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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten
Autoren: F.G. Klimmek
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Gesicht vor mir, wie er mir verschwörerisch ein Auge zukniff,
sind ein kleiner Dank der Kaufleute für deine erhellenden Auskünfte über Degusti
.
    In ein Tuch eingeschlagen, lagen die funkelnden Münzen direkt unter dem Brief. Ich konnte mir erlauben, sie allesamt mit theatralisch-übertriebener Geste meiner darob entzückten Zenobia zu überreichen.
    Und ich hoffte dabei, mein wunderbares Weib würde nicht mitbekommen, wie ich lautlos in mich hineinlachte. Meine Vereinbarung mit Ossenstert sah unter anderem vor, dass er mir nur den zehnten Teil des Betrages, den die Hanse ausspucken würde, nach Holland übersenden sollte. Der Rest würde von ihm auf meinen Namen bei einem Münster’schen Goldschmied angelegt werden.
    Also warteten dort jetzt 450 sich ständig mehrende Gulden auf mich, ein wahres Vermögen!
    Und wenn ihr, meine frisch verliebten Zuhörer, nun meint, diese Geheimniskrämerei sei gegenüber meiner Zenobia nicht besonders aufrichtig, so habt ihr sicherlich Recht. Aber glaubt mir, wenn ich euch versichere, dass auf dieser Welt nichts so unbeständig ist wie die Zuneigung einer schönen Frau. Deshalb sollte ein erfahrener Mann stets danach trachten, selbst im hingebungsvollsten Liebesrausch immer noch einen geheimen Sparpfennig in petto zu halten.
    Ich las weiter.
    Zu dem Säckchen soll ich dir wörtlich sagen: »Du kannst seine frühere Position haben, wenn du willst. Sein Schwert läge auch für dich bereit.« Du wüsstest schon, was damit gemeint ist. In beständiger Freundschaft, dein Johannes!
    Tatsächlich befand sich unter dem Tuch noch ein samtener Beutel, aus dem ich zweierlei hervorholte.
    Zum einen enthielt er jenen bemerkenswerten Dolch Degustis, mit dem er mir nicht nur bei unserer ersten Bekanntschaft das Fleisch herübergereicht, sondern später auch seine Kameraden erstochen hatte.
    Er beherbergte außerdem einen runden, dickwandigen Glasbehälter, der mit einem Korkstöpsel verschlossen war. In ihm schwammen in einer klaren, konservierenden Flüssigkeit zwei Augen, jetzt von schwarzgrüner Farbe, wie ich sie nur bei einem einzigen Menschen gesehen hatte.

Schlusswort des Autors
    Sollte Sie Ihr Durchhaltevermögen bis hierher gebracht und Ihnen mein Roman obendrein gefallen haben, brauchen Sie an dieser Stelle nicht weiterzulesen.
    Falls Sie aber die ganze Menschenfresserei, die Hinrichtungen und sonstigen Grausamkeiten für übertrieben oder bloße Effekthascherei halten, sind die nachfolgenden Hinweise vielleicht ein geeigneter Anstoß, Ihre Meinung noch einmal zu überdenken.
    Eventuell werden Sie danach sogar zu der Überzeugung gelangen, dass es ein großes Glück ist, im Hier und Heute zu leben.
    Ich habe mir die Freiheit genommen, einen Ableger der Beane Family durch Zeit und Raum nach Westfalen in das 16. Jahrhundert zu beamen. Wahmann, der meinem Scharmann entspricht, machte dagegen kaum Schwierigkeiten, ihn brauchte ich nur um gute hundertfünfzig Jahre zurückzuversetzen. Um das Bild rund zu machen, entlieh ich mir von Stumpp den Wolfsfellgürtel.
    Im Einzelnen:
    1.) Sawney Beane lebte im 15. Jahrhundert mit seiner Familie an der Küste der schottischen Grafschaft Galloway. Als gemein und faul verschrien, zog er sich mit seiner Frau in eine Höhle der Küstenklippen zurück, die sich schon deshalb als ideales Versteck erwies, weil ihr Eingang im Wechsel der Gezeiten für Stunden verborgen blieb. Das Paar hatte sich auf Raubmord verlegt mit der Besonderheit, dass es im wahrsten Sinne des Wortes von seinen Opfern lebte. Es fraß sie nämlich auf.
    Im Laufe von fünfundzwanzig Jahren wuchs die sich ausschließlich durch Inzest vergrößernde Familie auf insgesamt achtundvierzig Mitglieder an. Anhand der vorgefundenen Beutestücke soll die Zahl der Opfer auf rund tausend geschätzt worden sein.
    Es mag unglaublich anmuten, dass während einer so langen Zeit und einer solch großen Zahl an Verschwundenen kein früherer Zugriff durch die Obrigkeit erfolgte. Doch muss man in diesem Zusammenhang berücksichtigen, dass sie nur Reisende und keine Ortsansässigen überfielen. Zudem waren ihre Raubzüge militärisch durchorganisiert, mit Kundschaftern, Wächtern und dergleichen. Prinzipiell wurden nie mehr als zwei Reiter oder höchstens sechs Personen zu Fuß angegriffen. Hinzu kam der Vorteil des besonders begünstigten Unterschlupfs.
    Man kam den Mördern auf die Schliche, als sie einem berittenen Pärchen auflauerten, das auf dem Heimweg von einer Kirmes war. Andere Reisende nahmen
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