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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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selbst abzureagieren, als mit der Hoffnung, nach so viel vertaner Zeit hier etwas von Belang erreichen zu können.
    Schon von weitem sah ich, dass die Haustür offen stand. Ich trieb mein Pferd durch den dichten Vorhang aus grauer Nässe und direkt in den winzigen Stall, in dem es sich schwerlich zur vollen Größe aufrichten konnte.
    Das Haus war offensichtlich verlassen, sodass ich keine besondere Eile mehr an den Tag legen musste. Deshalb entledigte ich mich zuerst meines steifen, gefetteten Umhangs und rieb mein Pferd mit Stroh trocken, von dem genug im Stall zu finden war. Dies brachte mich nach einer Weile so ins Schwitzen, dass ich den kühlen Wind, der durch das Tor hereinwehte, als angenehm empfand und ich mich nach getaner Arbeit vorn an einen Pfosten lehnte, wo mir vereinzelte Spritzer das Gesicht erfrischten.
    Es war einer dieser Augenblicke, in denen man an nichts denkt und Bilder, Gerüche und Witterungen in sich aufnimmt, ohne sie wirklich zu registrieren. In diesem schemenhaften Einerlei wanderte mein Blick ohne festes Ziel über den winzigen Garten, in dem die Blumen von den schweren Tropfen niedergedrückt wurden und sich in Ermangelung einer ordnenden Hand zwischen dem Gemüse erste Triebe von Unkraut zeigten.
    Meine Augen blieben schließlich an einem flachen, locker aufgeschütteten Beet hängen, das die Dreven kurz vor ihrem Verschwinden angelegt haben musste. Wenngleich ich früher auch öfters die kunstvoll gestalteten Schlossgärten bewundert und ein Verweilen in ihrer Pracht stets genossen habe, muss ich gestehen, dass ich von ihrer Anlage nichts verstehe und selbst an der Gestaltung des kleinsten Kräutereckchens scheitern würde. So hatte ich jetzt nicht die geringste Ahnung, was hier angebaut werden sollte, zumal ich nur hier und da dieselben Unkrautpflänzchen ausmachte, die sich auch woanders ihren Platz erobert hatten.
    Die einzige Ausnahme bildete eine vom Regen durchspülte Auswaschung am Rand, in der sich drei verkrümmte Spitzen zeigten, die mit jedem auf sie hernieder gehenden Tropfen um eine Winzigkeit mehr freigelegt wurden.
    Fixierte ich dies zunächst noch mit der Teilnahmslosigkeit des späten Zechers, der in sein leeres Glas stiert, durchfuhr mich endlich die Erkenntnis, als das Herniederprasseln den fünften Finger der Hand aus dem Boden gewaschen hatte.
    Ich brauchte keine Schaufel zu suchen und auch nicht meine Hände zu benutzen, der Himmel nahm mir die Arbeit ab. Ein wahrer Wolkenbruch peitschte den Boden, der immer mehr Krume wegschwemmte. Mit jedem Aufspritzen des Wassers wurde das Bild deutlicher, und als nach einer Weile das Himmelsgrau aufriss und ein mildes Abendlicht die Landschaft zu einem sanften Leuchten brachte, lag vor mir der Leichnam von Grete Dreven, schon vom Gewürm benagt, doch so sauber, als hätten die Leichenweiber soeben erst ihre Arbeit beendet.
    Der Rest ihres Gesichts wirkte entspannt wie im Schlaf, doch besagt dies nichts darüber, wie ich euch aus eigener Kenntnis versichern kann, dass sie ohne Schmerzen in eine andere Welt hinübergeglitten wäre. Ihr rechter Arm stand in einem unnatürlichen Winkel ab, wie es nur bei einem Bruch möglich ist. Und als ich mir die schwarzroten Verfärbungen ihrer Füße näher besah, wusste ich, dass man ihre Fußsohlen mit glühendem Eisen behandelt hatte.
    Grete Dreven war vor ihrem Tod schwer gefoltert worden.
    Wer konnte ein Interesse daran haben, diese Frau zu töten, und warum? Für die Beantwortung dieser Fragen brauchte ich mehr Fakten.
    Als Nächstes nahm ich mir ihre Behausung vor.
    In ihrem Häuschen, das nur aus zwei Zimmern bestand, befanden sich kaum noch Einrichtungsgegenstände. Alles, was sich ohne allzu große Schwierigkeiten bewegen ließ, war bei Nacht und Nebel fortgebracht worden. Dass dies nicht auf Veranlassung von Grete geschehen war, erhellte bereits der Umstand, dass verschiedene Sachen von geringem Wert wie ein einfacher Schemel oder ein henkelloser Krug zerschlagen auf dem Boden lagen. Auch ein in die Wand eingelassener Haken, den herauszubrechen man vergeblich versucht hatte, zeugte davon.
    Nein, hier hatten sich Leute bedient, die die Überzeugung gewonnen hatten, dass die rechtmäßige Bewohnerin dieses Hauses nicht mehr zurückkehren würde.
    Ich machte mich an eine oberflächliche Durchsuchung der Zimmer, mit der ich schnell zu Ende war. Die Stelle, nach der diejenigen geforscht hatten, die sich nicht mit dem übrigen Krempel zufrieden gaben, war rasch entdeckt. Zu deutlich

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