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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten
Autoren: F.G. Klimmek
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gegrüßt, Herr Degusti, und nehmt Platz. Ich bin entzückt, Euch hier zu sehen, zumal ich nicht mit Eurem Erscheinen gerechnet habe.«
    Sein Lächeln verlor nicht eine Nuance der Freundlichkeit, mit der er schon so viele eingewickelt haben mochte. »Ihr sendet mir die vereinbarte Botschaft, dass Ihr mich treffen wollt, ich bin pünktlich hier, und Ihr wundert Euch?«
    »In der Tat, ich wundere mich, denn ich an Eurer Stelle wäre nicht gekommen. Und dabei war mir gerade mein Bemühen, mich in Eure Lage zu versetzen, in Eure Denkweise einzufühlen und Eure Reaktionen vor dem Hintergrund Eures Charakters abzuschätzen, meine einzige Chance, Euch auf die Schliche zu kommen. – Ihr habt mir übrigens selbst diesen Weg gewiesen. Wisst Ihr noch, wie Ihr gleich bei unserem ersten Gespräch betontet, wie ähnlich wir uns doch seien? Ja, von unserem Stand, von unserem Werdegang, von unseren Fähigkeiten und Eigenschaften, selbst von unserer Denkweise sind wir uns ähnlich wie Zwillinge. Es wäre ein Wunder, würden sich nicht auch unsere Wünsche, Absichten und Zukunftspläne im Wesentlichen entsprechen.«
    Ich bedeutete dem fragend herüberschauenden Wirt mit einer Handbewegung, er möge uns nicht stören, doch Degusti rief ihn an unseren Tisch und orderte den besten und schwersten Weißen, den sein Keller zu bieten hatte. Als der Störenfried geschäftstüchtig davonhuschte, verstärkte sich das Lächeln meines Gegenübers noch.
    »So also seht Ihr mich? Dann lasst hören, was Ihr mir anzulasten habt, damit ich entscheiden kann, ob unsere elternlose Brüderlichkeit mir schmeichelt oder zur Schande gereicht.«
    Ich nahm einen Schluck, um Zunge und Lippen geschmeidig zu halten, denn das, was ich ihm auseinander zu setzen hatte, würde einige Zeit brauchen.
    »Beginnen wird mit unserer Profession, wobei es, so meine ich, gleichgültig ist, welchem Herrn wir gerade dienen. Entscheidend ist unsere Aufgabe und unsere Bereitschaft, nötigenfalls im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen zu gehen. Das ist unser Beruf, den wir beherrschen und so lange ausüben, dass wir unsere Taten nicht mehr mit eigenem Unbedacht oder den Überredungskünsten anderer entschuldigen können. Möglich, dass wir uns unser Leben anfangs nicht ausgesucht haben, aber wir sind dabei geblieben, als wir es ändern konnten, punctum. Somit sitzen hier zwei Mörder, die sich voreinander nicht zieren müssen wie Jungfrauen im Badehaus. Wir wissen beide, was uns die Vergangenheit beschert hat und was wir der Zukunft noch abringen wollen.«
    Sein Lächeln blieb, doch nun als Maske, ohne Wärme. »Und, nachdem Ihr so tief und so erfolgreich in Euch hineingehorcht habt, was streben wir beide an, wir Brüder im Denken und Handeln?«
    Das war ein gutes Stichwort, meiner bisweilen durchscheinenden poetischen Ader nachzugeben. »Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles. – Doch die Wahl der Mittel, dieses Ziel zu erreichen, unterscheidet die Guten ... nein, die gibt es unter uns nicht ... die weniger Bösen von den Bösen.«
    »Und ich gehöre zu den ganz Bösen?«
    »Zweifellos! Ihr seid nur auf Euren eigenen Vorteil bedacht. Ihr reist nicht im Auftrag des Herrn. Dafür steckt zu viel Widerspruch in Euren Handlungen. Als Mitglied von Umbra Diaboli hättet Ihr Bertrams Leiche nicht wieder ausgegraben. Die Gefahr, dadurch Aufmerksamkeit auf angebliches Teufelswerk zu lenken und das Interesse der Inquisition zu wecken, wäre viel zu groß. Würdet Ihr aber für einen Bund tätig, den kirchliche Dinge nicht scheren, sieht die Sache anders aus.«
    Nun war sein Lächeln wieder ungekünstelt.
    »Für wen soll ich dann arbeiten, wenn nicht vielleicht sogar für eigene Rechnung?«
    »Nein, nein, Ihr dient schon einem Herrn, nur keinem geistlichen, sondern einem sehr weltlichen. Ich habe meinen Freund Ossenstert gebeten, einige Gefälligkeiten einzufordern, die ihm über die Jahre für seine nicht hoch genug zu schätzenden Dienste versprochen worden waren. Nein, Ihr steht im Sold der ... ich glaube, bei dem Euch eigenen Sinn für Humor werdet Ihr sie wohl selber Pfeffersäcke nennen. Die reichen Kaufleute der Hanse sind es, die Euch und Eure Kampfgefährten in Dienst genommen haben, weil es bei den Morden zu viele ihresgleichen getroffen hatte und zu viele ihrer kostbaren Waren verschwunden waren. Wenn eine kirchliche Organisation mit Namen Umbra Diaboli existiert, dann ausschließlich in Eurer Phantasie. Die Organisation, deren Mitglied Ihr seid, heißt Ubi Damnatus,
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