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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten
Autoren: F.G. Klimmek
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der Abt. Deshalb haben wir ja diesen Reiseweg gewählt. Ich kann nicht beurteilen, ob es von Wichtigkeit ist. Aber Rodger meinte, es könne jedenfalls nicht schaden, mit ihm zu sprechen. Bertram lebte nämlich hier, ich glaube, er sollte bald das Gelübde ablegen.« Es handelte sich um den Abt des hiesigen, auf der anderen Seite des Dorfes gelegenen Klosters. Bertram hatte sich hier zu weiteren Studien aufgehalten, bevor ihn der Ruf nach Crange erreichte. Vielleicht war es wirklich nicht falsch, zu versuchen, sich im Vorfeld ein Bild von der Persönlichkeit des Getöteten zu verschaffen, indem man jemanden befragte, der ihn gut gekannt haben musste.
    »Dann kümmere du dich um Rodger und alles Nötige. Ich werde hinübergehen und sehen, ob ich etwas von Belang erfahre. Ihr könnt mich dort auflesen, wenn ihr hier fertig seid.«
    Das Dorf war klein und das Kloster nach nicht allzu vielen Schritten erreicht. Ein prächtiger Bau von beeindruckender Klarheit in der Linienführung, der einem Schloss alle Ehre gemacht hätte. Beschirmt von Huis Bergh hatte man auf eine Schutzmauer verzichtet, sodass ich ohne weiteres zum Haupteingang gelangen und dort an das Tor pochen konnte. Der junge Mönch, der kurz darauf erschien, hielt dankenswerterweise nichts von unnützen Floskeln und führte mich nach einer schnellen Musterung meiner Person ohne Umschweife zum Abt. Dieser, ein zuvorkommender und überaus höflicher Mann, bedauerte ein ums andere Mal, mir nicht wirklich weiterhelfen zu können, da sich Bertram erst einige Monate am Ort aufgehalten hätte und er sich folglich noch keinen rechten Eindruck habe verschaffen können. Doch er und die anderen Fratres seien sich ausnahmslos einig, dass Bertram gewissenhaft, analytisch und zielstrebig gewesen sei, verbunden mit einem für einen so jungen Mann erstaunlichen Wissen. Er könne schon nachvollziehen, dass die Wahl des Grafen auf ihn gefallen war. Etwas Spezielles über die ihm aufgetragene Angelegenheit, insbesondere über irgendwelche Ergebnisse seines Tuns, könne er jedoch nicht berichten, denn Bertram habe ihm nach seinem Abschied keinerlei Nachrichten zukommen lassen.
    Angesichts dieser Zusammenfassung sah ich mich nicht veranlasst, dem Gottesmann noch mehr von seiner Zeit zu stehlen. Ich ging mit seinem Segen und ließ ihn mit meinem Dank zurück.
    Draußen warteten schon meine beiden Gefährten, und wir machten uns unverzüglich auf den Weg.

Unterwegs
    Die Zahl der Leute, die uns begegneten, wurde ständig geringer, je mehr sich der Tag dem Abend zuneigte, und als sich die ersten kräftigen Rottöne in das Licht der tief stehenden Sonne mischten, schienen wir die einzigen Menschen auf der Straße zu sein. Auf beiden Seiten flankiert von dichtem Gehölz, stieg unser Weg bis zum circa dreihundert Schritte entfernten Horizont leicht an. In der Hoffnung, in der anschließenden Senke vielleicht ein Lager für die Nacht zu finden und mir sodann ausführlich von Stapelmann berichten zu lassen, war ich gerade im Begriff, mein Pferd in einen leichten Galopp zu treiben, als mir Gernot in den Zügel griff.
    Er deutete stumm voraus zu einer Stelle linker Hand, an der unter lautem Getschilpe ein Spatzenschwarm aufgeflattert war. Einen Moment später rannten zwei Kaninchen über die offene Stelle, um blitzartig auf der anderen Seite im Unterholz zu verschwinden.
    Aus Gernot sprach der erfahrene Jäger, der die Zeichen der Natur zu deuten wusste. Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Das kommt nicht von einem anderen Tier. Um einen Raubvogel hätten sich die Karnickel in ihrem Unterholz nicht gekümmert, und von einem Fuchs oder einem Wildschwein wären die Vögel nicht aufgescheucht worden. – Dort treibt sich ein Mensch herum. – Und außerdem, es war nicht weit von hier auf dem Hinweg, das mit Rodger.«
    Der hatte wohl mehr geahnt als verstanden, was Gernot mir gesagt hatte, nickte aber beifällig und wies auf die Stelle am Hinterkopf, wo es ihn erwischt hatte.
    Dieser Abschnitt des Weges war nicht dazu angetan, jemanden zum Verweilen einzuladen. Und sollte jemanden die Notdurft in die Büsche getrieben haben, wo war dann sein Reittier?
    Wie zur Bestätigung meinte ich für einen Wimpernschlag, dort im Gegenlicht schemenhaft eine Kapuzengestalt wahrgenommen zu haben, doch weil sich in Gernots Haltung nichts veränderte, mochte es auch bloß ein Trugbild gewesen sein.
    Nun hielt ich es für durchaus denkbar, dass ein harmloser Wanderer unseren Hufschlag so rechtzeitig
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