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Dunkle Symphonie der Liebe

Dunkle Symphonie der Liebe

Titel: Dunkle Symphonie der Liebe
Autoren: Christine Feehan
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Kapitel
1
    Dichter Nebel verhüllte den
Himmel und dämpfte jedes Geräusch, jeden Laut von Verschwörung und heimlichem
Mord in der Nacht. Von finsteren Absichten, die sich in weißen, wirbelnden
Schwaden und tiefen Schatten verbargen. Der Nebel war die perfekte Tarnung für
den Räuber, der auf der Suche nach Beute geräuschlos über den Himmel zog. Schon
viel zu lange war er allein und weit entfernt von seinem Volk und musste
ständig gegen den heimlichen Lockruf der dunklen Macht des Bösen kämpfen, der
jeden wachen Augenblick seines Daseins in ihm laut wurde.
    Tief unter ihm waren Menschen,
seine Beute. Seine Feinde. Er wusste, was sie mit einem seiner Art machen
würden, falls sie ihn entdeckten. Noch immer schrak er halb erstickt aus dem
Schlaf hoch, wurde in diesen ersten Augenblicken des Erwachens von seiner
Vergangenheit überwältigt. Sein Körper würde für alle Zeiten die Spuren der
Folter tragen, auch wenn es eigentlich unmöglich war, seiner Art Wunden
zuzufügen, an die bleibende Narben für alle Zeit erinnerten. Er war Karpatianer,
eine Spezies, so alt wie die Zeit selbst, und verfügte über unvorstellbare
Fähigkeiten, die ihm ermöglichten, das Wetter, das Land und sogar Tiere zu
beherrschen. Er konnte seine Gestalt ändern und hoch in die Lüfte aufsteigen
oder mit den Wölfen laufen, aber ohne Licht in seiner Dunkelheit konnte er
leicht ein Opfer der Einflüsterungen, die ihn auf die dunkle Seite der Macht
locken wollten, und durch und durch schlecht werden, einer der Untoten, wie es
so viele seiner Art, die den Kampf aufgegeben hatten, geworden waren.
    Er bereiste die ganze Welt, um
Vampire zu jagen und zu versuchen, sein Leben in einer Welt von Finsternis und
Einsamkeit im Gleichgewicht zu halten. Seine Ehre aufrechtzuerhalten, die er
verloren zu haben glaubte. Bis er irgendwann die Musik hörte. Sie kam aus einem
Fernsehgerät in einem der Läden, an dem er spätabends vorbeikam, und berührte
ihn in einer Weise, wie ihn nie zuvor etwas berührt hatte. Fesselte ihn.
Faszinierte ihn. Umgab seine Seele mit goldenen Klängen, bis er nur noch an die
Musik dachte. Er konnte im Geist nur noch die Musik hören. Sie hatte so viel
Macht über ihn, dass sie sogar den unablässigen Hunger übertönte, der ihn
beherrschte. Magisch angezogen von der Musik, zog er nach Italien. Und dort
blieb er, aus anderen, weit zwingenderer Gründen.
    Lautlos und ungesehen flog er
über den Himmel, in dieselbe Richtung, in die es ihn bei jedem Erwachen
unwiderstehlich zog. Mit seinem scharfen Geruchssinn fing er zusammen mit dem
salzigen Geruch der See den Treibstoff eines Boots auf, das auf den stampfenden
Wogen hin und her geworfen wurde. Der Wind trug ihm auch den Geruch von
Menschen zu. Einen kurzen Moment lang verzogen sich seine Lippen zu einem
stummen Knurren und entblößten Zähne, die sich in diesem Moment zu spitzen
Fängen verlängerten. Vor Hunger und vor Abscheu. Die meisten Menschen waren seine
Feinde geworden, obwohl er ihren Schutz suchte. Menschen benutzten ihn als
Köder, um andere seiner Art anzulocken, und hätten es so beinahe geschafft, die
Gefährtin seines Prinzen zu töten.
    Dieser Schandfleck würde ihm
bis an sein Ende bleiben und ihn für alle Zeiten daran hindern, sich in seiner
Heimat und in der Gesellschaft anderer Karpatianer jemals wieder wohl zu
fühlen. Niemals würde er imstande sein, ihre Vergebung zu ertragen. Er konnte
sich selbst nicht verzeihen. Seine selbstauferlegte Buße galt dem Dienst an
seinem Volk. Unablässig jagte er ihren Todfeind, den Vampir, und focht einen
Kampf nach dem anderen aus, obwohl er nie ein Krieger gewesen war. Er zog auf
seiner gnadenlosen Jagd von Land zu Land, fest entschlossen, die Welt von dem
Übel zu befreien, das sein Volk bedrohte. Jeder Vernichtungsschlag brachte ihn
näher an den Rand des Wahnsinns. Bis er die Musik entdeckte.
    Die Nacht hielt ihn umfangen,
umarmte ihn wie einen Bruder. In der Dunkelheit glühten seine Augen in dem
feurigen Rot eines Raubtiers auf der Jagd. Tief unter sich entdeckte er die von
den dichten Nebelschwaden gedämpften Lichter der Villen und Häuser, die dicht
aneinandergedrängt auf den Hügeln standen. In der Ferne konnte er den Palazzo
Scarletti ausmachen, ein Kunstwerk, das vor vielen Jahrhunderten erschaffen
worden war.
    Von dort, aus dem großen
Palazzo, kam die Musik. Dort wurden Konzerte und Opern komponiert und auf einem
perfekt gestimmten Flügel gespielt. Er blieb in der Nähe, um diesen
beeindruckenden
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