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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten
Autoren: F.G. Klimmek
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später ohrfeigen können für meine sorglose und unbedachte Art, geradewegs in eine mögliche Räuberhöhle hineinzugaloppieren nach dem Motto
Nur die dümmsten Kälber suchen den Schlächter selber
.
    Indessen, euer alter Sprücheklopfer blieb diesmal von einer negativen Erfahrung verschont, am Leben und bei guter Gesundheit, stellte sich das Gebäude doch als das heraus, als was ich es erhofft hatte, nämlich als Gasthof. Aber die Erinnerung an diese vordergründig so harmlose Situation ist mir bis heute eine ständige Mahnung, sich nicht zu sehr in der Sicherheit früheren Könnens und einstiger Fähigkeiten zu wiegen, sondern stets aufs Neue Geist und Körper in dauernder Übung beweglich zu halten. Ein Glück, dass mir diese Erkenntnis noch früh genug kam. Also verzagt nicht, sondern seid besten Mutes: Euer Frederik ist immer noch der Alte, und durch die Weisheit und Abgeklärtheit der dazu gewonnenen Jahre wahrscheinlich besser denn je.
    Nun, um der Wahrheit die Ehre zu geben, so fühle ich mich jetzt, wie ich dabei bin, diesen Bericht für euch niederzuschreiben. Damals kam ich mir allerdings ziemlich eingerostet und tölpelhaft vor. Denn was hatten wir bisher Greifbares außer schmerzenden Knochen und einem wundgerittenen Hintern? Stapelmann war auf dem Hinweg am Kopf verletzt worden von einem Angreifer, der offenbar ohne Tötungsabsicht gehandelt hatte, und ich hatte auf dem Rückweg ein unschuldiges Gebüsch erschossen. Ein bisschen wenig für eine derart lange Reise.
    Zugegeben, ein mir unbekannter Bertram war unter dem Dach des Grafen zu Tode gekommen, doch war es mir bisher nicht gelungen, aus allen Andeutungen und märchenhaften Gerüchten auch nur ein einziges Faktum herauszufiltern, das zwingend auf einen gewaltsamen Tod schließen ließ. Dies sollte jetzt endlich anders werden, denn anlässlich unserer von der Dunkelheit aufgezwungenen Rast würde Stapelmann hinreichend Muße finden, mir den ganzen Kasus in extenso darzulegen. Dafür hatte der Graf ihn ja schließlich mitgeschickt.

»Gottverdammt!«
    Dieses sind, wie ich ja bereits sagte, alles nur Gerüchte. Doch hörte man sie so oft und von so vielen Seiten, dass sich der Herr Graf genötigt sah, einen Außenstehenden hinzuzuziehen, der sich mit unverstelltem Blick und unvoreingenommen der Sache annehmen sollte.«
    Wir saßen in der Schankstube des Gasthofs
Zur fetten Gans
und spülten die Reste eines delikaten Abendbrots hinunter, das wir an einem Tisch in der hintersten Ecke gleich neben dem knisternden Kamin eingenommen hatten, der die feuchte Kühle der Nacht in Schach halten sollte. Rodger hatte es sich nicht nehmen lassen, sich auch hier um unser Wohl verdient zu machen, und war in die Küche marschiert, um die besten Stücke auszusuchen. So waren der Braten mager, die Sauce kräftig und das Brot frisch. Selbst der Käse war von einer besonderen Würze. »Er stammt von einer Geiß«, wie Rodger freudestrahlend verkündete.
    Außer uns gab es zur Zeit nur vier weitere Gäste, eine Gruppe von robusten Männern in unauffälliger Kleidung, die sich leise unterhielten. Ihr Tisch stand am gegenüberliegenden Ende des lang gestreckten Raumes, sodass keine Gesellschaft das Gespräch der anderen belauschen konnte.
    Die Pferde waren im Stall, den sie sich mit zwei schweren Kaltblütern und einem Reitpferd des Wirtes teilten, untergebracht und versorgt, das Gepäck hatten wir auf den uns zugewiesenen Zimmern gelassen. Und ein, wie sein verhaltenes Rülpsen bewies, gesättigter Stapelmann hatte endlich seinen Bericht begonnen.
    »Dabei war es nicht verwunderlich, dass er auf Bertram verfiel. Ich lebte zwar damals noch nicht in Crange und kann aus eigener Kenntnis kein Urteil fällen, doch habe ich bis heute niemanden gehört, der die Wahl des Grafen nicht gebilligt hätte. Bertram war in Crange geboren, genauer gesagt ein Findelkind, und dort schon früh durch seinen Scharfsinn, durch Klugheit und Umsicht aufgefallen. Und da er überdies von einer angenehmen Wesensart war, hat der Vater des heutigen Grafen seine Ausbildung gefördert und ihn schließlich an die Universität zu Köln geschickt, um dort das Jus zu studieren. Wegen seiner Frömmigkeit wandte sich Bertram ferner der kirchlichen Lehre zu und ging nach Heerenberg, vermutlich, um sich in der Abgeschiedenheit eines klösterlichen Lebens über seinen weiteren Werdegang Klarheit zu verschaffen. Dass er in seiner Dankbarkeit dem Ruf nach Crange folgte und dort einen so furchtbaren Tod erleiden
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