Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten
Autoren: F.G. Klimmek
Vom Netzwerk:
und seine Gesundheit besser zu schützen, als ein armer Mönch dies vermochte. Also hatte der Graf seinen Boten ausgeschickt, und also waren wir beide jetzt hier.
    Hier, wo sich Stapelmann befand, derjenige, der mir mehr erklären sollte, aber wohl noch an einer Verletzung laborierte, die er sich auf dem Hinweg zugezogen hatte, als er und Gernot nur knapp einem Hinterhalt von Wegelagerern entkommen waren. Ich hatte mehrfach versucht, Gernot gerade über dieses Kapitel ihrer Reise zu befragen, doch er tat diesen Teil als eher unbedeutend und bloß zufällig ab. Die Straßen seien nun einmal unsicher, mit so etwas müsse man im Grunde an jeder Biegung rechnen, und obendrein sei nichts Wesentliches passiert, lässt man eine große Beule an Stapelmanns Kopf außer Betracht. Im Übrigen glaubte er erkannt zu haben, dass auf seinen Reisegefährten mit einem Schnepper geschossen worden war, einer Waffe, die für die Vogeljagd bestimmt war und nicht dazu, einen erwachsenen Menschen tödlich zu verletzen. Nach Gernots Erinnerung hatte man den leicht Blessierten in der Vorburg untergebracht.
    Die Wachen am Tor hatten sich das Gesicht meines Begleiters offenbar gut eingeprägt, denn sie ließen uns ohne weiteres passieren. Ein halbwüchsiger Bursche nahm sich unserer Pferde an, kaum dass wir den sonnenüberfluteten, teils mit Rasen bedeckten Hof betreten hatten.
    Mein Führer, der den Weg von seinem ersten Besuch her kannte, wandte sich dem Gebäude rechter Hand zu, um mich an das Krankenlager zu führen, doch diese Mühe sollte ihm erspart bleiben.
    »Hier bin ich, Gernot, hier, bei den Bäumen.«
    In der Nähe der ebenerdig gelegenen Küche wuchsen ein paar knorrige Obstbäume, unter denen eine Liege stand, auf der es sich der Gesuchte bequem gemacht hatte. Umringt war er von einer buntgemischten Gesellschaft, die hauptsächlich aus Kindern bestand, und die, wie es schien, von ihm durch allerlei Taschenspielertricks und drollige Fabeln unterhalten wurde. Jedenfalls bekamen wir bei unserem Herannahen noch den einen oder anderen Juchzer mit.
    Mein Begleiter konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Er hat es mal wieder geschafft, der alte Schelm. Bei seiner Begabung könnte er auf jedem Schloss unterkommen und würde gleichermaßen jeden Hofnarren und Zeremonienmeister brotlos machen. Einer wie der hat es wirklich nicht nötig, sein Leben mit harter oder gar gefährlicher Arbeit zu fristen. – Mit seinen Blessuren scheint es glücklicherweise nicht mehr weit her zu sein. Ich möchte bloß wissen, wie dieser Kerl tot zu kriegen ist.« Dabei strahlte er über das ganze Gesicht, und man brauchte kein Hellseher zu sein, um zu erkennen, dass zwischen den beiden Männern eine innige Freundschaft bestand und Gernot weit davon entfernt war, dem Ziel des allgemeinen Interesses die Bewunderung der Umstehenden zu neiden.
    Während wir uns näherten, verabschiedete der so trefflich Unterhaltende sein Publikum, das sich auch schnell zerstreute, erhob sich und blickte uns erwartungsvoll entgegen.
    Auf den letzten Schritten hatte ich ausreichend Zeit, ihn zu mustern. Er war klein und reichte mir höchstens bis zur Schulter. Dick konnte man ihn nicht nennen, doch wölbte sich über seinen Gürtel ein Bäuchlein, das beredtes Zeugnis von einem wohlgesetzten Leben ablegte. Seine Haare, unter keiner Kopfbedeckung verborgen, waren fein aber dicht und fielen ihm im Nacken bis auf die Schultern herab. Sein runder Kopf mit langen Ohren und einem bartlosen, spitzbübischen Gesicht gab ihm mit der schmalen Nase und den angewachsenen Ohrläppchen das Aussehen eines gütigen Kobolds, der ständig über seinen nächsten, allerdings harmlosen Schabernack sinnt. Sein Alter war schwer zu schätzen. Er mochte in meinen Jahren sein, jedoch auch etliche mehr auf dem Buckel haben.
    Er fiel Gernot zur Begrüßung um den Hals. »Da staunst du, was? Ich habe selber nicht geglaubt, dass sie mich hier so bald wieder hinkriegen würden. Aber wie ich ja immer sage, gutes Essen und ein noch besserer Schluck dazu, und schon wird jeder Medicus überflüssig. – Und wer ist der hohe Herr da in deiner Begleitung? Ist das der Mann, der die Sorgen des Grafen von Crange vertreiben wird? Dann darf ich mich glücklich schätzen, seine Bekanntschaft zu machen.«
    Mit diesen Worten kam er in schnellen Trippelschritten auf mich zu, umfasste meine Hand und schüttelte sie wie einen Pumpenschwengel. »Rodger Stapelmann ist mein Name, und ich bin ... ja, was bin ich eigentlich?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher