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Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch

Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch

Titel: Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch
Autoren: Hans Warren
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      Im Verlauf des weiteren Mahls kamen wir noch manchmal mit kurzen Bemerkungen auf unseren Schatz zurück. Wenn sich wirklich der geheimnisvolle Dieb unter den Passagieren befand, dann mußte er auf diese Schätze begierig werden.  
      Natürlich hüteten wir uns, auch nur einen fingierten Namen des angeblichen Käufers in Melbourne zu nennen, denn der Dieb konnte ja dort sehr bekannt sein. Als der letzte Gang vorüber war und Dawson den Speisesaal verließ, folgten wir ihm und in seiner Kabine meinte der Kapitän schmunzelnd:  
      „Das haben sie ganz famos gemacht, meine Herren. Ich sah wenigstens sieben Paar Ohren, die sich spitzten, als Sie die zehntausend Pfund erwähnten. Doch was wollen Sie jetzt machen? Wollen Sie während der ganzen Fahrt wachen? Der geheimnisvolle Dieb wird doch sicher ganz raffiniert vorgehen."  
      „Das wird er wohl," sagte Rolf ruhig, „ich bin sogar darauf gefaßt, daß wir durch irgendein Teufelszeug im Schlaf betäubt werden. Deshalb wollte ich Sie fragen ob Sie vielleicht zwei starke, aber nicht zu große Schlagfallen an Bord haben."  
      Dawson blickte meinen Freund einige Augenblicke verdutzt an, dann huschte ein Schimmer des Verstehens über sein Gesicht, und er rief:  
      „Das ist ein guter Gedanke. Ja, Herr Torring, ich bringe für einen Bekannten eine ganze Kiste solcher Dinger nach Melbourne. Er will damit Opossums fangen. Ich werde Ihnen nachher zwei Stück bringen."  
      „Schön, das trifft sich ja gut. Nun noch eins, Herr Dawson. Werden die Gänge zwischen Reling und den Kabinen nachts ständig bewacht?"  
      „Ja, die übliche Wache macht ihren Rundgang um das Schiff. Zwischen jedesmaligem Passieren dieser Gänge vergeht ungefähr eine halbe Stunde."  
      „Gut. In dieser Zeit hat der Dieb Gelegenheit, seinen Raub auszuführen. Also bringen Sie, bitte die Fallen recht unauffällig !"  
      Wir begaben uns in unsere Kabinen zurück, und Rolf fing an, seinen Rucksack völlig zu leeren. Ich folgte seinem Beispiel, ich ahnte jetzt auch seinen Plan, der uns den Dieb in die Hände liefern sollte.  
      „Warte, bitte," sagte Rolf plötzlich, „ich muß noch etwas holen!"  
      Er verschwand aus der Kabine und kehrte nach einer Viertelstunde mit einem Paket zurück.  
      „So," meinte er lachend, während er das Papier entfernte, „sollte mich der mutmaßliche Dieb wirklich gesehen oder beobachtet haben, dann weiß er wenigstens nicht, was ich geholt habe."  
      Ich blickte verwundert auf die beiden ziemlich großen Beutel, die er dem Paket entnahm.  
      „Getrocknete Früchte," sagte Rolf lachend, „die Beutel sollen die angeblichen Kostbarkeiten vortäuschen. Es sind Pflaumen, die steinhart geworden sind. Sie fühlen sich tatsächlich wie Edelsteine an."  
      Ich nahm einen Beutel und überzeugte mich selbst, daß die Täuschung eine vollkommene war. Als es jetzt an die Tür klopfte, ließen wir die Beutel schnell unter den Rucksäcken verschwinden.  
      Dawson trat ein, der sorgfältig die Tür schloß und dann unter seiner Jacke zwei Tellerfallen hervorholte.  
      „Hier, Herr Torring. Hoffentlich genügen sie. Womit wollen Sie aber die Eisen ködern?"  
      „Hiermit," sagte Rolf und zog den einen Beutel hervor, „ich habe sie Ihrem Proviantmeister abgekauft."  
      „Ganz großartig," meinte Dawson strahlend, während er den Beutel befühlte, „darauf muß er ja reinfallen. Na, ich will nicht länger stören, sonst fällt es nur auf."  
      Wir verriegelten die Tür hinter dem Kapitän, dann spannte Rolf die beiden Fallen und band auf die Platte, welche sonst den Köder trug, den Beutel. Sehr vorsichtig löste er die Sicherung und legte die Fallen oben auf die Rucksäcke, die ich inzwischen so gefüllt hatte, daß sie etwas offen stehen mußten. Behutsam trugen wir beide Rucksäcke in eine Ecke der Kabine.  
      „So," meinte Rolf befriedigt, „jetzt soll er uns ruhig betäuben. Wenn er in eine Falle gerät, wird er sich schon selbst verraten. Wir müssen noch Pongo Bescheid sagen, daß er aufpaßt."  
      Der Nachmittag verlief direkt qualvoll für mich. Ich konnte die Nacht nicht schnell genug herbeisehnen, in der es sich vielleicht schon entscheiden würde, ob Rolfs List gelang.  
      Endlich war es Zeit zum Schlafengehen. Alle Passagiere hatten schon ihre Kabinen aufgesucht, während wir mit Absicht noch längere Zeit gewartet hatten. Es war ja möglich, daß der Dieb gerade diese Zeit schon wählen
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