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Das Schiff im Baum: Ein Sommerabenteuer (German Edition)

Das Schiff im Baum: Ein Sommerabenteuer (German Edition)

Titel: Das Schiff im Baum: Ein Sommerabenteuer (German Edition)
Autoren: Jutta Richter
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    ERSTES KAPITEL,
     
    in dem wir wirklich nicht
    nach Betenbüttel wollen
     
    Es gab dort nichts … und Ole und ich wussten sofort, das würde der langweiligste Sommer unseres Lebens werden.
    »Es wird euch schon gefallen«, hatte Mama gesagt.
    »Tante Polly freut sich so auf euch und Onkel Fiete ist wirklich nett und sie haben einen Hund, eine Katze und Hühner und es ist ja nicht für immer! Ich brauche die Zeit einmal für mich!«
    Mama hatte ganz schnell gesprochen und ihre Stimme war immer lauter geworden und den letzten Satz hatte sie fast geschrien und dabei waren ihr die Tränen in die Augen geschossen und liefen dann langsam die Backen hinunter und Mama wischte sie mit dem Handrücken weg.
    Aber Mama hatte keine Ahnung.
    Drei Wochen waren die Ewigkeit.
    Drei Wochen waren so viel wie für immer.
    Drei Wochen waren ein ganzer Sommer lang.
    Wir mussten packen.
    »Haben die einen Computer?«, fragte Ole.
    »Bestimmt«, sagte Mama.
    Ole packte seine Lieblingsspiele ein.
    »Haben die einen DVD-Player?«, fragte ich.
    »Bestimmt«, sagte Mama.
    Ich packte meine Märchenfilme ein.
    »Gibt es da ein Schwimmbad?«, fragte Ole.
    »Bestimmt«, sagte Mama und Ole holte den Schnorchel und die Schwimmflossen und das große grüne Plastikkrokodil aus dem Keller.
    Wir legten alles in die Reisetasche zwischen die frisch gewaschene Wäsche, die nach zu Hause roch, und Mama zog den Reißverschluss zu.
    »Nun macht mal nicht so ein Gesicht«, hatte Mama gesagt. »Ihr werdet sehen, es ist wunderschön in Betenbüttel. Ich war als Kind auch immer dort.«
    Draußen hupten wütend die Autos, die Straßenbahn schrillte und fuhr quietschend um die Ecke und ich musste an Maike denken mit den rosa lackierten Zehennägeln. Maike, die jetzt ihre Füße am Lago Maggiore ins Wasser steckte. Wie das geklungen hatte, als sie Lago Maggiore sagte.
    Laago Madschioore, Laago Madschioore, Laago Madschioore.
    »Und was macht ihr in den Ferien, Katharina?«, hatte Frau Buntschuh gefragt.
    »Die machen Urlaub auf Balkonien.«, kicherte Maike. »Machen die doch immer!«
    »Halt die Klappe!«, hatte ich gezischt.
    »Mein Bruder und ich fahren nach Betenbüttel, Frau Buntschuh!«
    Noch bevor Frau Buntschuh die rechte Augenbraue hochziehen konnte, war in der Klasse die Hölle losgebrochen.
    »Betenbüttel! Habt ihr das gehört? Betenbüttel!« Maike schüttete sich aus vor Lachen.
    »Betenbüttel! Genauso siehst du auch aus!« Martin Niedecker schlug sich auf die Schenkel.
    »Ich fasse es nicht: BETENBÜTTEL!«
    Sogar der stille Dennis Schuster hatte gegrinst.
     
    »Nun macht mal nicht so ein Gesicht!«, hatte Mama gesagt. »Ihr werdet sehen, es ist wunderschön in Betenbüttel. Ich war als Kind auch immer dort.«
     
    Die Stadt roch nach Sommer, nach frischem Teer, nach Waffeln, nach Pizza und nach Benzin. Die Tauben gurrten, die Mauersegler schossen im Sturzflug über die Dächer und die Bässe der Autoradios wummerten in die weit geöffneten Fenster.
    Wenn Mama morgens ganz leise die Tür zugemacht hatte, waren Ole und ich sofort aufgestanden. Wir hatten uns Haferflocken mit Zucker, Wasser und Kakao gemacht und dann nichts wie weg.
    Wir kannten alle Computerabteilungen der Kaufhäuser, wir kannten die neuesten Spiele und wir waren immer die Ersten am Joystick. Das waren unsere Ferien und wir wussten, es gab nichts Besseres als Ferien in der Computerabteilung. Wir kannten alle Tricks, wir wussten, wann wir abtauchen mussten, wir wussten, wo man am längsten spielen konnte, ohne rauszufliegen. Wenn Mama uns abends fragte, ob wir uns gelangweilt hätten, grinsten wir und schüttelten die Köpfe.
    Nein, wir wollten nicht nach Betenbüttel.
    »Warum musst du denn zur Kur?«, hatte Ole gefragt und Mama hatte ihr Sorgengesicht gemacht und geantwortet, dass sie eine Pause brauche, dass der Arzt ihr das verordnet habe und dass wir das verstehen müssten. »Nun macht mal nicht so ein Gesicht!«, hatte Mama gesagt. »Ihr werdet sehen, es ist wunderschön in Betenbüttel. Ich war als Kind auch immer dort.«

 
    ZWEITES KAPITEL,
     
    in dem Onkel Fiete auf
    große Fahrt gehen will
     
    Die ganze Küche roch nach Erdbeermarmelade. Tante Polly stand mit hochrotem Kopf am Herd. Auf ihrer Stirn glitzerten Schweißtröpfchen. Die gespülten Marmeladengläser hatte sie auf ein sauberes Trockentuch gestellt.
    »Sie war doch früher auch immer bei uns, Fiete!«
    »Das ist dreißig Jahre her!«
    »Ach was! Du bist nur nickelig!«
    »Da waren wir dreißig Jahre
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