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1098 - Das brennende Gesicht

1098 - Das brennende Gesicht

Titel: 1098 - Das brennende Gesicht
Autoren: Jason Dark
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»He, Mann, warum hältst du an?« beschwerte sich Jan Michels.
    »Was soll das denn?«
    »Weil ich es so will!«
    »Scheiße. Ich habe keine Lust mehr. Die Fete hat mich genervt. Ich will endlich nach Hause. Wir können da noch einen nehmen. Du kannst auch bei mir pennen und…«
    »Mich hat die Fete auch genervt.«
    »Dann ist alles paletti.«
    »Nein, ist es nicht!« Ole Gatz grinste. Er zog den Zündschlüssel raus, schnallte sich los und grinste Jan Michels noch kurz an, bevor er die Tür des grünen Fiat Punto aufstieß.
    Jan verdrehte die Augen. Er blickte auf Oles Rücken. Er fluchte in sich hinein. Jetzt ärgerte er sich noch mehr, mit Ole überhaupt gefahren zu sein. Aber so war das eben, wenn man kein eigenes Auto hatte. Oles Vater war da eben großzügiger. Jans alter Herr hatte nur den Kopf geschüttelt und gemeint, daß die Insel schon mit zu vielen Fahrzeugen zugestopft war und er dem nicht noch Vorschub leisten wollte. Das stimmte zwar, aber auf einen Wagen kam es nun auch nicht mehr an. So zumindest dachte Jan Michels.
    Er blieb mit leicht angezogenen Knien auf dem Beifahrersitz sitzen. Sylt ist wirklich nicht groß, wohl lang, aber hier kam er sich vor wie inmitten einer Mondlandschaft abgestellt. Dabei standen sie auf einer schmalen Nebenstraße zwischen Keitum und Archsum. Gut zweihundert Meter weiter stand schon das Ortsschild von Keitum, dessen oberer Rand mit einer gefrorenen Schneeschicht bedeckt war. Die erhöht stehende Kirche von Keitum war auch zu sehen. Sie wurde in der Dunkelheit immer angestrahlt.
    Es war still. Schnee bedeckte die Insel wie ein gewaltiges Leichentuch. Jetzt, in der Nacht, hatte seine helle Farbe einen bläulichen Schimmer erhalten, als hätten Schatten es geschafft, aus den Tiefen der Erde in die Höhe zu steigen.
    Mitternacht war schon vorbei. Eine tiefe Ruhe lag über dem Eiland. Da der Wind aufgehört hatte, wurde das Wasser an der Westseite nicht aufgewühlt. So konnten die Wellen ruhig bis an den Strand heranrollen und sich dort auslaufen.
    Jan Michels wußte nicht, weshalb sein Kumpel ausgestiegen war.
    Hier gab es nichts. Keine Kneipe, die offen hatte. Nicht einmal ein Haus stand in der Nähe, in dem sie einen Bekannten hätten treffen können. Weiter vorn allerdings zeichneten sich die Umrisse eines Gehöfts ab, zu dem auch ein Pferdestall gehörte.
    Ole Gatz kam nicht zurück. Er hatte seine Hände in die Taschen der Hose gesteckt und war einen schmalen, schneebedeckten Feldweg hochgelaufen, um dort stehenzubleiben, wo sich ein besonderes Gebilde abmalte.
    Jan stieß die Tür auf und verließ den Fiat ebenfalls. Er blieb neben dem Fahrzeug stehen und rief: »He, warum kommst du nicht zurück?«
    »Komm du her.«
    »Und warum?«
    »Weil ich dir was zeigen will!«
    »Was denn?«
    »Komm her, dann siehst du es!«
    »Da ist doch nichts.«
    Ole Gatz lachte. In der Stille hörte sich selbst ein leises Lachen laut an. »Du wirst dich wundern.«
    Wieder fluchte Michels vor sich hin. Aber Ole hatte den Wagen, und zu Fuß nach Hause gehen wollte Jan auch nicht. Also mußte er seinem Freund folgen.
    Beide hatten sie getrunken. Ole weniger als Jan. Hin und wieder waren die Bullen besonders scharf. Auch an Tagen kurz vor dem großen Biikenbrennen, das in zwei Tagen stattfinden würde. Dann war hier der Bär los, da platzte die Insel aus allen Nähten, denn dieses alte Volksfest heidnischen Ursprungs war in den letzten Jahren zu einer wahren Touristenattraktion geworden.
    Ole wartete auf seinen Freund. Jan ging langsam über den hart gewordenen Schnee, der auf der Oberfläche wie eine Kruste wirkte.
    Er lauschte dem Knirschen seiner Schritte, atmete die sehr kalte Luft ein und wickelte den Schal enger um seinen Hals. Er trug nur einen Pullover zur Hose. Die gefütterte Jacke hatte er auf dem Rücksitz des Autos liegengelassen.
    »Endlich«, sagte Ole, als Jan neben ihm stand.
    »Was heißt endlich?«
    »Daß du hier bist.«
    »Klar. Und jetzt?«
    Ole hob den rechten Arm. Er streckte zugleich einen Zeigefinger aus. »Schau mal da hin.«
    »Wohin denn?«
    »Zu diesem Holzstoß.«
    Jan Michels verdrehte die Augen. »Ich glaube, ich stehe im Wald. Das meinst du also. Ist dir das so unbekannt? Holz für das Birkenfeuer. Du siehst es doch überall. Von Hörnum bist List. Da gibt es viele Orte und Plätze, wo sie das Zeug aufgeschichtet haben. Bin ich Tourist, daß ich stehenbleiben und mir den Stoß hier ansehen muß?«
    »Nein.«
    »Eben.«
    »Aber der hier ist etwas
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