Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch

Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch

Titel: Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
 

 
      1. Kapitel Das Rätsel des „Cormoran".  
     
      Kapitän Mac Dawson war als Original bekannt. Seit zwanzig Jahren führte er den Fünftausend-Tonnen-Frachter „Cormoran" zwischen der Ostküste Südamerikas über Afrika nach Australien und zurück.  
      Die dreißig Kabinen des Dampfers waren stets belegt. Unter den Globetrottern und Geschäftsreisenden, die in Südamerika, Afrika oder Indien einstiegen, war es direkt Mode geworden, mit Kapitän Mac Dawson zu fahren. Und das nur, weil er furchtbar grob war.  
      Seine Grobheit war sprichwörtlich geworden, allerdings auch sein Ruf als großartiger Seemann. Diesmal fuhr der "Cormoran" direkt nach Australien. Zwischen Buenos Aires und Adelaide berührte er kein Land.  
      Merkwürdigerweise waren die Kajüten diesmal nur schwach besetzt. Der Polizeichef von Buenos Aires hatte uns viel vom "Cormoran" erzählt, der natürlich nicht mehr der alte Dampfer war, sondern erst vor wenigen Jahren durch einen hochmodernen Neubau ersetzt war.  
      Und da er extra betont hatte, daß die Kabinen des "Cormoran" stets voll besetzt seien, wunderten wir uns sehr, daß zwanzig von ihnen leer standen. Doch hatten wir vorerst keine Zeit, jemand darüber zu befragen, da wir noch lange unseren Bekannten am Kai zuwinkten, ehe wir dann unsere Kabinen aufsuchten, um das Gepäck zu ordnen.  
      Wie immer hatten Rolf und ich zusammen eine Kabine genommen, während unser Pongo den Nebenraum bewohnte. Unser Gepäck bestand allerdings nur aus den Rucksäcken mit den notwendigen Utensilien, unseren Waffen und einer nötigen Anzahl Patronen.  
      Wir bereisten ja die Welt anders als die meisten Menschen. Wir brauchten uns nicht mit großen und kleinen Koffern abzuschleppen. So hatten wir die notwendigsten Toilettensachen schnell untergebracht und gingen auf den breiten Gang, der die Kabinen — die in einem Deckaufbau lagen — von der Reling trennte.  
      Schon da sollten wir die Grobheit des Kapitäns kennenlernen. Unser Zellennachbar auf der anderen Seite, ein typischer, ältlicher Amerikaner, trat gerade aus seiner Kabine, als auch unser Pongo aus seiner herauskam. Und sogleich rief der Amerikaner empört:  
      Wie kommt denn dieser Nigger in die erste Klasse? Das ist doch unerhört!"  
      Rolf wandte sich dem Zeternden sofort zu, der unter dem Blick der stahlharten Augen meines Freundes verstummte. Dann sagte Rolf gedämpft, aber doch so scharf, daß es mehrere Passagiere, die durch die lärmende Stimme des Amerikaners aus ihren Kabinen gelockt waren, hörten:  
      „Dieser Nigger, wie Sie zu sagen belieben, ist unser Freund, und jede Beleidigung, die ihm zugefügt wird, trifft auch uns. Ich möchte betonen, daß er vielleicht besser in die erste Klasse paßt als Leute, die sich in derartiger Weise darüber aufregen."  
      Der Amerikaner wurde ganz grau vor Wut, doch er wagte nicht, Rolf etwas zu erwidern. Doch rief er: „Da kommt ja der Kapitän, ich werde mich beschweren.  
      Jetzt erst sahen wir Mac Dawson, von dem wir soviel gehört hatten. Eigentlich war ich etwas enttäuscht, denn ich hatte mir einen mächtigen, polternden Riesen vorgestellt, und jetzt erschien ein dürres, kleines Männchen mit schütterem, weißem Schnurr- und Backenbart.  
      Der Amerikaner stürzte auf ihn zu und protestierte wieder gegen die Anwesenheit eines „Niggers" in der ersten Klasse. Dawson hörte ihn ruhig an, dann, als der Amerikaner erwartungsvoll schwieg, sah ich seine dunklen Augen aufblitzen. Und dieser Blick verriet mir die ungeheure Energie, die in dem kleinen Mann steckte.  
      Der Amerikaner trat unwillkürlich einen Schritt zurück, und Dawson sagte scharf:  
      „Wenn Sie sich für einen besseren Menschen halten, Mister John Sullivan, dann werde ich den 'Cormoran' sofort stoppen lassen. Ein Rettungsboot wird Sie schnell an Land zurückbringen. Bitte, entscheiden Sie sich!'  
      Sullivan war erst sprachlos, dann holte er tief Luft zu seiner Entgegnung, doch unter dem Blick der dunklen Augen fing er an zu stottern.  
      »Nein . . . nein, ich muß nach Australien."  
      "Also gut," schnitt ihm Dawson die weitere Rede ab, „dann dürfen Sie an Bord bleiben. Aber ich verbitte mir energisch jede weitere Belästigung der anderen Passagiere. Sonst setze ich Sie im nächsten Hafen an Land."  
      Sullivan war hochrot geworden, er drehte sich kurz um und lief wütend in seine Kabine zurück. Mac Dawson aber trat auf Rolf zu und bot ihm die Hand.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher