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Good Girls

Titel: Good Girls
Autoren: Laura Ruby
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Nackt
    Ash sagt, sie ist die Königin der Nacht. Ich sage, ich bin die Fürstin der Untoten. Dad wirft im Vorbeigehen einen Blick ins Badezimmer, in dem wir uns gerade zurechtmachen. Er findet, wir sehen aus wie zwei verrückte Mädchen aus Jersey.
    »Klappt ja bestens«, sagt Ash.
    Wir haben uns verkleidet. Mit schwarzen Netzhemden, hochgekrempelten Cargohosen, löchrigen Netzstrümpfen und Armeestiefeln. Unsere Gesichter sind weiß geschminkt, die Augen tiefschwarz mit Kajal umrandet. Ash hat schwarzes Haarspray mitgebracht und schon fast die ganze Dose für ihre lockigen, braunen Haare aufgebraucht. »Mal sehen, was für dich noch übrig ist, Rapunzel.«
    »Spar dir deine Sprüche und sprüh mir das Zeug lieber auf die Haare«, gebe ich zurück. Meine Haare sind blond und hüftlang. Ash sprüht die vorderen Strähnen komplett schwarz an. Die auf dem Rücken werden schwarz-blond gestreift. Unser Kater Cat Stevens – alias Stevie, der Schnurrminator – sitzt auf dem Toilettenspülkasten und beobachtet uns argwöhnisch. Das laute Zischen des Haarsprays behagt ihm ganz und gar nicht. Fauchend ergreift er die Flucht.
    »Was habt ihr denn mit Stevie angestellt?«, ruft Mom vorwurfsvoll von unten. »Armer schwarzer Kater«, tröstet sie ihn.
    Als Ash fertig ist, begutachten wir uns im Spiegel. »Wir sehen echt cool aus«, sagt sie. Das kann man wohl sagen! Düster, schaurig und blutleer, wie es sich für anständige Vampire gehört. Meine Begeisterung hält sich trotzdem in Grenzen. Mein schwarzer BH ist zu eng und die Träger schneiden mir in die Schultern. Die Netzstrümpfe kratzen. Mir ist schrecklich heiß und ich bin jetzt schon völlig verschwitzt. Außerdem sind meine Wimpern so dick getuscht, dass ich kaum noch aus den Augen sehe.
    Bei Ash ist es was anderes. Sie hat eine gepiercte Augenbraue, spitze Wangenknochen und kann auf Spanisch fluchen, weil sie eine mexikanische Großmutter hat. Deshalb ist sie sowieso ziemlich cool. Ich beuge mich vor und betrachte mich von Nahem im Spiegel. »Hätte ich mir bloß diese Kontaktlinsen gekauft, die ich vor Kurzem gesehen habe. Die waren giftgrün mit schlitzförmigen Pupillen, wie bei einer Eidechse.«
    Ash runzelt die Stirn. »Du hast die coolsten Augen auf dem ganzen Planeten. Bernsteinfarben.«
    »Genau«, sage ich. »Wie dieses gelbe Zeug, wo die Moskitos immer reinfliegen.«
    »Außerdem«, fährt sie ungerührt fort, »kauft man sich keine Kontaktlinsen, bloß weil man einmal auf eine Halloweenparty geht.« Ash klimpert mit den Wimpern ihrer schokobraunen Augen. »Und jetzt hör endlich auf zu jammern.«
    »Tschuldigung.« Ich beiße mir auf die Unterlippe. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass das wirklich unsere letzte gemeinsame Halloweenparty ist.«
    Ash wirft mir einen drohenden Blick zu. »Jetzt fang bloß nicht wieder damit an. Ständig dieses ›Ich kann immer noch nicht glauben, dass das unser letztes was-weiß-ich-was ist‹. Wir haben Oktober . Bis zu den Sommerferien sind es noch acht Monate!«
    »Du meinst wohl sieben.«
    »Dann eben sieben.«
    »Eigentlich sechs, wenn man die Ferien nicht mitzählt«, sage ich.
    »Audrey, das entscheidende Wort ist Monate . Außerdem«, erklärt sie und versetzt mir einen Stoß in die Rippen, »gibt es im Moment wirklich Wichtigeres, über das du dir Gedanken machen solltest.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel über einen gewissen Jungen namens Luke DeSalvio, der heute Abend bestimmt auch zu Joelles Party kommt. Ich nehme an, du weißt, wen ich meine.«
    »Ach so, ja«, sage ich.
    »Hört euch das an!«, sagt Ash. » Ach so, ja. Dabei kriegst du kaum noch Luft vor lauter Aufregung.«
    »Schon gut. Du sagst doch selbst immer, es wäre nichts Ernstes. Wir sind nur Freunde«, sage ich.
    »Und ein bisschen mehr«, fügt Ash mit gesenkter Stimme hinzu, damit es meine Eltern nicht hörenkönnen. »Noch ein bisschen Sushi mit Zungenkuss gefällig?«
    Ich lächle schweigend. Das ist Ash, meine Freundin, deren Namen stets in einem Atemzug mit meinem genannt wird: AshundAudrey, AudreyundAsh. Dabei habe ich ihr so vieles nicht erzählt. Und jetzt weiß ich nicht mehr, wo ich anfangen soll. Ich weiß nur eins: Luke und ich sind keine Freunde. Wir sind überhaupt nichts. Genau das will ich ihm heute Abend sagen. Das habe ich mir fest vorgenommen. Falls wir darauf zu sprechen kommen. Obwohl wir bisher nie viel miteinander geredet haben.
    »Zu dieser Party werden jede Menge Jungs kommen«, sage ich. »Wer weiß? Vielleicht
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