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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten
Autoren: F.G. Klimmek
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nicht einig geworden.«
    »Dann darf ich wohl annehmen, dass er denselben Weg genommen hat wie ...«
    Degusti wirkte mit seiner wegwerfenden Handbewegung leicht verärgert. »Es ging nicht anders. Doch das ist Vergangenheit. – Wie soll nun unsere Zukunft aussehen? Wollt Ihr mich heute in Frieden ziehen lassen, und ich werde Euch in einer Woche ... Oh, kommt, kommt, Herr Frederik, diese erstaunte Miene ist nicht vonnöten. Ich verspüre wenig Lust, das Bild eines gespickten Hasen abzugeben. Glaubt Ihr, ich hätte die gräflichen Armbrustschützen nicht schon bei meiner Ankunft bemerkt, die Ihr um das Haus verteilt habt? Wie Ihr seht, bin ich trotzdem gekommen. Wenn Ihr wollt, formuliert es für Euch so, dass ich gekommen bin, um Euch das Recht an meiner Verfolgung abzukaufen. Schmeckt es Euch so besser? Dann bin ich in einer Woche mit dem Gold wieder hier, und wir trennen uns für alle Zeiten. – Nun?«
    Sein Gesicht wirkte offen und ehrlich. Und auch seine Augen, diese seltsamen Kunstwerke der Natur, wie ich sie nie bei einem anderen Menschen gesehen hatte, schienen für den Moment ihren Wechsel der Farbe zu unterbrechen und fixierten mich gerade heraus in einem dunklen Blau.
    »Geht hin in Frieden, Mann mit dem eigenartigen Humor, dem selbst gegebenen Namen und der eigenen Art, die Dinge nach seinem Geschmack zu regeln. Vielleicht habt Ihr ja in allem Recht, Herr Salvatore De gustibus non est disputandum.«
    Degusti lachte wie selten. »Ich habe mich schon lange gefragt, wann Ihr mich einmal darauf ansprechen würdet. – Wirt, den besten Wein, den Euer Keller zu bieten hat, und mach er rapido!«
    Nachdem sich der Fettsack schleimig-kratzfußend wieder entfernt hatte, ließen wir den goldenen Rebensaft durch unsere Kehlen gleiten. Zwei fröhliche Schurken, die ein gutes Geschäft begossen, um das sie jeder wirklich große Gauner, namentlich ein Bankier, beneidet hätte.
    »Dann will ich mich jetzt auf den Weg machen. Doch erweist mir einen letzten Gefallen und sorgt dafür, dass Ihr Euren Anteil auch sicher erhaltet, indem ich nicht aus Versehen erschossen werde, wenn ich nach draußen gehe.«
    Degusti hatte natürlich Recht und ich fast schon die Situation vergessen, die ich selbst geschaffen hatte. Folglich trat ich kurz vor die Schenke und winkte zum Nachbarhaus hinüber, bevor ich meinen Platz am Tisch wieder einnahm. Sechs Wachen des Grafen sowie der treffsichere Gernot würden Bogen und Armbrust aus der Hand legen und wieder ihrer üblichen Arbeit nachgehen.
    An der Tür drehte sich Degusti noch einmal zu mir um. »Und was werdet Ihr solange unternehmen?«
    »Das hängt davon ab, ob ich Euch vertrauen kann. Einstweilen werde ich mich auf mein eigenes Überleben konzentrieren und auf baldigen Vermögenszuwachs warten, indem ich auf das Gute in einem schlechten Menschen hoffe.«
    Auf seinem Gesicht machte sich erneut das grundehrliche Lächeln breit, das er auch zu Beginn unserer Unterredung zur Schau getragen hatte, seine Augen schimmerten in einem milden Blau, und mit einem letzten stummen Nicken war er verschwunden.

Noch mehr Gäste
    Nun ist es mit dem Vertrauen, meine arglosen Freunde, so eine Sache. Man möchte es gerne gegenüber jedermann beweisen können, um doch immer wieder festzustellen, dass dies als eine der sichersten Methoden gelten muss, sich selbst den Dolch ins Herz zu stoßen. Wenn ihr nach den wahren Eigenschaften eurer Mitmenschen sucht, haltet euch besser an Egoismus und Habsucht, den verlässlichsten Stützen der allermeisten Charaktere. Ihr mögt mich jetzt einen unverbesserlichen Pessimisten schelten, bedenkt aber dabei, welches meine Profession ist, wie lange ich sie ausübe, und wem ich dabei alles begegnet bin.
    Kurz, Degusti und ich waren einander zu gleich, sodass ich den Becher, mit dem ich ihm zum Abschied zugeprostet hatte, wieder unbenutzt auf den Tisch setzte und ihn eine Weile gedankenversunken betrachtete. Was hatte Degusti noch auf unserer Reise durch die Nacht gesagt, als wir selbst den Köder spielten? »Warum habe ich mich nicht einmal in die Lage der anderen versetzt? Warum habe ich mir nicht überlegt, wie ich es an ihrer Stelle gemacht hätte?«
    Hätte ich bei vertauschten Rollen mit Degusti geteilt? Natürlich nicht. Ich hätte selbstverständlich versucht, alles für mich zu behalten.
    Und deshalb würde er versuchen, mich umzubringen.
    Doch ich wollte nicht bloß Vermutungen, ich wollte Gewissheit. »Wirt, bring mir ein wenig Speck, und dann zeig mir den Weg zu
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