch, meine ungeduldigen Zuhörer, erfreuen und nicht damit zum Gähnen bringen, dass ich euch lang und breit das Zusammenpacken meiner Sachen und den Abschied von Zenobia schildere. Nur soviel sei gesagt, dass ich mir mein Rapier sowie den schermesserscharfen Dolch mit der langen, dünnen Klinge umschnallte und die beiden Radschlosspistolen, die Sir Desmond seinerzeit auf so famose Art umgearbeitet hatte, in den Gürtel schob.
    Wir wollten bei Tage noch so viel Strecke wie möglich hinter uns bringen. Einen ausführlichen Bericht konnte mir Gernot unterwegs, besser noch anlässlich unserer Übernachtungen in den Gasthäusern am Wege, liefern. Denn eines war seinen dürren Worten ohne Zweifel zu entnehmen: Es war Eile geboten.

Heerenberg
    Huis Bergh war eine gewaltige Verteidigungsanlage, gegen die sich Crange wie ein bescheidener Landsitz ausnahm. Vorburg, Wassergraben, turmhohe Wälle, hintereinanderliegende Zugbrücken, eine solche Festung schien uneinnehmbar zu sein. Schon von weitem ragte sie, in einer morastigen Gegend auf einer leichten Erhebung stehend, weit über die Wipfel der umliegenden Wälder. Das Dörfchen in ihrem Schatten machte den Eindruck, als quetsche es sich so dicht wie möglich an die Burg, um jeden Schutz zu bekommen, den es erhaschen konnte.
    Ich war froh, unser Zwischenziel endlich erreicht zu haben. Zwar war Gernot so umsichtig gewesen, außer den Packpferden für jeden von uns zwei Reittiere parat zu halten, sodass wir unterwegs durch wiederholten Pferdewechsel Entlastung schafften und somit ein schnelleres Fortkommen zu gewinnen hofften. Doch hatten die für diese Gegend nicht untypischen starken Sommergewitter mehr als einmal dafür gesorgt, dass wir unsere Reise unterbrechen und uns ansonsten über verschlammte Pfade quälen mussten. So war es nicht verwunderlich, dass wir bei unserem Eintreffen in Heerenberg um einiges hinter unserem Zeitplan zurücklagen. Glücklicherweise hatte sich wenigstens das Wetter erheblich gebessert.
    Gernot, der nicht müde wurde zu betonen, dass er kein Mann der großen Rede sei und sich im Übrigen in der Natur wohler fühle als im prächtigsten Schloss, vertröstete mich ständig darauf, dass Stapelmann mir alles Wesentliche haarklein berichten würde; denn das sei schließlich sein Auftrag, und obendrein habe der persönlich die Leiche von Bertram entdeckt. Aber während der unvermeidbaren Unterbrechungen unserer Reise konnte ich ihm immerhin so viel aus der Nase ziehen, dass ich meinte, mir nunmehr ein zumindest grob umrissenes Bild des Geschehens verschafft zu haben.
    Danach musste es seit einiger Zeit verstärkt Gerüchte um vermisste Personen geben, die nach dem Besuch des weithin berühmten Cranger Pferdemarktes einfach spurlos verschwunden waren. Je mehr darüber gemunkelt wurde, desto mehr kristallisierte sich heraus, dass nicht nur Crange betroffen war, sondern von vergleichbaren Vorkommnissen aus dem Münsterland, dem Sauerland und strichweise auch aus der Niederrheingegend berichtet wurde. Auch habe es unwiderlegliche Anzeichen für satanische Praktiken und Teufelsanbeterei gegeben. Ferner müsse dem Grafen wohl der eine oder andere Beweis vorliegen, jedenfalls habe er nach jemandem geschickt, der das Rätsel lösen soll. Der Herr von Crange, ein weltoffener, aufgeklärter und seinen Untertanen in Güte zugetaner Mann, wollte nicht riskieren, sich irgendwann von der Heiligen Inquisition das Heft aus der Hand nehmen zu lassen. Er habe deshalb Bruder Bertram kommen lassen, der selbst aus Crange gebürtig war und als ausgesprochen kluger Kopf galt. Und eben diesen Bertram hatte man nun im Schloss Crange tot aufgefunden, erwürgt vom Satan persönlich, wie nicht wenige meinten.
    An dieser Stelle muss ich einflechten, meine skeptischen Freunde, dass mir Gernots Gesichtsausdruck so überzeugt erschien, als sei er selbst ein Anhänger dieser Theorie.
    Da lag es anscheinend aus der Sicht des Grafen auf der Hand, dass nun ich geholt werden musste, ich, Frederik von dem Kerkhof, der schon einmal mit dem mörderischen Dieb der Seelen einen vermeintlichen Dämon als höchst irdisches und obendrein sterbliches Wesen enttarnt hatte. Ferner konnte ich getrost als ein Mann gelten, der es schaffte, sich
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