Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch

Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch

Titel: Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
 
      „Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Herr Torring," sagte er kurz. „Auch Herrn Warren und Ihren Pongo."  
      Er schüttelte uns auch die Hand, ein Vorgang, der bei den Passagieren, die noch in der Nähe standen, höchstes Erstaunen hervorrief. Ein alter Herr, dem man ansah, daß er sein Leben in den Tropen zugebracht hatte, schüttelte völlig verwundert den Kopf. Es war wohl noch nie vorgekommen, daß Kapitän Dawson einem Passagier die Hand gegeben hatte.  
      "Ich hätte Sie gern allein gesprochen, meine Herren," fuhr der Kapitän fort. "Dürfte ich Sie in meine Kajüte bitten?"  
      "Sehr gern, Herr Kapitän," sagte Rolf bereitwillig. Und zum noch größeren Erstaunen der Passagiere führte Dawson uns in sein Allerheiligstes. Ich mußte innerlich über die Mienen der Matrosen lachen, die so etwas anscheinend noch nie erlebt hatten. Die Kajüte des Kapitäns schien wirklich tabu für alle Menschen zu sein.  
      Und Dawson sagte auch, als wir in den bequemen Ledersesseln Platz genommen hatten:  
      „Seit zwanzig Jahren ist es wieder das erste Mal, daß ein Passagier meine Kabine betritt. Bei Ihnen weiß ich aber, wer Sie sind. Ich habe damals eine große Enttäuschung erlebt, habe mich in einem Menschen geirrt, den ich in mein Herz geschlossen hatte. Seitdem habe ich mich von den Menschen zurückgezogen und bin der sonderbare, grobe Kapitän geworden."  
      „Ich danke Ihnen für diesen Beweis Ihres Vertrauens," sagte Rolf, als Dawson schwieg. „In welcher Sache können wir Ihnen jetzt helfen?"  
      Der Kapitän nickte.  
      „Es ist schön, wenn ein Mensch gleich weiß, worum es sich handelt. Ja, meine Herren, ich wollte eine Gefälligkeit von Ihnen erbitten. Vielleicht wäre es mehr eine Sache für einen Detektiv, aber nach allem, was ich über Sie gehört und gelesen habe, sind Sie die rechten Männer dafür.  
      Vielleicht haben Sie schon gehört, daß es eine Art Sport geworden ist, mit mir zu fahren, und da werden Sie sich nun gewundert haben, daß so wenige Passagiere an Bord sind. Nun, auf den letzten fünf Fahrten sind unglaubliche Diebstähle vorgekommen. Den meist sehr reichen Mitfahrern sind bedeutende Summen gestohlen worden, und auf so raffinierte Art, daß bisher niemand das Rätsel lösen konnte."  
      „Ah, und da sollen wir Detektiv spielen?" meinte Rolf lachend. „Nun gut, Herr Dawson, diesen Gefallen werden wir Ihnen gern tun. Haben Sie schon einen bestimmten Verdacht?"  
      „Absolut nicht, Herr Torring. Die wenigen Passagiere, die auf den letzten Fahrten mehrmals den 'Cormoran' benutzt haben, kenne ich seit Jahren. Und für die Besatzung, die auch durchweg lange Jahre mit mir fährt, möchte ich auch die Hand ins Feuer legen."  
      „Na, ich werde einfach die Nachricht verbreiten, daß wir bedeutende Schätze an Edelsteinen aus Brasilien mitgenommen haben," meinte Rolf, „dann wird sich der geheimnisvolle Täter vielleicht bei uns melden. Wer ist eigentlich dieser John Sullivan, der sich die Frechheit gegen unseren Pongo erlaubte?"  
      „Kenne ich nicht. Fährt zum ersten Mal mit. In die Schiffsliste hat er sich als Baumwollhändler eingeschrieben. Sein Paß ist in Ordnung. Er muß sehr reich sein, denn ich sah ein Paket Tausendpfund-Noten, als er mir den Paß aus seiner Brieftasche zeigte. Aber er wird trotzdem an Land gesetzt, wenn er noch einmal etwas gegen Ihren Pongo sagt."  
      „Ich danke Ihnen, Herr Dawson," sagte Rolf. Dann blickte er den Kapitän fest an und fragte:  
      „Und die zweite Sache, Herr Dawson? Sie haben doch noch etwas auf dem Herzen, oder ich müßte mich sehr täuschen. Können wir Ihnen noch in anderer Beziehung behilflich sein?"  
      Dawson blickte Rolf zerstreut an, dann nickte er:  
      „Sie können wirklich in der Seele eines Menschen lesen, Herr Torring. Ja, ich hätte noch eine andere Bitte. Vom Polizeichef in Buenos Aires hörte ich, daß Sie in Melbourne eine Dame suchen. Werden Sie mir zu Gefallen vielleicht etwas tiefer ins Land gehen?"  
      "Aber selbstverständlich, wir benutzen jede Gelegenheit, um neues Land kennenzulernen."  
      "Ich sprach ja schon vorhin, daß ich vor zwanzig Jahren von einem Menschen getäuscht wurde. Das war mein bester Freund, der mich um eine große Summe betrog. Connor Barring heißt er. Als er floh, ging meine einzige Schwester Mary mit ihm. Sie müssen sich in Australien aufhalten, irgendwo im Innern. Das habe ich zufällig vor zwei Jahren gehört. Herr Torring,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher