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1098 - Das brennende Gesicht

1098 - Das brennende Gesicht

Titel: 1098 - Das brennende Gesicht
Autoren: Jason Dark
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Situationen dachte ich nicht an mein eigenes Leben oder was sonst noch geschehen konnte. Ich hielt die Augen geschlossen, ich spürte die gewaltige Hitze, die über mich hinwegströmte. Mit dem Gesicht war ich gegen den Rücken des Pfarrers geprallt, und ich hatte auch mein Kreuz aus der Tasche gerissen.
    Beide lagen wir mit dem Oberkörper in den Flammen. Ich auf Peter Michels, aber ich hob meine rechte Hand so hoch wie eben möglich. Aus der Faust hervor schaute das Kreuz als Zeichen des Sieges. Ich sah es nicht, aber ich hörte das Heulen des Dämons, der mit seinem Gesicht in die Nähe des Kreuzes geraten sein mußte.
    Mit der linken Hand stützte ich mich am Rücken des Pastors ab, um auf die Beine zu gelangen.
    Ich stand am Rand.
    Und trotzdem stand ich mitten im Feuer!
    Die Flammen waren da, doch nicht mehr so wie noch vor meinem Eingreifen. Sie waren dabei, zusammenzusacken, und sie hatten ihre Hitze verloren. Zum erstenmal erlebte ich, daß dieses Feuer durch die Beeinflussung des dämonischen Piraten einen magischen Ursprung hatte, daß es kein normales, sondern das Feuer der Hölle war, das er mit in diese Welt gebracht hatte.
    Ein strahlendes Licht im immer dunkler werdenden Schatten der Flammen. Sie verloren. Sie sanken zusammen. Sie waren durch die Kraft des Lichts gelöscht worden.
    Und ebenso erging es dem brennenden Gesicht. Es war noch als Gesicht vorhanden, doch es sah nicht mehr so aus wie vorher. Es brach allmählich zusammen. Das Feuer hatte sich gegen die Fratze des Piraten gedreht und machte mit ihm, was sonst mit den Menschen geschehen war.
    Er zuckte, es drehte sich. Es schrie. Ja, ich hörte die winselnden Schrei ebenso wie vorhin die Worte. Der Tod und die endgültige Vernichtung waren nicht mehr aufzuhalten.
    Das letzte Heulen war noch so etwas wie ein Aufbäumen, doch die Chance war vorbei.
    Feuerzungen, die einmal doppelt so hoch wie normal gewachsener Mensch gewesen waren, bestanden nur noch aus fingerlangen Resten, die über den mit verbranntem und verkohltem Holz gefüllten Boden huschten.
    Ich hatte den Pfarrer aus der Gefahrenzone gezogen und schaute zu, wie auch die letzten Feuerreste vergingen. Peter Michels und sein Sohn waren gerettet worden.
    Ole Gatz leider nicht…
    ***
    Rauch trieb über die kleine Lichtung vor dem Holzstoß. Es roch wirklich nicht gut, doch wir drei waren froh, ihn riechen zu können, denn er bewies uns, daß dieses gelöschte Feuer wieder normal geworden war. Das Kreuz, das der Pirat aus dem Osten so verflucht und auch gehaßt hatte, war letztendlich stärker gewesen.
    Peter Michels und ich sahen beide ziemlich ramponiert aus. Sein blutiges Gesicht war angesengt worden. Die Haare ebenfalls, aber er lebte und konnte noch immer nicht fassen, daß er gerettet worden war.
    Der Rücken des Pastors hatte mein Gesicht beim Eintritt in die Flammen geschützt. Später hatten sie dann ihre normale Kraft verloren, denn gegen die Macht des Kreuzes waren sie nicht angekommen.
    Auch Jan war wieder zu sich gekommen. Er schaffte es nicht, aufzustehen, und kroch zu uns hin.
    »Wo ist Ole?«
    Ich schüttelte den Kopf. Er schrie auf und weinte um seinen Freund. Der Pastor konnte nur den Kopf schütteln. Er sprach immer wieder davon, daß es ihm unmöglich war, all den Schrecken zu begreifen. Aber die ganz große Rache hatte nicht stattfinden können.
    »Soll ich Sie nach Hause fahren?« fragte ich.
    »Nein, nur bis zur Kirche.«
    »Ich verstehe.«
    Sehr schwerfällig gingen wir zu meinem Wagen. Keiner von uns drehte sich noch einmal um.
    Im Auto war es kalt. Auch die Luft stand wie eine Wand. Nicht alle Zuschauer waren geflohen. Einige hielten sich noch in sicherer Entfernung auf. Sie alle mußten mitbekommen haben, was da passiert war. Doch niemand hielt uns an.
    Ich setzte die beiden vor der Kirche ab. Sie bedankten sich mit knappen Worten und waren sich, daß wir uns noch sehen würden.
    Aber erst am nächsten Tag.
    Ich fuhr zurück zum Hotel. Ich brauchte eine Dusche und wollte mir andere Kleidung anziehen. Auch ich mußte über das Erlebte hinwegkommen, aber das war zu schaffen.
    Im Hotel schlich ich mich auf mein Zimmer. Die Dusche tat mir gut. Sie wusch vieles ab, aber nicht die Erinnerungen. Die würden noch lange in mir brennen.
    Danach ging ich in die Hotelbar. Sie war leer, was mich wiederum wunderte. Claas Claasen erklärte mir, daß die Leute im Restaurant bei Biikenessen saßen.
    »Für Sie ist auch ein Platz reserviert.«
    »Nein, heute nicht.«
    »War es
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