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Engelslieder

Engelslieder

Titel: Engelslieder
Autoren: Kat Martin
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1. KAPITEL
    A utumn Sommers warf sich hin und her, eine Eiseskälte hüllte sie ein. Sie hatte Gänsehaut, und kalte Schweißperlen standen ihr auf der Stirn, während lebendige, unheimliche Bilder durch ihren Kopf rasten.
    Ein kleines Mädchen rannte über den frisch gemähten Rasen im Vorgarten ihres Vorstadthauses. Sie lachte, während sie mit ihren Freunden Ball spielte – ein Kind von fünf oder sechs Jahren mit feinen Gesichtszügen, großen blauen Augen und gelocktem blonden Haar.
    “Achtung Molly, der Ball!”, rief ein kleiner rothaariger Junge, der wie die anderen Kinder etwa so alt war wie Molly.
    Doch Mollys neugieriger Blick ruhte auf dem Mann, der mit einem flauschigen schwarz-weißen Welpen im Arm auf dem Gehweg stand. Sie ignorierte den Ball, der an ihren Beinchen vorbei in die Büsche am Ende des Gartens rollte, und lief auf den Fremden zu.
    “Mensch, Molly!” Wütend rannte der kleine Junge hinter dem Ball her, hob ihn auf und schoss ihn mit aller Kraft zu den anderen Kindern zurück, die vor Freude quietschten und ihm nachjagten.
    Molly hatte nur Augen für das niedliche Hundebaby.
    “Gefällt Cuffy dir?”, fragte der Mann, als sie die Hand ausstreckte, um den kleinen Hund vorsichtig zu streicheln. “Ich habe noch so einen. Er heißt Nicky. Aber irgendwie ist er ausgebüchst. Hast du vielleicht Lust, mir beim Suchen zu helfen?”
    Autumn wühlte unruhig in den Laken ihres Bettes. “Nein …”, murmelte sie, aber das kleine Mädchen konnte sie nicht hören. Sie warf den Kopf von einer Seite auf die andere und versuchte das Kind zu warnen, damit es nicht mit dem Mann mitging, doch die kleine Molly hatte sich mit dem Welpenbaby im Arm bereits auf den Weg gemacht.
    “Geh … nicht …”, flüsterte Autumn, aber das kleine Mädchen ging weiter. Das Hundebaby noch immer fest im Arm, kletterte das Kind in ein Auto. Der Mann schloss die Tür. Dann ging er zur Fahrerseite, setzte sich hinters Steuer und startete den Wagen. Einen Augenblick später rollte das Fahrzeug leise die Straße hinunter.
    “Molly!”, schrie der Rotschopf, während er dem wegfahrenden Auto hinterherlief. “Du darfst nicht mit Fremden mitgehen!”
    “Molly!” Eines der Mädchen stemmte die Händchen in die Hüfte. “Du sollst doch im Garten bleiben!” Sie drehte sich zu dem rothaarigen Jungen. “Sie wird ganz schönen Ärger bekommen.”
    Besorgt starrte der Junge in die leere Allee. “Kommt! Wir müssen es ihrer Mutter sagen!” Die Kinder liefen den kleinen Weg entlang, der zum Haus führte.
    Als der Junge die Hand nach oben streckte und mit dem Türklopfer kräftig gegen die Tür hämmerte, wachte Autumn auf.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie starrte an die Decke und blinzelte mehrmals, während sich der Traum verflüchtigte. Dann atmete sie zweimal tief durch; der Traum war vorbei. Doch sie konnte sich deutlich an die Bilder erinnern und war immer noch aufgewühlt.
    Seufzend warf Autumn einen Blick auf die rot leuchtenden Ziffern des Digitalweckers, der neben ihrem Bett stand. Es war fast sechs Uhr, um diese Zeit stand sie gewöhnlich auf. Sie war Lehrerin einer fünften Klasse an der “Lewis and Clark”-Grundschule. Allerdings hatten gerade die Sommerferien begonnen, und sie hatte bis zum ersten September frei. Sie schaltete den Wecker aus, ehe er klingeln konnte, und schwang die Beine aus dem Bett.
    Sie griff nach dem rosa Bademantel, der am Fußende lag, und strich sich durch das kurze rostbraune Haar. Es war von Natur aus gewellt, und nach dem Waschen ließ sie es einfach an der Luft trocknen. In weichen Locken umrahmte es ihr Gesicht. Bei ihrem sportlich-aktiven Lebensstil war der Kurzhaarschnitt mehr als praktisch.
    Während Autumn ins Badezimmer ihrer im zwölften Stock gelegenen Wohnung ging, dachte sie über den Traum nach. Beruhte er auf Bildern, die sie im Fernsehen gesehen hatte? Oder auf einem Zeitungsartikel? Und wenn es so war, wieso hatte sie dann schon die dritte Nacht in Folge denselben Traum?
    Der dampfende Wasserstrahl in der gläsernen Duschkabine sah verlockend aus. Autumn stellte sich unter den warmen Nieselregen, wusch sich die Haare und genoss die weichen Tropfen auf der Haut.
    Nachdem sie einige Minuten vor dem Spiegel ein leichtes Make-up aufgelegt und sich die Haare durchgewuschelt hatte, lief sie zurück ins Schlafzimmer und zog sich an. In Jeans und T-Shirt ging sie ins Wohnzimmer. Der Raum war gemütlich eingerichtet und von Sonnenlicht durchflutet, und auf der einen Seite
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